Die Katze, die den Dieb vertrieb.
durch das Netz fallen, oder sie geraten in Panik und versuchen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.« Er gestattete sich ein bitteres Lachen. »Vielleicht haben sie das Geheimnis entdeckt, wie man ohne Geld und unter Vermeidung von Menschenmassen Weihnachtsgeschenke einkaufen kann.«
Qwilleran sagte: »Wenn die Diebstähle, wie Sie sagen, an so verschiedenen Orten stattfinden, dann verfährt irgend jemand eine Menge Benzin, nur um irgendwelchen Kleinkram zu stehlen. Da muß eine ganze Gruppe beteiligt sein.«
Brodie warf die Hände in die Luft. »Die ganze Geschichte ist verrückt!«
»Okay, ich kann Ihre Liste noch um einen Vorfall erweitern. Aus diesem Grund bin ich hier.« Qwilleran verstummte und schwieg, bis die Neugier des Polizeichefs geweckt war. »Wir alle wissen, daß die Old Stone Church warme Kleidung für bedürftige Familien sammelt. Hinter der Kirche ist ein Container dafür aufgestellt. Jeden Mittwoch kommen freiwillige Helfer, um die Kleidungsstücke zu sortieren und zu flicken. Denen habe ich angekündigt, daß ich am Dienstag abend ein Bündel in den Container werfen würde – was ich auch tat –, einen ganzen Plastiksack voller Sachen in gutem Zustand: Jacken, Pullover, Handschuhe, und so weiter. Doch als sie am nächsten Morgen den Container öffneten, war er nicht da. Sie riefen mich an, um zu fragen, ob ich es vergessen hätte.«
Der Polizeichef brummte. »Kein Schloß am Container?«
»Wer denkt denn in dieser Gegend an Schlösser? Darum ging es ja in unserem Leitartikel! Wir haben unseren Lesern nahegelegt, daß sie alles anbinden sollen; jetzt werden wir ihnen sagen, sie sollen alles abschließen.«
Brodie lachte wieder. »Wenn Sie in der Stadt einen Typen sehen, der in Ihren Kleidern herumläuft, folgen Sie ihm und machen Sie ein Foto von ihm.«
»Klar. Und ich frage ihn nach seinem Namen und seiner Anschrift.«
»Meine alte Großmutter in Schottland konnte mit einer Schere, einem Stück Schnur und einem Hexenspruch einen Dieb ausfindig machen. Ein Jammer, daß sie starb, bevor ich zur Polizei ging.« Dann grinste er. »Warum setzen Sie nicht Ihren klugen Kater auf diesen Fall an?« Der Polizeichef war der einzige Mensch in der Gegend, der von den bemerkenswerten Talenten von Qwillerans Siamkater wußte. Der Kater hatte tatsächlich Fähigkeiten, die ihn von anderen Katzen unterschieden, und Qwilleran versuchte diese Tatsache aus verschiedenen Gründen geheimzuhalten. Doch Brodie hatte im Süden unten davon Wind bekommen, und jetzt zogen sich die beiden Männer gegenseitig mit dem ›klugen Kater‹ auf, der mit seinen hochentwickelten Sinnen den meisten Menschen überlegen war.
»Koko läßt sich nicht auf etwas ansetzen«, sagte Qwilleran, ohne eine Miene zu verziehen. »Er führt seine eigenen Ermittlungen durch. Im Augenblick überwacht er eine Bande wilder Kaninchen.« Dann fügte er in ernstem Tonfall hinzu: »Aber letzte Nacht, Andy, ist er auf mein Bücherregal gesprungen und hat einen russischen Roman mit dem Titel Der Dieb hinuntergeworfen. War das ein Zufall, oder was?«
»Kann er denn Russisch lesen?« fragte Brodle nur halb im Scherz.
»Ich habe eine englische Übersetzung.«
Der Polizeichef brummte vage und wechselte das Thema. »Ich habe gehört, daß Sie und Ihr kluger Kater diesen Winter nicht in der Scheune wohnen. Wieso denn das?« Aus seiner Frage war ein enttäuschter Unterton herauszuhören. Er kam oft nach Dienstschluß in die umgebaute Apfelscheune, auf einen Schlummertrunk und um ein wenig übers Geschäft zu reden. Obwohl Qwilleran selbst keinen Alkohol trank, hatte er für seine Gäste stets die besten Marken auf Lager.
»Es ist so, Andy«, erklärte er. »Ein dreistöckiges Gebäude, das innen ganz offen ist, kann unmöglich gleichmäßig beheizt werden. In der obersten Etage hat es Temperaturen wie in der Sauna, während es im Erdgeschoß kühl ist. Die Katzen sind immer ganz nach oben gegangen, um sich dort aufzuwärmen. Sie waren dann aber von der Hitze so benommen, daß sie nicht mehr gerade gehen konnten. Also habe ich für die kalte Jahreszeit eine Eigentumswohnung in Indian Village gekauft. Den Sommer über werde ich sie an Urlauber vermieten. Natürlich ist sie bei weitem nicht so groß wie die Scheune, aber für uns reicht es. Die Schneepflüge der Bezirksverwaltung halten die Zufahrtsstraßen frei, und zwar aus dem einfachen Grund, daß da draußen so viele Politiker wohnen… Übrigens habe ich meine Wohnung von Ihrer talentierten
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