Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
gänzlich verhüllt wurden.
»Mann«, schrie er, »das ist eine ganz schöne Plackerei!«
Doch er hatte nur noch ein kurzes Stück vor sich, ehe er anfangen konnte, die Lavaproben einzusammeln. Und was für Proben das waren! Diese Lava war ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Lag es am Licht, dass sie so glänzend aussah und so kostbar? Doch wie konnte das sein? Er befand sich inzwischen imSchatten, und das helle Sonnenlicht auf der anderen Seite des Kraters konnte nichts damit zu tun haben.
Diese Lava hatte die Farbe von Gold
.
Natürlich glaubte John nicht, dass sie tatsächlich aus Gold war. Wahrscheinlich würde ihm der Professor als Geologe eine ganz einfache Erklärung dafür liefern können. Und wenn er im NaWi-Unterricht in der Schule ein bisschen aufgepasst hätte, wäre er vielleicht auch selbst auf ein paar Antworten gekommen. So aber hatte er nicht die geringste Ahnung, wie diese Farbe zustande kommen mochte.
Er schlug einen Haken in die Wand und seilte sich ab, bis seine Füße fast die Ausläufer des goldenen Lavastroms berührten. Es fühlte sich an, als stehe er direkt vor einer offenen Ofentür. Es war ganz gut, dass die beiden Isländer ihn nicht mehr sehen konnten, dachte er, weil sie sich bestimmt gefragt hätten, wie jemand die Temperaturen aushalten konnte, denen John jetzt ausgesetzt war.
Er lehnte sich in seinem Klettergurt zurück und begoss einige der aus dem Lavastrom herausragenden Zungen mit Wasser. Dann schlug er mit dem Eispickel ein paar Stücke ab, ehe er die goldenen Brocken mit der Kelle aufhob und sie in seinen Probenbeutel fallen ließ. Er kam sich vor wie Neil Armstrong beim Sammeln von Mondgestein und hätte sich am liebsten gewünscht, ebenfalls schwerelos zu sein. Doch natürlich tat er nichts dergleichen, weil das im Hinblick auf Professor Snorri Stürlüson und Axel viel zu verräterisch gewesen wäre.
Er zog sich zu seinem Sicherungshaken hinauf und hängte das Seil aus, um über die Wand zurückzuqueren. Das war weder ein besonders schwieriges Manöver, noch verlangte es große körperliche Anstrengung, deshalb wunderte sich John, dass sein Puls zurasen begann, als hätte er einen Sprint hinter sich. Im nächsten Moment spürte er eine Schwäche in den Beinen, und er begann Sternchen zu sehen. Er bekam plötzlich kaum noch Luft.
Sein Instinkt sagte ihm, dass er an einer Kohlendioxidvergiftung litt und dass seine einzige Chance darin bestand, sich so schnell wie möglich vom Spalt zu entfernen und frische Luft zu atmen. Wenn sein Verstand vom Sauerstoffmangel nicht so vernebelt gewesen wäre, hätte er vielleicht sein Fokuswort gemurmelt und sich eine Sauerstoffmaske herbeigewünscht, doch alles, was er zustande brachte, war, das linke Bein auszustrecken, dann das andere danebenzustellen und diesen Vorgang ein ums andere Mal zu wiederholen.
Schließlich entkam er der unsichtbaren Blase mit dem tödlichen Gas und atmete wieder frische Luft. Er pumpte Sauerstoff in seine Lunge und kam langsam zu sich. Dann hob er den Kopf, winkte den vier Gestalten am Kraterrand zu und schob sich zu der Stelle zurück, an der er aufsteigen wollte.
Mit zwei Karabinern hängte er je eine Steigklemme für die rechte und die linke Hand ins Seil, das er anschließend auch an seinem Klettergurt befestigte. Dann löste er mit dem Daumen den Entriegelungsknopf der rechten Steighilfe, schob das Gerät eine Armlänge hinauf und ließ den Knopf wieder los, sodass sich die Zähne der Klemmnocken ins Seil gruben. Dann begann er mit dem Aufstieg.
Etwa zwölf Meter kam er gut voran, als bei einer kleinen Explosion im Spalt hinter ihm plötzlich ein geschmolzener Gesteinsbrocken von der Größe eines Handys herausgeschleudert wurde. Der größte Teil davon schlug gegen die Kraterwand, doch ein kleineres Stück traf den Seilstrang oberhalb von Johns Kopf.
»Heiliger Strohsack.«
John schob die Seilklemmen bis knapp unter die Stelle, an der das Lavastück das Seil getroffen hatte, und zog sich hoch, um sich die Sache genauer anzusehen. Besorgt stellte er fest, dass der glühend heiße Brocken das Seil bereits zum Schmelzen gebracht hatte. Er schüttete etwas Wasser auf die glimmende Stelle, in der Hoffnung, damit den Schmelzprozess aufzuhalten, was auch funktionierte, obwohl es seine gefährliche Lage nicht unbedingt verbesserte. Die geschwärzten Fasern schienen sich durch das Wasser zu verfestigen und zusammenzuziehen, sodass John nichts anderes übrig blieb, als die Klemme in seiner
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