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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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dreißig, und um in eine richtige Disco zu kommen, muss ich bis in die Kreisstadt.«
    »Und du solltest deinen Mofa-Führerschein im Auge haben«, sagte Siggi. »Dann kannst du dahin fahren.«
    »Richtig«, bestätigte Gunhild. »Das alles gehört zu der Abmachung. Zeigen wir Verantwortung, gibt es Freiheiten.«
    »Tolle Eltern habt ihr«, entfuhr es Hagen, und es klang ein bisschen eifersüchtig.
    »Wie man’s nimmt«, sagte Gunhild, säuerlich lächelnd. »Verantwortung ist anstrengend. Manchmal wünschte ich mir, wir würden bestraft wie andere Kinder auch. Das wäre einfacher, aber Vater lässt da nicht mit sich handeln. Und was ist mit deinem Vater?«
    Hagens Gesicht verdüsterte sich. »Mein Vater ist nur selten da«, sagte er. »Ich sehe ihn nicht sehr oft. Und meine Tante ist … okay.« Er hatte ihnen schon gestern erzählt, dass er bei einer Tante lebte, seit seine Mutter gestorben war; seine Mutter war eine Deutsche gewesen, hier aus der Gegend von Odenhausen – was der Grund war, weshalb er so fantastisch Deutsch konnte.
    Gunhild, die verstehen konnte, was in ihm vorging, sah ihn mitleidig an.
    »Jetzt kommt«, drängte Siggi. »Wir können auch auf dem Weg zu den Rädern noch quatschen!«
    Das war das Kommando. Sie gingen los. Die Stimmung war unbeschwert, als sie den Brunnen verließen, und keiner schien noch an das Erlebte zu denken. Sie scherzten und lachten, als sie den farnbedeckten Hang wieder hinaufstiegen, den sie heruntergeklettert waren.
    Die Luft hing wie Blei über dem Land. Ein fernes Grollen kündigte das Gewitter an, das an diesem Abend die Atmosphäre von der drückenden Schwüle reinigen würde, welche sich nun auch verstärkt im Wald bemerkbar machte.
    »Das wird noch dauern, bis das Unwetter hier ist. Bis dahin hocken wir längst in der warmen Stube, wie Opa Hans immer sagt«, meinte Gunhild.
    »Trotzdem sollten wir uns was beeilen«, meinte Siggi.
    »Keine Panik«, sagte Gunhild. »Das Gewitter ist noch weit.«
    Sie erreichten schließlich den Aufstieg zum Rastplatz, wo sie ihre Räder zurückgelassen hatten. Die drei wussten, das letzte Stück würde anstrengend werden, aber nach einer kurzen Verschnaufpause und dem letzten Schluck aus der Feldflasche ging es mit frischen Kräften den Hang hoch.
    Das Donnergrollen rückte langsam näher. Die Sonne war von einer fahlen Helle und schien alle Kraft verloren zu haben, während die Luft aufgeladen zu sein schien, dass man fast schon ein Knistern zu spüren glaubte.
    »Das Gewitter kommt aber schneller, als du glaubst«, maulte Siggi.
    »Es wird uns schon nicht einholen«, versuchte Gunhild ihn zu beruhigen. »Sind wir erst mal bei den Rädern, ist der Rest ein Kinderspiel.«
    »Aber wie ist das mit der Abfahrt?«, fragte Hagen vorsichtig an.
    »Die Abfahrt ist nicht mehr steil«, antwortete Siggi, froh, dass Hagen es vermied, allzu offen auf seine Schwäche hinzuweisen. »Und dann sind wir bald auf der Straße.«
    »Richtig«, stellte Gunhild fest. »Und darum kommen wir noch vor Blitz, Donner und Regen nach Hause. Also, bitte keine Hektik wegen der paar Wolken.«
    Die drei kletterten den Hang hinauf. In der Windstille, die dem Gewitter vorausging, machte sich die Schwüle nur noch mehr bemerkbar. Schon auf der Hälfte der Strecke klebten die T-Shirts ihnen am Leib.
    Der Weg nach oben kam ihnen ungleich länger vor als der Abstieg. Einmal hielten sie sogar kurz an, um Atem zu schöpfen. Die drückende Luft machte ihnen ernstlich zu schaffen, aber die Aussicht, die sie von diesem Punkt aus hatten, entschädigte sie für die Anstrengung. Durch eine Lücke in den Bäumen sah man in der Ferne, tief drunten zu ihren Füßen den Rhein.
    Sie hatten den Fluss bereits auf dem Abstieg erspäht, doch da hatte der Anblick ihnen nicht viel gesagt. Jetzt aber zog das Bild sie wie magisch an.
    »Er sieht aus wie glitzerndes Band …«, entfuhr es Gunhild.
    »… eher wie eine graue Schlange, die sich durch die Landschaft ringelt …«, meinte Hagen.
    »… für mich ist es ein Schwert, eine stählerne Schwertklinge«, gab Siggi zu verstehen.
    Über dem Rhein, von Westen her, ballten sich die Wolken. Dunst lag über dem Fluss, zog sich durch die Niederungen ins Land und wurde zu Nebel. Wie graue Schleier krochen die Schwaden die Hänge hoch. Die feuchte, heiße Luft konnte man fast mit dem Messer schneiden. Der Himmel im Westen verdüsterte sich zusehends, und selbst Gunhild, die Optimistin, räumte ein, dass es ein knappes Rennen zwischen dem Unwetter

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