Die Katze, die den Dieb vertrieb.
fürchte, diese Ehre gebührt nicht mir«, sagte er taktvoll.
»Und jetzt wollen Carter Lee und ich dich um einen großen Gefallen bitten. Hast du was dagegen, wenn wir auf ein paar Minuten vorbeikommen?«
»Ganz und gar nicht. Kommt doch um fünf Uhr auf ein Glas Wein vorbei.«
Danach fuhr Qwilleran nach Pickax, um seinen Beitrag abzuliefern und zum Mittagessen in die Spoonery zu gehen. Er wollte auch Brodie besuchen, um mit ihm über Lenny zu sprechen, doch der Polizeichef war bei einer Konferenz. Er besuchte ziemlich viele derartige Veranstaltungen, und Qwilleran fragte sich, ob sie vielleicht in den Eisfischerhütten am zugefrorenen See abgehalten wurden.
Die Spoonery war ein Restaurant in der Innenstadt, das sich auf Suppen spezialisiert hatte, und wurde von Lori Bamba geführt, einer ehrgeizigen jungen Frau, die stets etwas Neues ausprobierte. Qwilleran setzte sich an die Theke und bestellte die asiatische süß-saure Würstchensuppe. »Wie geht es Nick?« fragte er Lori. »Ich bekomme ihn gar nicht mehr zu Gesicht.«
»Sein Arbeitstag auf der Truthahnfarm ist so lang, daß ich ihn selbst kaum mehr sehe, aber er ist froh, daß er nicht mehr im Gefängnis arbeitet.«
»Ich freue mich für euch beide, daß er diesen Job aufgegeben hat. Und wie läuft das Suppengeschäft?«
»Ich lerne ständig dazu«, sagte sie und zuckte gutmütig die Achseln. »Tomatensuppe mit Reis und Hühnersuppe mit Nudeln ist beliebter als Auberginen-Erdnußsuppe.«
»Wir sind hier in Pickax, meine Liebe«, erinnerte er sie.
»Fühlen sich die Kätzchen in Indian Village wohl?« Lori hatte selbst fünf Katzen und war seine Ratgeberin in Katzenfragen.
»Zu Hause ist, wo das Futter ist. Wenn man sie zur vereinbarten Zeit füttert, fühlen sie sich überall wohl. Aber zur Zeit ist etwas Seltsames im Gang. Unser unmittelbarer Nachbar spielt Sousa-Märsche, und Koko klopft mit dem Schwanz den Takt mit.«
»Schlägt er mit dem Schwanz von einer Seite auf die andere?«
»Genau! Rechts, links – bam, bam – rechts, links!«
Lori sagte ernst: »Das ist ein Gefahrensignal. Richtet er seinen Zorn gegen Yum Yum?«
»Ja, und gegen mich auch! Er will mir irgend etwas sagen, aber ich verstehe es nicht. Er ist verärgert. Katzen! Sie können einen in den Wahnsinn treiben… Die Suppe schmeckt sehr lecker, Lori.«
»Danke. Darf ich Sie zitieren? Ich brauche nur zu sagen: ›Mr. Qwilleran findet sie lecker‹, und alle werden nach der asiatischen süß-sauren Würstchensuppe verlangen!«
Nach dem Mittagessen bei Lori ging er zum Einrichtungsatelier, um seine Dolche abzuholen. »Hervorragend gerahmt!« sagte er zu Fran Brodie. »Mein Kompliment!«
»Wo werden Sie sie aufhängen?«
»Im Vorzimmer, über der Kommode.«
»Hängen Sie sie nicht zu hoch«, riet sie ihm. »Männer Ihrer Größe neigen dazu, allen Wandschmuck viel zu hoch aufzuhängen. Das ist das Giraffensyndrom«, meinte sie schnoddrig. Dann sagte sie in vertraulichem Tonfall: »Ich habe heute morgen ein phantastisches Gerücht gehört. Lynette wird endlich doch noch heiraten! Und zwar Carter Lee James, wenn man dem Glauben schenken will!«
»Das zeigt doch, daß für Sie auch noch Hoffnung besteht, Fran«, sagte er; er wußte, wie er sie aufziehen konnte.
»Ja, aber wie viele Männer wie Carter Lee James gibt es schon?« entgegnete sie.
»Wo haben Sie das Gerücht gehört?«
»Eine meiner besten Kundinnen hat mich angerufen. Glauben Sie, es stimmt? Lynette ist ja älter als er. Vielleicht heiratet er sie ja auch wegen des Duncan-Geldes.«
»Das war aber nicht sehr nett von Ihnen, Fran. Lynette hat viele gute Eigenschaften, und sie interessieren sich beide für alte Häuser – und Bridge. Ich habe gehört, die beiden sind exzellente Spieler.«
»Ich bin überrascht, daß Danielle es mir nicht erzählt hat – wenn es stimmt.«
»Wie läuft das Stück?« fragte er und wechselte damit elegant das Thema.
»Gute Neuigkeiten! Wir konnten Ernie Kemple als Assessor Brack gewinnen! Er ist die perfekte Besetzung für diese Rolle, obwohl sich seine dröhnende Stimme und Danielles blechernes Organ anhören wie ein Duett für Tuba und Pikkoloflöte. Sie sollten mal zu einer Probe kommen, da hätten Sie was zum Lachen. Sie nennt ihn A. B. Sie kennen doch die Stelle, wo Hedda General Gablers Pistole auf ihn richtet und sagt: Jetzt schieß ich auf Sie, Assessor Brack. Nun, Danielle fuchtelte ein wenig damit herum und sagte: ›Jetzt schieß ich auf Sie, A. B.‹ Wir haben uns alle
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