Die Katze, die den Dieb vertrieb
sie für einen schwarzen Teppich gehalten«, sagte er. Der Hund lag bäuchlings auf dem Boden und hatte alle viere von sich gestreckt.
»Das ist ihre Froschstellung. Sie haben nicht zufällig schon ein neues Heim für sie gefunden?«
»Noch nicht, aber ich bin noch auf der Suche.«
Die vier Dolche mit Messinggriff und Scheide lagen neben den beiden Broschen unter der Glasplatte.
»War der Tisch nicht abgeschlossen?« fragte Qwilleran.
»Der ist seit Jahren unverschlossen! Das Schloß ist kaputt, und der Schlüssel ist irgendwann einmal verlorengegangen.« Er wickelte die Dolche und die Broschen in Zeitungspapier, während Qwilleran einen Scheck über tausend Dollar ausstellte.
Die Katzen erkannten das vertraute Heulen des Automotors, als Qwilleran in die Garage fuhr, und sie kannten das Geklimper der Schlüssel beim Aufschließen der Haustür. Ihre anfängliche Angst angesichts des Kilts und der Schottenmütze war verflogen, und sie begrüßten ihn freundlich, wenn auch nicht gerade überschwenglich.
Als er die Broschen und Dolche auf dem Küchentisch ausbreitete, sprangen beide Katzen hinauf, um die fremden Gegenstände zu inspizieren. Als Qwilleran einen Dolch aus der Scheide zog, verlor Koko vollkommen die Nerven – er fletschte die Zähne und beschnupperte dann mit angelegten Ohren eingehend die Rinnen für das Blut.
Als Qwilleran nach dem schottischen Abend nach Hause kam, waren auf seinem Anrufbeantworter Nachrichten von Freunden, die in den Elf-Uhr-Nachrichten von seiner Ehrung gehört hatten. Auch am nächsten Morgen stand das Telefon nicht still. Einer der Gratulanten war John Bushland.
Qwilleran sagte: »Ich habe gesehen, daß du beim Essen Fotos geschossen hast. War das für die Zeitung oder für den Verein?«
»Für beide. Ich schneide ein Video für die Vereinsmitglieder: wie Brodie Dudelsack spielt und MacWhannell Burns-Gedichte liest und so weiter.«
»Hat Polly dich wegen Lynettes Geburtstagsfeier angerufen?«
»Ja, und ich habe auch eine Idee für ein Geschenk. Sag mir, was du davon hältst… Am Silvesterabend habe ich eine super Aufnahme von ihr gemacht, wie sie sich gerade mit zwei Männern unterhält – mit dem Weinglas in der Hand, funkelnden Augen und einem reizenden Lächeln. Das Licht war genau richtig, und sie sah jung und glücklich aus.«
»Wer waren die Männer?«
»Wetherby Goode und Carter Lee James. Ich könnte es vergrößern und in einen schönen Rahmen stecken. Glaubst du, sie würde sich darüber freuen?«
»Sie wäre bestimmt begeistert!« sagte Qwilleran.
Dann rief ihn Carol Lanspeak an, um ihm zu gratulieren, und sagte: »Sie verdienen ein Denkmal auf dem Rasen vor dem Amtshaus, aber das kommt später.«
»Viel später, hoffe ich«, sagte er.
»Haben Sie und Polly am Sonntag Zeit? Ich wollte nämlich gern ein gemütliches kleines Abendessen für Danielle geben. Ich weiß, es ist ein bißchen kurzfristig.« Als er zögerte, sagte sie: »Sie ist sehr angetan von Ihnen, und es täte ihr unendlich gut, wenn Sie dabei wären. Sie finden immer genau die richtigen Worte.«
Qwilleran mußte schnell nachdenken. Schon wieder Danielle – ein Abend mit schmachtenden Blicken war für eine Woche mehr als genug. Er sagte: »Wie Sie gesagt haben, es ist sehr kurzfristig, Carol. Ich habe für Sonntag Gäste eingeladen und kann unmöglich absagen.«
»Wie schade. Dann vielleicht ein andermal«, antwortete sie.
»Wie geht es Danielle eigentlich?« fragte er aus reiner Höflichkeit.
»Sie trägt es mit Fassung, und Carter Lee kommt ja zurück, also wird sie nicht allein sein. Es ist wichtig, daß sie etwas Konstruktives tut, und die Hauptrolle in Hedda Gabler ist eine echte Herausforderung.«
Qwilleran dachte hingegen: Eine echte Katastrophe, die da auf uns zukommt!
»Sie hat eine gute Auffassungsgabe. Ich wünschte, alle unsere Schauspieler würden ihren Text so schnell lernen.« Carol führte Regie bei dem Stück. »Das Hauptproblem ist, daß sie den Mann, dem wir die Rolle des Assessor Brack gegeben haben, nicht leiden kann. Die beiden vertragen sich einfach nicht.«
»Wer spielt denn den Brack? George Breze? Scott Gippel? Adam Dingleberry?« Gippel wog dreihundert Pfund; Dingleberry war ungefähr hundert Jahre alt; Breze war ein furchtbarer Schauspieler.
Carol fand das gar nicht lustig. »Wir hatten den Schauspiel- und Rhetoriklehrer von der High School dafür gewonnen. Er ist wirklich gut, aber nun springt er leider ab. Und Danielle hätte Sie gern als
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