Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
wenn es heiß wird. Wie das Hemd deines Papas, wenn deine Mama mit dem Bügeleisen nicht aufpasst.«
John nickte mit ernstem Gesicht. Sein Vater hatte in seinem ganzen Leben noch nie ein Nylonhemd getragen, aber das tat jetzt nichts zur Sache.
»Wovor du dich am meisten in Acht nehmen musst, ist Gas. Das kann dich am ehesten umbringen, mein Junge. Ich rede hier nicht von Gas, das nach Schwefel und faulen Eiern stinkt und diesem ganzen
kjaftæði
. Ich rede von etwas viel Schlimmerem: von Kohlendioxid. CO 2 kann man weder riechen noch schmecken. Aber es hat eine größere Dichte als Luft, und du siehst es vielleicht wie Rauchschwaden über den Boden ziehen. Also halte die Augen offen. Wenn du das Gefühl hast, müde zu werden, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass dir CO 2 zusetzt. Wenn das passiert, machst du dich so schnell wie möglich in die entgegengesetzte Richtung davon.«
Professor Stürlüson zuckte die Achseln. »Ich könnte dir noch jede Menge andere Gefahren beschreiben, aber mit diesen müsstest du zurechtkommen.«
»Bei meiner Lampe«, sagte Nimrod, »noch eine weitere lebensbedrohliche Gefahr und ich lasse den Jungen auf keinen Fall hinuntersteigen. Das schwöre ich Ihnen.«
»Ist schon gut«, sagte John. »Ich nehme mich in Acht. Verlass dich drauf.«
Über die Kante zu gehen, war das Schlimmste, weil dies der Moment war, in dem John sein Leben der Ausrüstung anvertraute, die er aus dem Nichts geschaffen hatte. John überprüfte seinen Karabiner und den Abseilachter, der daran befestigt war, dann gab er Gewicht auf das Seil, lehnte sich nach hinten und begann, über den Kraterrand die glatte Wand hinabzumarschieren.
Groanin checkt ein
Groanin packte seinen ramponierten Lederkoffer zu Ende und fuhr mit dem Taxi zum Flughafen von Neapel. Wie an den meisten Flughäfen im Sommer wimmelte es auch hier von verschwitzten Touristen mit billigen Gepäckstücken, die ziellos umherirrten, als hätten sie ihren Kopf auf dem Hackblock einer Hühnerfarm zurückgelassen. So weit war also alles normal. Doch als Groanin sich dem Check-in-Schalter der British Airways näherte, begann er zu ahnen, dass nicht alles zum Besten stand. In Windeseile verbreitete sich unter den streng riechenden Reisenden, die in der Warteschlange auf das Einchecken warteten, die Nachricht, dass das Kabinenpersonal der britischen Fluggesellschaft in Streik getreten sei. Alle stöhnten laut auf. Groanin war der Lauteste von allen und eilte schnurstracks zu den Ticketschaltern der anderen Fluggesellschaften.
Eine halbe Stunde später gelang es ihm, ein EasyJet-Ticket nach Manchester zu erwerben, und er gratulierte sich gerade zu seinem Einfallsreichtum, als eine Lautsprecherdurchsage bekannt gab, dass der süditalienische Luftraum aufgrund der vom Vesuv aufsteigenden Aschewolke für den Flugverkehr bis auf Weiteres geschlossen sei.
»Und wie lange wird das dauern?«, fragte Groanin die entnervte junge Frau am Check-in-Schalter von EasyJet. »Bis wann sitzen wir hier fest?«
»Bis jemand beschließt, dass es wieder sicher ist«, sagte sie. »Bis morgen auf jeden Fall.«
»Wenn das hier Süditalien ist«, sagte Groanin, »wo fängt dann Norditalien an? Von dort fliegen sie doch noch. Wo muss ich hin, um ein Flugzeug nach Hause zu erwischen?«
»Fahren Sie nach Rom«, riet ihm die junge Frau. »Von dort gehen noch Flüge. Jedenfalls würde ich es so machen.«
»Und wie weit ist das?«
»Von hier sind es zweihundertzwanzig Kilometer«, sagte sie, schaltete ihren Computer aus und verließ dann eilig den Schalter, ehe Groanin oder sonst jemand ihr weitere unangenehme Fragen stellen konnte.
Groanin biss sich auf die Unterlippe, zog seinen großen Rollkoffer hinter sich her und ging hinaus, um sich nach einer Fahrgelegenheit umzusehen. Er musste jedoch feststellen, dass die Schlange an den Taxiständen fast hundert Meter lang war, ohne dass irgendwelche Taxis in Sicht gewesen wären. Die Warteschlange für Busse nach Neapel war sogar noch länger und einen an den Flughafen angeschlossenen Bahnhof schien es nicht zu geben.
»Teufel auch«, murmelte er. »Das ist ein Albtraum. Und zwar ein echter. Schlimmer, als von einem Grizzlybären verfolgt zu werden.«
Als er ein Schild entdeckte, das den Weg ins Stadtzentrum von Neapel wies, folgte er ihm in der Hoffnung, unterwegs ein Taxi herbeiwinken zu können. Doch so schlimm die Warteschlangen der Touristen am Flughafen auch gewesen sein mochten, die Autoschlangen auf
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