Die keltische Schwester
auf den Arm genommen! Alle!«
Dann lachte sie.
1. Faden, letzter Knoten
Nie wieder träumte ich von Danu. Aber der Zugang zu anderen Welten blieb mir seither geöffnet. Meine Besuche dort schenkten mir Verständnis für die Sichtweisen anderer Menschen. Es wurde nicht unbedingt leichter dadurch, da hatte Robert schon recht. Aber ich kann seither vieles leichter nehmen.
Der alte Stein steht noch an seinem Platz, er wird das Zentrum des neuen Museums.
Ich weiß zwar, dass es ihm völlig gleichgültig ist, aber manchmal, wenn ich eine besonders schöne Muschel, ein buntes Federchen oder einen glattgeschliffenen Kiesel finde, dann lege ich sie in das Gras zu seinen Füßen.
Und ich freue mich an den Rosenblättern, die Gleichgesinnte zu seinen Füßen verstreuen.
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Nachwort
Ich muss mich aufrichtig bei der Gemeinde von Plouescat entschuldigen, dass ich ihnen beinahe ein gigantisches Wellness-Center zugemutet hätte.
Zum Glück hat die Maus den Puffer aufgefressen, und nun steht der Menhir von Cam Louis noch immer unbehelligt an seinem Platz.
Er ist übrigens ein persönlicher Freund von mir – nicht, dass es ihn irgendwie interessiert. Aber ich habe schon oft mit dem Rücken an dem, warmen Stein gelehnt, über das Meer geschaut und geträumt. Wie Schriftsteller das eben so tun.
Und offensichtlich andere auch. Denn immer, wenn ich zu ihm komme, liegen kleine Gaben im Gras vor ihm – Muscheln, Steine, Blumen und Rosenblätter. Der Wind verweht sie rasch, kleines Getier schleppt sie fort, unachtsame Besucher treten sie in die Erde.
Dem Menhir ist es gleichgültig.
Zu meiner großen Freude aber ist in den vergangenen Jahren wirklich ein Museumsdorf in der Nähe entstanden. Meneham mit seinen strohgedeckten Feldsteinhäusern liegt an dieser wilden Küste und gibt einen Einblick in das bretonische Leben der Vergangenheit.
Auch der Ort Plouescat blüht (buchstäblich) und gedeiht, die weißen Sandstrände sind so lang und groß, dass die Feriengäste sich nicht auf die Füße treten, die Einwohner sind überaus gastfreundlich.
Leider hat das Restaurant mit dem pCharme der vierzigerJahre inzwischen zugemacht, der Calvados von 1945 scheint ausgetrunken zu sein.
Aber wenn man die Küstenwege entlanggeht, an Artischockenfeldern und alten Häusern mit blühenden Hortensien vorbei, dann landet man irgendwann an dem Menhir. Er ragt weit sichtbar auf, eine Landmarke, kaum zu verfehlen.
Auch ich habe Blumen und Rosenblätter zu seinen Füßen ausgestreut.
Dem Menhir war das gleichgültig.
Mir nicht.
Andrea Schacht
Informationen zum Buch
Seherin und Traumschwester Lindis Farmunt ist eine Frau, die mitten im Leben steht. Als Projektleiterin soll sie in der Bretagne den Bau einer Ferienanlage betreuen. Doch plötzlich hat sie seltsame Träume. Die keltische Seherin Danu begegnet ihr. Zuerst glaubt Lindis an Hirngespinste. Bis ihr ausgerechnet ihr ehemaliger Geliebter Robert, ein Historiker, offenbart, dass Danu tatsächlich gelebt haben könnte. Ein wunderschöner Roman über die Bretagne, keltische Magie und eine junge Frau, die ihren eigenen Weg findet.
Informationen zur Autorin
ANDREA SCHACHT lebt als freie Schriftstellerin in der Nähe von Bad Godesberg. Sie hat etliche Bücher veröffentlicht, in denen Katzen eine Hauptrolle spielen, und machte in den letzten Jahren auch durch ihre historischen Romane von sich reden. Als Aufbau Taschenbuch veröffentlichte sie »Der Tag mit Tiger«, »Tigers Wanderung« und »Auf Tigers Spuren«, »Die Katze mit den goldenen Augen« sowie zuletzt »Hexenkatze«.
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