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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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haben sie heimlich irgendwas damit angestellt«, antwortete er widerwillig. »Erinnerst du dich an meine Anti-Kohlrüben-Kolumne? Ich bin von vielen Kohlrüben-Fans unter den Lesern attackiert worden, und irgend jemand hat mir eine große Kiste in die Redaktion geschickt. Es stand kein Absender drauf, also alarmierten wir die Polizei. Man kann eine Bombe mit einem Feuerwehrschlauch entschärfen, weißt du, und das haben sie auch getan. Sie enthielt eine zehn Pfund schwere Kohlrübe, die größte, die je in Moose County gewachsen ist.«
    Als Salat gab es Ruccola mit Zitronenmarinade und gerösteten Sesamsamen und einer Scheibe Brie.
    »Iß den Käse nicht«, sagte Qwilleran zu Polly. »Das ist Doppelrahmkäse. Ich opfere mich.«
    »Du bist so rücksichtsvoll, mein Lieber«, sagte sie. »Übrigens, ich habe das Video von der Käseparty gesehen, und die Katzenjagd ist urkomisch! Weshalb hatte Koko diesen Anfall?«
    »Ich weiß genausoviel wie du.« Er hätte ihr gern von der Pistole im Truthahn erzählt, aber es gab Themen, über die er nie mit seinen beiden besten Freunden sprach. Sowohl Polly als auch Arch Riker wollten ihn stets davon abhalten, sich in Dinge ›einzumischen‹, die Sache der Polizei waren und nicht seine. Es gab häufig Anlässe, bei denen Qwilleran Polly gegenüber schweigen mußte. Genausowenig konnte er von Kokos unheimlichem Talent sprechen, Missetaten und Missetäter zu wittern. Die praktisch veranlagte Bibliothekarin sah ihn dann immer von der Seite her an, und der zynische Zeitungsherausgeber meinte, er schnappe langsam über.
    Beim Dessert (gedünstete Birne mit einer Fülle aus Rosinen und Pistazien mit Kirschensauce) kam Polly auf ein Thema zu sprechen, das Qwillerans Dilemma unterstrich.
    »Lisa Compton stellt ein Programm für geprügelte Frauen auf die Beine«, sagte sie. »Anscheinend ist die Dunkelziffer mißhandelter Frauen in Moose County sehr hoch. Erinnerst du dich noch an die Gerüchte, die über die geheimnisvolle Frau im Umlauf waren? Niemand kam auf die Idee, daß sie ein Opfer ihres Ex-Ehemannes war, der ihr nachstellte und sie bedrohte.«
    Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart. Was sie sagte, stimmte nicht. Koko hatte die Situation gewittert. Er hatte auf seine katzenhafte Art versucht, zu kommunizieren. Er hatte angefangen, Yum Yum nachzustellen. Er hatte sie ganz verrückt gemacht. Man hätte es für ein Spiel halten können. Katzen durchleben verschiedene Phasen; sie erfinden neue Spiele und werden ihrer dann wieder überdrüssig. Doch Koko entwickelte auch plötzlich ein Interesse an dem Buch Stellen wir wildem Spargel nach! Reiner Zufall – oder was? War es ein Zufall, daß Koko das Interesse an Euell Gibbons verlor und Yum Yum nicht mehr nachstellte, nachdem Onoosh ihre Notlage in einem verzweifelten Brief enthüllt hatte? War es Zufall, daß Koko genau in dem Augenblick heulte, als Franklin Pickett erschossen wurde? Oder daß er Lennys Sponsorenkarte anknabberte, als der Radrennfahrer in Gefahr war? Oder daß er ihn dazu brachte, an genau jenem Nachmittag an den See zu fahren, als die geheimnisvolle Frau auf seinem Grundstück war? Und, warum hatte Koko so oft Wilder Honig vom Bücherregal geworfen?
    Polly unterbrach ihn bei seinen Träumereien. »Du bist nachdenklich, Lieber.«
    »Ich habe gerade gedacht… daß zu diesen Birnen Schokoladensauce gut passen würde.«
    »Es geht ein Gerücht, daß wir ein Restaurant mit Mittelmeerküche bekommen. Glaubst du, Pickax ist bereit für eine derart exotische Kost?«
    »Es wird ihnen schmecken«, prophezeite er, »besonders die Fleischbällchen in kleinen grünen Kimonos.«
    Nach dem Abendessen setzten sie sich zu den anderen Gästen an das knisternde Feuer im steinernen Kamin und hörten dem Gastwirt zu, der die Geschichte des Hauses erzählte. Während der Prohibition war es das Hauptquartier für Rumschmuggler gewesen, die Whiskey aus Kanada über den See brachten. Es gab Geschichten über unterirdische Räume mit versiegelten Türen und über Agenten der Bundesregierung, die auf mysteriöse Art verschwunden waren. Manchmal hörte man nachts dumpfe Schritte und sah vor den Fenstern Geistererscheinungen.
    »Angenehme Träume, Leute!« sagte Qwilleran und stand auf. »Wir machen jetzt einen Spaziergang bei Mondschein.«
    Es war wirklich eine mondhelle Nacht; die Brandung, die sich am Ufer brach, glitzerte, und das schroffe Felsengasthaus wirkte wie aus einer anderen Welt. Doch Polly war müde. Es war ein aufregender Tag

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