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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Rock’n’Roll.«
    »Ich glaube, bei einem rhythmischen Takt gehen sie mit«, meinte die Leiterin des Kirchenchors. »Unsere Katze sitzt auf dem Klavier und läßt ihren Schwanz im Rhythmus mitschwingen. Wir nennen sie Metro, als Kurzform von Metronom.«
    Alle beteiligten sich an dem Spiel. Jeder kannte eine Katze mit einem passenden Namen: einen Kater namens Katzanova; einen Fischliebhaber namens Sushi; ein Burmakatzenpärchen namens Ping und Pong.
    »Senden Sie Postkarten ein!« forderte sie Qwilleran auf.
    Polly sagte zu ihm: »Da hast du die Büchse der Pandora geöffnet. Entwickelt sich das zu einem Segen oder zu einem Fluch?«
    Schließlich stimmte der Dudelsackspieler einen Strathspey an – das Signal, daß das frischverheiratete Paar die Gesellschaft jetzt verließ. Qwilleran, der das Fluchtauto fuhr, zog die Autoschlüssel aus seiner Felltasche und bat Riker, seinen Bus zur Eingangstür des Clubhauses zu bringen.
    Auf dem Weg zum Boulder House Inn schwärmte das Paar auf dem Rücksitz begeistert von dem Geschenk des Paares auf dem Vordersitz, ohne zu wissen, daß sie um ein Haar einen Schnauzer bekommen hätten. Carter Lee sagte, sie würden gleich nach ihrer Rückkehr einen Termin mit dem Porträtmaler vereinbaren. Polly wünschte ihnen gutes Wetter in New Orleans. Lynette hoffte, sie würde nicht zunehmen.
    Was den Fahrer anbelangte, so bereitete ihm sein Schnurrbart Unbehagen. Bei dem Empfang war der Champagner in Strömen geflossen, und er war wahrscheinlich der einzige, der vollkommen nüchtern war. Er mußte immer wieder an den alles andere als jugendfreien Kuß denken, den Danielle dem Bräutigam gegeben hatte… und an die leisen Andeutungen, daß sie gar nicht wirklich Cousin und Cousine waren… und an die überstürzte Heirat, die bei den einheimischen Klatschmäulern Thema Nummer eins war.
    Das Boulder House Inn stand auf einer Klippe mit Blick auf den zugefrorenen See; es war aus aufeinandergestapelten Felsbrocken gebaut. Manche davon waren so groß wie Badewannen. Der Schnee betonte jeden Vorsprung, jede Schwelle, jeden Spalt. Im Inneren des Gebäudes waren manche Fußböden aus dem riesigen flachen Felsen gemeißelt, der das Fundament bildete. Meterlange, gespaltete Holzscheite brannten in dem riesigen Kamin, vor den sich die Gäste nach dem Abendessen scharten, um den Geschichten des Gastwirts zu lauschen.
    Silas Dingwall erinnerte an einen Wirt auf einem mittelalterlichen Holzschnitt: klein und rund, mit Lederschürze, und von fröhlichem Wesen. Er begrüßte die Hochzeitsgesellschaft lächelnd mit ausgebreiteten Armen und führte sie an den besten Tisch im Saal. Der Tafelschmuck bestand aus Unmengen roter Nelken, weißer Schleifen und weißer Hochzeitsglocken aus Styropor. Eine Flasche Champagner stand schon gekühlt bereit – ein Geschenk des Hauses.
    »Darf ich sie aufmachen?« fragte er.
    Der Korken sauste mit einem leisen pfft! aus dem Flaschenhals, und der Wirt schenkte schwungvoll ein, während er das Brautpaar mit Glückwünschen überhäufte. Er schloß mit den Worten: »Ich werde heute abend Ihr Weinkellner sein, und Tracy ist Ihre Kellnerin.«
    Als Qwilleran sah, wie der Gastwirt mit einer hübschen jungen blonden Frau sprach, fuhr seine Hand unwillkürlich zu seiner Oberlippe hinauf. Er sah, wie Dingwall auf ihren Tisch zeigte. Er sah, wie sie nickte.
    Lynette und Carter Lee stießen mit leuchtenden Augen mit ihrem Champagnergläsern an, als die blonde Kellnerin an ihren Tisch trat. Freundlich lächelnd machte sie ein paar Schritte auf sie zu, wurde immer langsamer, und dann wich ihr Lächeln einem schockierten Gesichtsausdruck. »Mein Gott!« rief sie und rannte blind aus dem Speisesaal; sie stieß gegen Stühle und taumelte durch die Pendeltür in die Küche.
    Im Speisesaal war es totenstill. Dann ertönten in der Küche hysterische Schreie, und der Gastwirt stürzte durch die Pendeltür hinaus.
    »Also so was!« sagte Polly. »Was war das denn?«
    Lynette war verwirrt. Carter Lee wirkte gelassen. Qwilleran wirkte wissend. Er glaubte in der Tat zu wissen, was los war.
    Mit rotem Gesicht kam der Gastwirt eilig an ihren Tisch. »Es tut mir leid«, sagte er. »Tracy fühlt sich nicht wohl. Barbara wird Sie bedienen.«
    Nach dem Hochzeitsessen beschlossen Qwilleran und Polly, nach Pickax zurückzufahren, ohne auf die Geschichten zu warten, die der Gastwirt vor dem Kamin erzählte. Sie mußte am nächsten Tag arbeiten, und ihm war die gegebene Situation alles andere als angenehm.

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