Die Katze, die den Dieb vertrieb.
milden Winter bekommen, wie die Raupen vorhergesagt haben, dann werden wir im nächsten Sommer mit Mücken überschwemmt!… Hallo, Mr. Qwilleran! Kommen Sie rein! Setzen Sie sich irgendwo hin, wo es nicht klebrig ist. Meine Gäste zielen nicht sehr gut mit der Sirupflasche.«
»Wie geht’s Lenny?« fragte Qwilleran. Ihr Sohn war bei einer Explosion verwundet worden.
»Dieser Junge!« sagte sie stolz. »Er ist einfach nicht zu bremsen! Vormittags hat er Unterricht im College, und dann hat er einen netten Teilzeitjob im Clubhaus in Indian Village gefunden. Er hat Sie als Referenz angegeben, Mr. Qwilleran. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
»Er wird auch noch so ein Workaholic wie seine Mutter.«
»Besser, als wenn er nach seinem Vater gerät!… Haben Sie schon Ihre Weihnachtseinkäufe erledigt, Mr. Qwilleran?«
»Hetzen Sie mich nicht, Lois. Wir haben doch erst den Dreiundzwanzigsten.«
Das erste Geschenk, das er kaufte, war eine Flasche Scotch. Er verbarg die braune Papiertüte unter seiner zusammengelegten Jacke und stieg damit die Treppe zur Polizeiwache im Rathaus hinauf. Er ging dort so häufig ein und aus, daß der diensthabende Sergeant nur mit dem Kopf in Richtung Büro deutete und sagte: »Er ist da.« Man konnte den Polizeichef durch eine Glaswand sehen; er saß vor dem Computer, den er aus tiefster Seele haßte.
Brodie war ein hartgesottener Polizist, der es nicht leiden konnte, wenn sich Zivilisten in polizeiliche Angelegenheiten einmischten. Allerdings hatte er die Hinweise und die Meinung des Journalisten schätzen gelernt, die ihm schon manches Mal bei der Lösung eines Falles geholfen hatten. Im Dienst hatte er altmodische Ansichten über Recht und Ordnung und ein entsprechend schroffes Benehmen. Privat war er ein liebenswürdiger Schotte, der bei öffentlichen Veranstaltungen in einem Kilt herumstolzierte und Dudelsack spielte.
Qwilleran legte seine Jacke vorsichtig auf einem Stuhl ab, setzte sich und sagte: »Wie ich sehe, steht Ihr Name wieder mal in der Zeitung. Wer ist Ihr Presse-Agent? Wollen Sie für das Bürgermeisteramt kandidieren? Ich melde mich als Wahlhelfer.«
Mit grimmiger Miene schoß Brodie zurück: »Hätte ich einen wild wuchernden Schnurrbart wie Sie, dann käme auch mein Bild in die Zeitung. Was gibt’s?«
»Ich möchte wissen, ob Sie glauben, was Sie in der Zeitung gesagt haben.«
»Es ist eine bekannte Tatsache! Wenn man zuläßt, daß die Strolche in der Öffentlichkeit urinieren, beschmieren sie als nächstes mit Spraydosen das Amtsgebäude, dann dealen sie mit Drogen, und danach rauben sie Banken aus und bringen Polizisten um.«
»Haben Sie in bezug auf die Diebstähle irgendeinen Verdacht?«
Der Polizeichef lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Es könnten irgendwelche Rowdys aus Chipmunk sein. Oder eine Bande aus Lockmaster, die sich hier herumtreibt. Vielleicht sind es auch die Jugendlichen, die in George Brezes Dreckladen herumlungern. Wir ermitteln noch.«
»Und können Sie irgendwelche Gemeinsamkeiten erkennen? Inzwischen müßte sich doch irgendein Muster herauskristallisiert haben.«
»Nun, zunächst ergibt vor allem das, was sie nicht tun, ein Muster. Sie stehlen keine Sozialhilfe-Schecks aus Briefkästen. Sie bauen keine Autoradios aus und brechen auch nicht in Arztpraxen ein. Bis jetzt war alles nur Kleinkram. Noch etwas: Es gab keine zwei Vorfälle, die gleich waren, die Tatorte waren weit voneinander entfernt, und es passiert immer bei Dunkelheit. Sie klauen nichts aus Geschäften mit heller Beleuchtung und aufmerksamen Angestellten.«
Qwilleran sagte: »Ich habe schon überlegt, ob es vielleicht ein Spiel ist, wie eine Schatzsuche – vielleicht eine Art Initiationsritus für irgendeinen Jugendkult.«
»Wir haben schon mit Schuldirektoren gesprochen, und mit Dr. Prelligate vom College. Sie sagen, es gibt keine Anzeichen für irgendwelche verdächtigen Aktivitäten.«
»Die wären die letzten, die das wüßten«, murmelte Qwilleran.
»Und es gibt noch eine Möglichkeit. Nach dem finanziellen Desaster in Sawdust City habe ich so etwas schon vorhergesagt. Die Stadt hatte diesen Winter viele Härtefälle, und es ist schlimm, wenn man zu Weihnachten knapp bei Kasse ist, besonders wenn man Kinder hat.«
»Aber die Wohltätigkeitsorganisationen haben für den Weihnachtsfonds Rekordsummen eingenommen, und der Klingenschoen-Fonds hat jeden Dollar verdoppelt.«
»Ich weiß, aber es gibt immer ein paar Fälle, die
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