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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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an. »Wenn das nicht klappt, dann durchsiebt die verfluchte Tür einfach.«
    »Deine so genannte Dreieinigkeit« – Lavelle hatte einen Ansatzpunkt gefunden –, »ist das so wie mit der ›Filioque-Klausel‹ im Nizäischen Glaubensbekenntnis? Eine dogmatische Spitzfindigkeit?« Zurück zu den gemeinsamen Tagen im Seminar.
    Keine Antwort.
    »Das griechische Schisma, Rom und Byzanz, weißt du nicht mehr?«, drängte Lavelle.
    »Schisma? Ach ja, jetzt verstehe ich, Liam. Höchst passend. Vor allem, da ein Ereignis bevorsteht, das alle Schismen der Geschichte wie ein harmloses Kaffeekränzchen aussehen lassen wird. Lebwohl.«
    Taaffe untersuchte mit Hilfe seiner Taschenlampe die Winde. Aus einem Sperrrad ragte ein Griff heraus, mit dem man die Trommel drehen konnte. Bevor er das Rad in Bewegung setzte, löste er noch einen Metallriegel, der es fixierte. Dann probierte er den Griff. Er ließ sich bewegen. Das Seil begann sich abzuspulen. Er steckte die Taschenlampe weg und sprach in sein Handy.
    »Warte noch, Kevin.«
    »Wir haben keine Zeit mehr. Er geht wieder nach unten. Wir schießen uns den Weg frei.«
    »Nein, warte, das ist zu riskant. Der Scheißkerl bringt sie garantiert um.«
    Taaffe spulte das Seil in ausreichender Länge ab, wie er hoffte, kniete neben der Falltür nieder und steckte den Kopf in die Öffnung. Dann warf er das Seil hinab. Er sah nicht, wie es sich entwirrte, aber er hörte es dumpf auf dem Boden aufschlagen. Er ging zur Winde und sicherte das Rad mit dem Sperrriegel.
    »Kevin, hörst du mich? Ich versuche jetzt etwas…« Doch Dempseys Antwort war nicht mehr zu hören.

78
    E dwards hatte das Klaueninstrument ans Fußende des Tisches gelegt, als er zum Telefon ging. Nach seiner Rückkehr begann er nun das Tuch wegzuziehen, um Janes Brüste freizulegen.
    »Und es wird geschehen«, psalmodierte er, »in jener Zeit, wenn das Tier über die Erde streift, dass es besser ist für eine Frau, wenn sie unfruchtbar ist, wenn ihr Schoß welkt und die Milch ihrer Brüste sich in Blut verwandelt…«
    Er zitierte die Vision des Gorman aus dem Gedächtnis. Jane sagte sich in Gedanken die nächste Zeile vor. Wie konnte ihr Verstand auf diese Weise arbeiten? Offenbar glich er den Schrecken aus, der sie umgab, weil er unfähig war, ihn ganz zu erfassen. Aber sie weinte auch. Noch war es nur ein lautloser Tränenfluss, aber sie hätte gern geheult wie ein Kind und dieses Ungeheuer gebeten, sie zu verschonen. Dazu würde es noch kommen, sie wusste es.
    Durch den Tränenschleier bemerkte sie, dass die Schere mit dem Griff nach oben aus Edwards’ Tasche ragte. Ihre rechte Hand war immer noch frei, und sie ließ sie unter dem Tuch hervorgleiten. Edwards bewegte sich auf der rechten Tischseite. Die Schere war nur Zentimeter von ihrer Hand entfernt. Das Tuch lag noch halb auf ihrer linken Brust, und er beugte sich über sie, um es wegzuziehen.
    In diesem Augenblick lenkte ihn ein leises Geräusch irgendwo oben im Turm ab. Er sah für einen Moment weg, und den nutzte Jane, um die Schere zu packen.
    Als er sich rasch wieder zu ihr umdrehte, schnellte sie vom Tisch hoch und stieß beide Klingen in das Fleisch unter seiner Kinnlade, bis hinauf in seinen weichen Gaumen. Er taumelte rückwärts gegen die Wand, während Jane vor Angst und Hass kreischte.
    Sie hörte Männer, die ihren Namen riefen. »Hier unten«, schrie sie, »hier unten!« Edwards rappelte sich inzwischen wieder hoch, Blut tropfte von seinen Lippen und von seinem Hals. Er versuchte zu sprechen, aber die Schere hatte seine Zunge an das Gaumendach gespießt, und er brachte nur erstickte, gurgelnde Laute heraus. In seiner Wut und seinem Schmerz packte er die Schere mit beiden Händen und zog sie sich aus der Kehle.
    Jane schrie und kreischte immer noch. Edwards schleuderte die Schere auf den Boden und taumelte zur Wand links von Jane. Er knickte kurz ein, dann fing er sich und zog das Zeremonienschwert aus der Scheide.
    »Fallen lassen«, sagte eine Stimme.
    Dempsey und Taaffe waren am Fuß der Leiter und zielten mit ihren Revolvern auf ihn.
    »Fallen lassen, du Dreckskerl«, rief Taaffe.
    »Weg von ihr – sofort.« Dempsey kam näher.
    Edwards erhob die Waffe mit beiden Händen über den Kopf und torkelte auf die Beamten zu. Dann schwenkte er plötzlich zu Jane herum und schwang das Schwert in einem seitlich abwärts führenden Bogen, der auf ihren Hals zielte.
    Die beiden Detectives feuerten gleichzeitig.
    Edwards’ Gesicht zerbarst in einem Regen aus

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