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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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durch die Toten gingen sie im Zickzack. Ihre Aufmerksamkeit galt jedoch mehr den Lebenden, die wie besessen aufeinander eindrangen. Sie waren voll und ganz vom Geiste Ragnaröks erfüllt. Und selbst wenn es ihnen nicht bewusst war, dass die Stunde des Weltuntergangs gekommen war, so machte das keinen Unterschied. Sie stürmten aufeinander ein, als gäbe es für sie kein Morgen mehr.
    Siggi mühte sich redlich, den ihm von Gunhild gewiesenen Ausgang zu erreichen, aber ihr Vorankommen war so unendlich langsam.
    Kurz blieben sie stehen, weil Siggi sich erst wieder einen Weg suchen musste, als unter ihnen der Fels zitterte. Die Kinder erstarrten. Würde der Dom jetzt einbrechen, würde alles hier zusammenstürzen.
    Von überall her drang ein Grollen durch die Gänge, das den Boden erbeben ließ. Heiße Luft strömte in den Dom hinein.
    »Was ist das?«, fragte Hagen.
    Doch er erhielt keine Antwort. Es ging alles viel zu schnell.
    Plötzlich leuchtete flackernder Feuerschein aus den Gängen. Die Kämpfer erstarrten in ihren Bewegungen. Die Augen aller, ob Licht- oder Schwarzalben, richteten sich auf die Gänge. Ein Fauchen kam von überallher zugleich und steigerte sich in Sekundenschnelle ins Unerträgliche. Dann schössen von allen Seiten Feuerlanzen aus den Gängen hervor, die sich im Dom zu einer meterhohen riesigen Wand vereinigten.
    Mache von den Alben machten noch den Versuch zu fliehen, andere blieben einfach erstarrt stehen, wo sie waren. Es machte keinen Unterschied mehr.
    Sie alle, Freund wie Feind, wurden von der Feuerwalze überrollt, die nun auch auf die Kinder zur aste.
    Unfähig, auch nur einen Finger zu krümmen, standen Siggi, Gunhild und Hagen da und erwarteten das Ende.
    Immer näher rollte die alles verschlingende Lohe. Die Schreckensschreie der Lios- und der Swart-alfar gingen in dem Brodeln und Fauchen des Feuers unter.
    Ragnaröks letztes Kapitel brach an, und Siggi dachte immer nur daran, dass sie zu langsam gewesen waren. Nun würden sie nie wieder die Sonne sehen.
    Dann wurde die Hitze unerträglich, und die Flammenwand war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt.
    Alle drei schlössen in Erwartung des sicheren Todes die Augen …
    … und öffneten sie wieder. Der Feuersturm war über sie hinweggerast, ohne ihnen etwas anzuhaben.
    Erleichtertes Lachen löste sich aus den Kehlen der Kinder, die ihr Glück nicht fassen konnten. Sie lagen sich in den Armen, lachten und weinten gleichzeitig Tränen der Freude. Die Feuer Muspelheims waren wieder in die Gänge davongezogen.
    Siggi sah sich um. Der Dom war von Toten befreit, das Feuer hatte die Alben ebenso aufgelöst wie Laurion, Mîm und die anderen Krieger der Schwarzalben, die sie in Muspelheims Glut beigesetzt hatten. Nur die überall verstreuten Waffen erinnerten noch an das tödliche Ringen, das hier noch vor Augenblicken getobt hatte. Sie waren geschwärzt und wie von Rost zerfressen, als hätten sie hier schon seit Jahrhunderten gelegen.
    »Weiter«, ließ Hagen sich vernehmen. »Ich will hier raus.«
    Sie trafen keine Lebewesen mehr in den Gängen, und nach dem Lärm der Schlacht wirkte die absolute Stille, die sie nun umgab, fast genauso erschreckend. Außer ihnen machte keiner irgendwelche Geräusche. Es gab niemanden mehr, der einen Laut verursachen könnte.
    Sowohl Siggi, Hagen als auch Gunhild standen so unter dem Eindruck des Geschehens, dass kein Gespräch aufkommen wollte, mit dem sie die Stille hätten brechen können. Außerdem war auch keinem von ihnen nach Reden zumute, denn es erschien als Frevel, diese Ruhe durch laute Worte zu stören.
    Immer näher kamen sie dem Ausgang; manche der Abzweigungen kamen Siggi bekannt vor, denn unter der Führung Odins hatten sie die Stellen bereits gesehen. Siggi hatte sie sich deshalb gemerkt, weil der Graue hier und da gezögert hatte, was ihm verdächtig erschienen war. Wie lange das her war! Was war seitdem nicht alles geschehen!
    Dann durchlief es ihn heiß und kalt. Wie viel Zeit war wirklich verstrichen? Er schaute auf die Uhr. Sie zeigte immer noch die Zeit vom Abend zuvor an, als sie stehen geblieben war. Aber der Sekundenzeiger bewegte sich wieder.
    Der Morgen war nahe; er spürte es, und auch seinen Gefährten schien die Dringlichkeit bewusst zu sein. Unwillkürlich hatten sie ihre Schritte beschleunigt. Waren sie zuvor gegangen, jetzt liefen sie, rannten.
    Gunhild wusste genau, welchen der Wege sie zu gehen hatte. Im Gegensatz zu Odin zögerte sie an keiner Wegkreuzung oder

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