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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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nicht Larry den Assessor spielen?«
    »Er spielt den Tesman.«
    »Und Ihr Freund Prelligate?«
    »Der spielt den Lovborg.«
    »Warum lassen Sie nicht Larry den Assessor spielen, Prelligate den Tesman und nehmen Derek Cuttlebridge als Lovborg?«
    »Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen, Qwill. Derek ist über zwei Meter groß. Das wäre ein Witz.«
    »Derek als Lovborg ist nicht komischer als Danielle als Hedda.«
    »Vergessen Sie Derek!« sagte sie entschieden.
    Qwilleran ließ nicht locker. »In Macbeth hat er seinen Körper so zusammengefaltet, daß er dreißig Zentimeter kleiner wirkte. Das wäre sogar passend für Lovborg, der sozusagen einen angeschlagenen Ruf hat. Außerdem ist Derek ein beliebter Schauspieler, und Sie müßten sich über den Kartenverkauf keine Sorgen machen. Seine Fans würden in jeder Vorstellung sitzen, und der Klingenschoen-Fonds brauchte Ihnen nicht aus der Klemme zu helfen.«
    Fran verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Gehen Sie, Qwill. Lassen Sie Ihre Dolche hier und gehen Sie! Verlassen Sie das Land! Sie brauchen einen Klimawechsel.«
    Gehorsam ging er zur Hintertür, kam aber dann wieder zurück. »Kennen Sie zufällig die Familie mit der berühmten Puppensammlung?«
    »Natürlich kenne ich die Kemples. Ich habe zusammen mit Vivian Kemple ihr Haus eingerichtet. Es ist in der Pleasant Street. Sie und ihr Mann sammeln beide seltene Puppen.«
    »Darf ich mal eben Ihr Telefon benutzen?« fragte er und fügte trocken hinzu: »Sie können die Gebühren ja mit auf die Rechnung setzen.«
    Ein Mann mit einer besonders lauten Stimme meldete sich, und Qwilleran nannte seinen Namen.
    »Aber natürlich! Wir haben uns im Verein der Freunde von Pickax kennengelernt, Qwill. Ich bin Ernie Kemple.« Er war der Mann, der allen auf den Rücken klopfte und die Hände schüttelte und die Mitglieder bei jeder Versammlung begrüßte.
    »Ich rufe wegen Ihrer Puppensammlung an, Ernie, als mögliches Thema für ›Qwills Feder‹.«
    »Nun, also… eigentlich möchten wir keine Publicity. Sie wissen, was mit den Teddybären der Chisholm-Schwestern passiert ist.«
    »Das war eine andere Situation«, sagte Qwilleran.
    »Ja, aber uns wurde erst vor kurzem eine Puppe gestohlen – sie war nicht besonders viel wert, aber ein echtes Sammlerstück. Und da macht man sich schon Gedanken… Wissen Sie was: Kommen Sie doch einfach her und sehen sich die Puppensammlung zu Ihrem Privatvergnügen an. Es ist Kunst; es ist Geschichte; es ist eine Geldanlage.«
    »Vielen Dank. Ich nehme die Einladung an.« Das war eine angenehme Abwechslung für Qwilleran. Er konnte seine Neugier befriedigen, ohne über… Puppen schreiben zu müssen.
    »Wissen Sie was«, sagte Kemple, »kommen Sie doch gleich her, und ich bereite uns eine kleine Erfrischung. Meine Frau ist verreist, und ich habe nichts zu tun, bis ich um drei Uhr meinen Enkelsohn von der Schule abhole. Ich bin nämlich seit dem ersten Januar in Pension.« »Ich bin gleich bei Ihnen«, sagte Qwilleran.
    Die Pleasant Street wirkte an jenem Nachmittag besonders reizvoll. Der frisch gefallene Schnee hatte die hölzernen Zierleisten an den Häusern überzuckert, und die ganze Straße sah aus wie mit weißen Rüschen verziert. Das Kemple-Haus war gepflegter als die meisten anderen; es war in zwei Taupetönen gestrichen, was Fran Brodies geschulten Geschmack widerspiegelte.
    »Ein sehr schönes Haus«, sagte Qwilleran, als ihm Ernie Kemple öffnete. Wie an der äußeren Fassade, erkannte man auch im Hausinneren die Hand einer professionellen Innenausstatterin. Die traditionellen Möbel waren freundlich angeordnet; die Farben waren modern und historisch nicht mehr korrekt; alte Gemälde und Stiche waren phantasievoll aufgehängt. Aber weit und breit war nicht eine Puppe zu sehen!
    Mit einer dröhnenden Stimme, die Kristalleuchter zum Erbeben brachte, antwortete Kemple: »Gefällt es Ihnen? Ich finde es selbst recht gut. Praktisch, wissen Sie… Aber jetzt meint meine Frau, wir sollten es vielleicht von Carter Lee im Stil des neunzehnten Jahrhunderts renovieren lassen. Er und seine Assistentin haben das Haus besichtigt und sich Notizen gemacht. Aber verdammt noch mal, wir haben gerade erst eine Stange Geld in Amandas Atelier gelassen, und ich will nicht, daß das für die Katz’ war. Vivian – das ist meine Frau – sagt, alle in der Straße machen bei James’ Projekt mit. Angeblich soll es den Wert des Hauses steigern und uns vielleicht sogar steuerliche

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