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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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ausgab, und einen raffinierten Schwindel zu lachen – wäre da nicht das tragische Ende. Lucy starb, und wie die Autopsie ergab, war die Todesursache nicht der Fischeintopf, sondern Arsen gewesen.
    Carter Lee biß die Zähne zusammen und starrte wortlos auf Qwilleran, der freundlich fragte: »Hat Ihnen die Geschichte gefallen? Wollen Sie sie noch einmal hören?«
    Der Mann auf dem Sofa wandte sich seiner Begleiterin zu und donnerte: »Geh zum Auto!«
    »Warum?« quengelte sie und wies schmollend auf ihr halbvolles Glas.
    »Geh raus und steig ins Auto ein! Tu, was ich dir sage!«
    Widerwillig ging sie ins Vorzimmer, um sich die Stiefel anzuziehen.
    »Vergiß die Stiefel! Mach, daß du rauskommst!« Als die Tür ins Schloß fiel, sagte er zu Qwilleran: »Sehr unterhaltsam! Was wird hier eigentlich gespielt?«
    Über ihnen klickte etwas – die Tür des Katzenzimmers klinkte auf. Die andere Tür quietschte.
    »Ein altes Spiel aus Moose County. Es heißt Holen wir den Staatsanwalt.«
    Mit einer raschen Bewegung war Carter Lee auf den Beinen und griff nach dem Dolch.
    Qwilleran sprang vom Sessel auf. »Halt! Da oben ist ein Zeuge!« Er deutete in Richtung Treppenaufgang. Koko stand schwankend auf dem Geländer. Wetherby kam aus dem Schlafzimmer.
    In dem Sekundenbruchteil, den Carter Lee zögerte, stürzte sich ein fliegendes Objekt auf ihn wie ein Adler auf ein Kaninchen. Die Krallen packten ihn am Kopf, und er schrie auf. Halb blind von dem Blut, das ihm über das Gesicht lief, torkelte er Richtung Flur, stolperte über Möbel und tastete nach der Wohnungstür, während Koko noch immer laut heulend auf seinem Kopf saß. Qwilleran schrie ihn an, er solle sich auf den Boden legen; Yum Yum kreischte erschreckt; Wetherby brüllte, während er die Treppe heruntergepoltert kam. Es war eine chaotische Minute, bis Koko auf den Boden sprang und Carter Lee durch die Tür floh.
    »Hinter ihm her!« rief Qwilleran.
    »Wir nehmen meinen Wagen! Er steht in der Auffahrt!«
    Sie griffen nach ihren Jacken und ließen Koko zurück, der sich die Krallen leckte.
    Der Land Rover fuhr über die regennasse River Lane und bog am Pförtnerhaus links ab, und dann auf der Ittibittiwassee Road wieder nach links, gefolgt von Wetherbys Auto, das nicht weit zurücklag.
    »Was glauben Sie, wohin sie fahren?« fragte Qwilleran und griff nach dem Autotelefon.
    »Sie fährt. Schauen Sie, wie der Wagen hin- und herschlingert!«
    Er sagte ins Telefon: »Hier ist Qwilleran. Mutmaßlicher Mörder und Komplizin in weißrotem Land Rover auf der Ittibittiwassee Road Richtung Westen unterwegs. Der verdächtigte Mann hat Kopfwunden. Die Frau lenkt das Auto gefährlich unkontrolliert. Sie befinden sich jetzt drei Meilen östlich der Brücke. Bericht aus dem Verfolgerwagen zu Ende. Over.«
    Die Antwort war aufgrund des Lärms, den die Reifen machten, als sie durch die Wassermassen fuhren, nicht zu hören. Die Wasserfontänen des Rovers vor ihnen spritzten an ihre Windschutzscheibe, und die Scheibenwischer sausten hektisch hin und her, um ihnen die Sicht zu erhalten.
    Um den Krach zu übertönen, schrie Qwilleran: »Wenn sie die Brücke überqueren, fahren sie direkt der Polizei in die Arme!«
    »Ich werde ein wenig langsamer fahren, Qwill. Das ist ja der reinste Selbstmord!«
    Die nächsten zwei Meilen schwiegen sie. Dann rief Qwilleran: »Es hat funktioniert! Der Trick hat funktioniert!«
    »Ich habe jedes Wort gehört.«
    »Gut gemacht, Koko!«
    »Nach der nächsten Kurve kommt die Brücke«, sagte Wetherby.
    »Bleiben Sie oben am Hügel stehen.«
    Am Kamm des Hügels angelangt, fuhren sie an den Straßenrand und hielten auf dem schlammigen Seitenstreifen an. Von hier aus konnten sie sehen, wie das Fluchtfahrzeug zu einer Brücke fuhr, die bis auf das Geländer unter Wasser stand. Der Fluß sprudelte und toste.
    »Sie schaffen es nie.«
    »Sie werden es versuchen.«
    Sie sahen zu, wie sich eine Welle den Fluß hinunterwälzte – eine riesige Woge, die Baumstämme, einen Betonblock von einem Kanalrohr und Holzstücke von dem zerborstenen Mühlrad mit sich führte. Es war die Art Trümmer, die sich an der Flußbiegung fingen und dann plötzlich losgerissen wurden. Als der Land Rover beschleunigte, donnerte die Welle wie ein Rammbock gegen die Brücke.
    »Idioten!« schrie Wetherby.
    Die Brücke zerbarst und hob sich und schleuderte den weißroten Wagen über das Geländer, so daß er im aufgewühlten Wasser weitergerissen wurde, bis er sich in den Ästen einer

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