Sternenfaust - 028 - Die Geister von Arkison
Stephan van Deyk warf einen Blick auf die Papiere, die ihm gerade zugestellt worden waren. Darin wurde ihm knapp mitgeteilt, dass er ab sofort frisch gebackener Lieutenant Commander war.
»Sch…« Er verkniff sich den Rest.
Dies war keine Beförderung. Bis vor wenigen Wochen war er noch Captain und Kommandant eines Schweren Kreuzers gewesen. Jetzt war er degradiert worden und laut den Papieren ab sofort der neue Erste Offizier des Leichten Kreuzers STERNENFAUST unter dem Kommando von Commander Dana Frost.
Van Deyk kannte die STERNENFAUST. Als er vor 16 Jahren sein erstes Kommando erhielt, führte er die JUPITER, den baugleichen zweiten Prototyp der neu entwickelten Leichten Kreuzer und ein Zwilling der STERNENFAUST. Falls in den vergangenen Jahren das Interieur der STERNENFAUST nicht gravierend verändert worden war, würde seine Versetzung dorthin beinahe eine nostalgische Reise in seine eigene Vergangenheit werden.
Wäre da nicht seine Degradierung um zwei Rangstufen gewesen, die ihn mehr schmerzte, als sich selbst eingestehen mochte. Und warum das Ganze? Er hatte 73 Leben gerettet – 73 wertvolle Leben. Normalerweise hätte man ihm dafür einen Orden verliehen. Wäre da nicht der kleine Schönheitsfehler gewesen, dass die Geretteten keine Menschen, sondern Kridan gewesen waren – und bis wenige Minuten vor der Rettung noch Feinde der Solaren Welten. Daraus hatte man ihm schließlich einen Strick gedreht und seinen Captains-Rang daran aufgehängt.
Jetzt musste er die zweite Geige hinter einer gerade mal 33-jährigen jungen Kommandantin spielen. Dana Frost war gut, keine Frage. Aber ihr fehlten 16 Jahre Kommandoerfahrung. Von ihm als gutem Ersten Offizier wurde selbstverständlich erwartet, dass er diesen Erfahrungsvorsprung ihr gegenüber eben nicht heraushängen ließ. Aber das würde beileibe nicht leicht werden.
Entschlossen schob er diese Gedanken beiseite und machte sich daran, seine Sachen zu packen, denn laut Einsatzbefehl hatte er sich in spätestens fünf Tagen auf der STERNENFAUST einzufinden …
*
Pono Kar betrachtete besorgt die Proben der Pilzkulturen, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Die Pilze, eines der Hauptnahrungsmittel der Dularonen, waren kümmerlich und einige von ihnen von Keimen befallen. Die Ernte war schlecht. Nicht nur in Ponos Siedlung, sondern im gesamten Dularmat. Auch der Nährstoffgehalt ließ zu wünschen übrig. Das galt auch für die nahrhaften Kumini -Früchte. Fast die Hälfte von ihnen war von einem Schimmelpilz vernichtet worden. Und die Treuon-Flechten wuchsen dieses Jahr überaus spärlich.
Ähnlich war es mit den Sikkini , den unterarmlangen, dicken, beinlosen Tieren, die den Dularonen als Fleischlieferanten dienten. Auch von ihnen waren viele krank und unfruchtbar geworden. Die einzige noch unbeeinträchtigte Nahrungsquelle waren die Mupati , fischähnliche Tiere, die die Flüsse und Seen ungebrochen zahlreich bevölkerten. Aber ihr Fleisch besaß wenig Nährstoffe, und die Dularonen konnten von ihnen nicht auf die Dauer satt werden.
Pono notierte ihre Untersuchungsergebnisse und auch die daraus resultierenden Schlussfolgerungen, die sie in wenigen Stunden dem Rat vortragen musste. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, da ihre Ergebnisse nur einen sehr bedrohlichen Schluss zuließen: Die Dularonen würden verhungern, wenn es nicht gelang, neue Nahrungsquellen ausfindig zu machen.
Und es gab noch ein weiteres Problem, das zum Untergang ihres Volkes beitragen würde: genetische Einseitigkeit. Obwohl die Dularonen ihre Fortpflanzung strengstens kontrollierten und dafür sorgten, dass nur Paare Kinder bekamen, die nicht zu eng mit einander verwandt waren, kam es immer häufiger zu Missbildungen bei den Neugeborenen. Kein Wunder, denn alle heute lebenden Dularonen stammten von denselben ungefähr 6000 Ahnen ab. Zwar war das Jahrhunderte lang kein Problem gewesen. Doch jetzt war das Erbgut derart einseitig durchmischt, dass alle Dularonen mehr oder weniger eng miteinander verwandt waren. Nach Ponos Berechnungen war es nur noch eine Frage von höchstens 150 Jahren, bis die Degeneration so weit fortgeschritten war, dass das Volk aussterben würde.
Sie seufzte, nahm ihre Notizen und machte sich auf den Heimweg, um sich auf die Ratssitzung vorzubereiten.
»Pono!« Vor ihrem Labor wartete Lamok Tay auf sie. Er packte sie am Arm und zog sie in ein unbesetztes Nebenzimmer.
»Ich brauche deine Hilfe, Pono«, stieß er fast atemlos hervor. »Komm
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