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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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hätten Sie Lust, zu Tipsy zu gehen?«
    »Ich gehe immer gerne zu Tipsy, bei Sonnenschein und Regen, mit Freund oder Feind«, sagte Qwilleran.
    »Nehmen wir meinen Bus. Er ist größer, und seine Räder machen größere Fontänen.«
    »Offensichtlich hat bis jetzt noch niemand den Überbringer schlechter Nachrichten erschossen.«
    »Noch nicht! Aber die Veranstalter des Eisfestivals kontrollieren stündlich das Eis…!«

In Wetherby Goodes Wagen fuhren die beiden Männer die regennasse River Lane entlang. »Das ist ein Wetter!« sagte der Meteorologe.
    »Wie konnte all der Schnee bloß so schnell wegtauen?« fragte Qwilleran.
    »Warmer Regen. Wie wenn man auf Eiswürfel heißen Tee gießt.«
    »Die Gegend hat sich über Nacht von einem schönen Schwan in ein häßliches Entlein verwandelt.«
    »Und er wird noch häßlicher werden«, prophezeite Wetherby. »Denn der Regen regnet jeglichen Tag.«
    »Ist damit das Eisfestival gestorben?«
    »Ich gebe keine Vorhersagen ab. Ich mache nicht mal den Mund auf. Ich kann nur eines sagen: Die Raupen wußten etwas, was wir nicht wußten. Der Parkplatz beim Dimsdale Diner ist überflutet, und die Leute in Shantytown werden evakuiert. Sie haben Angst, daß das alte Bergwerk einstürzt.«
    »Was ist mit der Buckshot-Mine auf unserem Weg?«
    »Da ist die Situation noch nicht so gefährlich. Die Dimsdale Mine befindet sich ja in der Gabelung zwischen zwei Flüssen, dem Ittibittiwassee und dem Rocky Burn.«
    Qwilleran sagte: »Unser Fluß schien schneller und lauter zu fließen, aber einen großen Wasseranstieg kann ich nicht feststellen. Jedenfalls hoffe ich, daß die Uferböschung hoch genug ist, um uns Schutz zu bieten. Und wir haben ja mehrere Katzen im Gebäude fünf; wenn sie ein Erdbeben vorhersagen können, dann sollte ihnen das bei einer einfachen Überschwemmung auch gelingen.«
    »Schlimm wäre es nur, wenn sich eine riesige Woge im See weiter im Fluß fortsetzen würde. Allerdings käme die dann auch nur bis Sawdust City. Sie brauchen Ihren Katzen also noch keinen Schwimmunterricht zu geben.«
    »Wenn die Busse nicht durch den Schlamm auf den Seitenstraßen kommen, werden die Schulen schließen müssen. Vielleicht sollten wir einen Lebensmittelvorrat anlegen. Meine Scheune war für Stromausfälle eingerichtet – mit einem Vorrat an Dosennahrung, einem Campingofen, abgefülltem Wasser und Batterien – aber hier habe ich gar nichts. Ich sollte auch für Polly etwas einkaufen.«
    Wetherby sagte: »Wir können nach dem Essen im Supermarkt in Kennebeck einkaufen, wenn noch was da ist.«
    »Ich schlage vor, wir gehen vor dem Essen einkaufen«, sagte Qwilleran.
    Die Stadt Kennebeck befand sich auf einem bewaldeten Hügel, und Tipsys Tavern stand auf der Hügelspitze auf dem Trockenen. Das Restaurant war in den dreißiger Jahren in einer kleinen Blockhütte eröffnet und nach der Katze des Besitzers benannt worden. Jetzt war es eine riesige, aus Baumstämmen gebaute Gaststätte mit mehreren Speisesälen auf verschiedenen Ebenen. In einem davon hing ein Ölgemälde der berühmten weißen Katze mit der schwarzen Zeichnung. Das Essen war einfach und deftig, die Atmosphäre rustikal und angenehm. Das Personal bestand aus älteren Frauen, die die Gäste beim Vornamen nannten und wußten, was sie gerne tranken.
    Als ein Squunk-Wasser und ein Bourbon vor ihnen auf dem Tisch standen, sagte Qwilleran zu seinem Begleiter: »Ich nehme an, Sie stammen aus der Gegend, Joe.«
    »Ich stamme aus dem Bezirk Lockmaster. Aus einer Stadt, die Horseradish heißt – Meerrettich.«
    »Das ist doch wohl ein Scherz, oder?«
    »Glauben Sie? Sehen Sie doch auf der Karte nach«, sagte Wetherby. »Sie liegt am Seeufer. Nur wenige Menschen wissen, daß diese Stadt einmal das Zentrum für Meerrettich im Mittleren Westen war. Das war natürlich vor langer Zeit, im neunzehnten Jahrhundert, lange bevor Lockmaster zu einer mondänen Gegend wurde, die für ihre Pferdezucht bekannt ist. Ob es da einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht. Und in Horseradish – da gibt es jetzt nur noch Ferienhäuser und Landgasthöfe. Ein paar Verwandte von mir wohnen noch immer dort.«
    »Was hat Sie nach Moose County geführt, Joe?«
    »Nun, nach dem College habe ich im Süden unten beim Fernsehen gearbeitet. Dann überfiel mich eine schwere Lebenskrise, und ich beschloß, wider in den Norden zurückzugehen. Als erstes dachte ich natürlich an Lockmaster-City, aber dann sah ich, was in Pickax City los war, und das gefiel mir.

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