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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das tiefer werdende Blau. Der Widerschein des Abendrots ließ sie aufleuchten, flammend gelb, orange und rot.
    »Du hast einmal gesagt, dieser Menhir sei nur ein alter Stein. Aber für uns beide hat er eine Bedeutung, nicht?«
    »Ja, Liebste. Und doch ist es nicht der Stein, der die Bedeutung hat, sondern die Stelle, auf der er steht. Du hast aus Danus Lied gehört, was sie über diese Stelle wusste. Du hast in den Mustern, die sie in das dünne Goldblech geritzt hat, gelesen, was sie sah. Das Netzwerk, das alles umspannt, in dem wir sind und werden. Lindis, auch die Erde ist von einem Netz durchzogen. Von Bruchstellen und Verwerfungen, von Erzadern, Wasserläufen, magnetischen Strömen, Kristallschichten. Und wahrscheinlich auch noch anderen Kraftströmen. Immer dort, wo sich diese Ströme treffen, gibt es besondere Orte. Ich glaube, die Menschen in früheren Zeiten, die noch viel intensiver wahrnahmen, wie die Natur um sie herum wirkte, haben erkannt, dass dieses hier ein besonderer Platz ist. Hier wirken Kräfte, die auch den Menschen beeinflussen. Die Druiden wussten, dass hier der Schleier zwischen dieser und der
Autre Monde
dünner ist.«
    »So scheint es, Robert.«
    Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss die Augen.
    »Du bist über die Brücke gegangen. Du hast dich verändert. Ich habe es immer gehofft.«
    »Teresa hat mir gesagt, dass du nach mir gesucht hast. Sie hat auch einmal gesagt, dass manche Menschen geführt, andere gezerrt werden. Hast du mich geführt?«
    »Gezerrt, einst! Geführt? Ja, wahrscheinlich ein wenig. Aber du hast deinen Weg selbst gefunden. Jetzt stehen wir beide an der gleichen Stelle.«
    »Glaubst du wirklich? Ich hatte immer den Eindruck, dass du mir ein Stück voraus bist und ich dich nie einholen würde.«
    »Wir haben einen gemeinsamen Knoten erreicht. Wir haben beide Häute abgestreift. Wir werden gemeinsam weitergehen. Lindis, es wird nichts einfacher dadurch, dass man vorangekommen ist, das Leben wird weiter Probleme gebären, Kapriolen schlagen, Hindernisse aufbauen. Auch das muss man wissen.«
    »Aber vielleicht werden sie leichter zu bewältigen sein.«
    »Bleibst du bei mir, Lindis?«
    »Ja, wenn ich kann.«
    »Wir werden sehr viel zu tun haben in den nächsten Wochen. Ich denke, das Museumsprojekt hat jetzt hervorragende Chancen, sich hier zu etablieren. Wir sind eine Horde weltfremder Wissenschaftler. Wir brauchen Unterstützung einer pragmatischen Person, die unsere Tätigkeiten koordiniert und plant.«
    »Robert?« Eine wahnwitzige Hoffnung keimte in mir auf.
    »Lindis, wenn du nicht wieder eine unüberwindliche Abneigung dagegen hast, einen Job anzunehmen, der dich in gewisser Weise von mir abhängig macht, dann könnte ich mir vorstellen, dass du das übernimmst.«
    »Klüngelwirtschaft!«
    »Liebe Lindis, nach dem, was wir hier erreicht haben, die Statue, das Dorf, Danus Grab, wird mir keiner einen noch so ausgefallenen Wunsch abschlagen. Aber ich finde die Idee eigentlich blendend.«
    Ich fand sie ebenfalls wundervoll.
    »Aber Beni?«
    »Lass Beni. Sie wird schon ihren Weg machen. Teresa sagte mir, sie kümmert sich um sie.«
    »Beni – ja, ich habe sie im letzten Jahr eigentlich erst richtig kennengelernt. Sie ist stark, willensstark. Sie wird nicht solche Irrwege gehen müssen wie ich.«
    »Da sei nicht so sicher, Lindis. Gerade starke Personen neigendazu, sich besonders dornige Pfade auszusuchen. Und ein starker Wille hat auch seine Schattenseiten. Sie wird das wahrscheinlich lernen müssen.«
    »Willst du sie auch führen?«
    »Nein, du bist ihre Schwester. Aber lass ihr die Freiheit, mit der Nase in den Dreck zu fallen, und sei für sie da, wenn sie dich um Hilfe bittet. Nur achte darauf, dass du ihr Vertrauen nicht verlierst.«
    »So, wie du einst meines verloren hast.«
    »Ja, und glaube mir, es hat mir wehgetan, mit anzusehen, wie du dich blutig geschrammt hast, ohne dir helfen zu können.«
    »Eine ziemlich harte Einstellung. Nicht für jeden geeignet, würde ich mal sagen.«
    Er lachte und fasste mich fester.
    »Teresa war mal deine Freundin«, fiel mir plötzlich ein, und ich legte Empörung in meine Worte. »Sie hat es mir selbst gestanden. Und sich auch sehr lobend über gewisse Qualitäten ausgelassen.«
    »Oh, oh! Erfahrungsaustausch betrieben? Da hätte ich Mäuschen sein mögen.«
    »Du hast ihr deinen Traum anvertraut.«
    »Ja, auch das. Sie ist aber eine vertrauenswürdige Person.«
    »Ich weiß, ich bin auch nicht böse oder eifersüchtig.

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