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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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der
Autostrada
waren sogar noch schlimmer. Auf den Straßen zwischen dem Flughafen und der Innenstadt wälzte sich ein einziger großer Verkehrsstau dahin, sodass Groaninbei zweiunddreißig Grad im Schatten nichts anderes übrig blieb, als sein Jackett auszuziehen und zu Fuß nach Neapel zu marschieren – denn Sorrent lag viel zu weit weg, um dorthin zurückzukehren.
    Außerdem wäre Groanin sowieso niemals ins Excelsior Vittoria zurückgekehrt, um dort Nimrod gegenüberzutreten wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz. Das wäre einfach zu beschämend gewesen. Noch schlimmer aber war, dass Nimrod ihm wahrscheinlich seine alte Stelle wieder anbieten würde und er, geschwächt von Hitze und Erschöpfung und dem Grauen darüber, die Kosten seiner Reise selbst bestreiten zu müssen, dieses Angebot unversehens annehmen würde. Groanin wusste, dass jetzt die beste Gelegenheit war, ein für alle Mal aus Nimrods Diensten zu entkommen. Es war nicht so, dass er Nimrod nicht mochte. Und natürlich liebte er die Kinder. Doch er hielt die mit dem Dienst bei einem Dschinn verbundenen Gefahren tatsächlich nicht mehr aus.
    Sechseinhalb Kilometer und zwei Stunden später gelangte Groanin zu einem Hotel, das seinen kleinkarierten, fremdenfeindlichen Ansprüchen zu genügen schien: das Hotel First Grand Imperial Britannia. Eine britische Flagge hing wie ein Geschirrtuch draußen am Eingang neben dem einem Fahnenmast.
    Schweißtriefend und halb ohnmächtig vor Durst, schleppte sich Groanin in die schmuddelige Eingangshalle und näherte sich dem uralten Empfangstresen.
    An der Wand hinter dem Tresen hing ein großes Porträt der Königin. Ein weiteres gutes Zeichen, wie Groanin fand.
    Ein kleiner rothaariger Mann übersah ihn eine Weile geflissentlich und ließ sich dann dazu herab, ihm ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Guten Tag, der Herr, willkommen im First Grand Imperial Britannia«, sagte der Mann, der Engländer zu sein schien. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Dem Himmel sei Dank für einen englischen Akzent«, sagte Groanin. »Falls es wirklich einer ist.« Er sackte gegen den Tresen und sah sich den Mann genauer an. »Ich weiß nicht. Ist es einer?«
    Unglücklicherweise gehörte Groanin zu den Leuten, die, zum Ärger von Schotten, Iren und Walisern, das Wort
englisch
benutzen, wenn sie eigentlich
britisch
meinen. In Groanins Fall war es damit zu erklären, dass er so viel Zeit mit John und Philippa verbracht hatte, die als Amerikaner wenig bis gar kein Gefühl für die Unterschiede zwischen grundverschiedenen Dingen hatten.
    Stirnrunzelnd musterte Groanin den Empfangschef. Der Mann hatte grüne Augen und seine Haut war so bleich wie ein Bettlaken. »Moment mal, Sie sind gar kein Engländer. Sie sind ein Schotte, hab ich recht?«
    »Das bin ich«, sagte der Empfangschef mit leichtem Zögern. »Und ich bin stolz darauf.«
    »Und was machen Sie dann hier, Freundchen?«
    Das Gesicht des Mannes wurde knallrot vor Zorn. »Ihr Engländer mögt uns für Bauern halten, die in der Welt nicht weit herumkommen, aber das stimmt nicht.«
    »Ach nein?«, erwiderte Groanin. »Na, egal. Ein Brite tut´s auch. Unter diesen extremen Umständen ist mir was Britisches gut genug. Und jetzt hören Sie zu, Angus. Ich will ein Zimmer mit Bad, und dann brauche ich ein Abendessen. Aber ein anständiges. Kein exotisches Zeug. Und kommen Sie mir bloß nicht mit diesem italienischen Mist. Ich will englisches Essen: Roastbeef, geröstete Kartoffeln und Gemüse, das wie Gemüse aussieht. Kriegen Sie das hin, Herr Wirt?«
    Dem Empfangschef, der aus Edinburgh stammte und durch einen merkwürdigen Zufall tatsächlich Angus hieß, war das englische Vorurteil, alle Schotten würden Angus heißen, fast ebenso zuwider wie die Engländer selbst. Und diese Abneigung war seit seiner Ankunft in Italien noch stärker geworden, weil die Leute in Neapel ihn regelmäßig für einen Engländer hielten. Er konnte gar nicht mehr zählen, wie oft er die schartigen Zähne gefletscht, ein geduldiges Lächeln aufgesetzt und ihren Fehler korrigiert hatte. Kurz und gut, er war ein unfreundlicher kleiner Mann, der im Umgang mit Menschen nicht mehr Talent besaß als ein scharfer Wachhund. Als Hotelbesitzer in Schottland wäre das kein Problem gewesen, aber in einem so freundlichen Land wie Italien ließ ihn das für seinen eingeschlagenen Berufsweg denkbar ungeeignet erscheinen.
    »Da muss ich mal sehen«, sagte Angus daher wenig hilfsbereit. »Haben Sie reserviert?«
    Angus

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