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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war befriedigt, nicht aber ihre Neugierde. Es ist in der That an Bord jedes Schiffes Brauch, den Magen der Haifische sorgfältig zu untersuchen. Die Matrosen, welche ihre gar nicht wählerische Gefräßigkeit kennen, sind auf einen Fund gespannt, und finden sich nicht immer getäuscht.
    Lady Glenarvan hatte nicht Lust, dieser widerlichen Forschung beizuwohnen, und zog sich auf’s Hinterverdeck zurück. Der Hai schnaufte noch; er war zehn Fuß lang und wog über sechs Centner. Diese Größe ist keine außergewöhnliche; aber gehört der Schlägelfisch auch nicht zu den riesenmäßigen, so zählt er doch unter die fürchterlichsten der Gattung.
    Nicht lange, so war der enorme Fisch mittels Beilhieben ohne Umstände ausgeweidet. Der Haken war bis in den vollständig leeren Magen gelangt; offenbar hatte das Thier schon lange gefastet, und die in ihrer Erwartung getäuschten Matrosen waren im Begriff die Reste in’s Meer zu werfen, als sich die Aufmerksamkeit des Rüstmeisters auf einen ganz von Eingeweiden umwickelten plumpen Gegenstand richtete.
    »Ei, was ist das? rief er aus.
    – Es ist, erwiderte ein Matrose, ein Felsstück, welches das Thier als Ballast in sich genommen hat.
    – Schön! entgegnete ein anderer, es ist nichts anderes als eine Kugel mit einem Stiel, die der Kerl in seinen Bauch gesteckt hat und noch nicht hat verdauen können.
    – Schweigen Sie doch! versetzte Tom Austin, der Schiffslieutenant, sehen Sie denn nicht, daß das Thier ein Erztrunkenbold war, der, um keinen Tropfen zu verlieren, den Wein sammt der Flasche verschlang?
    – Was! rief Lord Glenarvan, eine Flasche hat der Fisch im Magen!
    – Eine wahrhaftige Flasche, erwiderte der Rüstmeister. Aber man sieht wohl, nicht so, wie sie aus dem Keller kam.
    – Nun denn, Tom, versetzte Lord Edward, so nehmt sie vorsichtig heraus; Flaschen, die man im Meer sindet, enthalten oft kostbare Urkunden.
    – Sie meinen? sagte der Major Mac Nabbs.
    – Ich glaube, es ist wenigstens möglich.
    – Ei, dem will ich nicht widersprechen, erwiderte der Major, und es steckt vielleicht ein Geheimniß darin.
    – Das wird sich zeigen, sagte Glenarvan. Nun, Tom?
    – Da ist sie, versetzte Tom, und zeigte einen unförmlichen Gegenstand, den er nicht ohne Mühe aus dem Magen des Fisches herausgenommen hatte.
    – Gut, sprach Glenarvan, laßt den häßlichen Gegenstand abwaschen und auf das Hinterverdeck bringen.«

    Tom gehorchte, und diese unter so besonderen Umständen aufgefundene Flasche wurde auf einen Tisch gelegt, um welchen herum Lord Glenarvan, der Major Mac Nabbs, der Kapitän John Mangles und Lady Helena Platz nahmen, denn eine Frau ist, sagt man, immer ein wenig neugierig.
    Auf der See erregt Alles Aufsehen. Einen Augenblick schwiegen Alle. Jeder untersuchte mit den Augen das zerbrechliche Strandgut. Enthielt dasselbe das Geheimniß eines Unglücks oder eine unbedeutende Mittheilung von Seiten eines müßigen Seefahrers?
     

    Indessen, man mußte doch wissen, woran man war, und Glenarvan schritt unverzüglich zur Untersuchung der Flasche; er ergriff übrigens Alle in solchen Fällen üblichen Vorsichtsmaßregeln; man hätte ihn für einen Criminalbeamten halten können, der die besonderen Umstände eines verübten Verbrechens aufnimmt; und Glenarvan hatte Recht, denn das scheinbar unbedeutendste Anzeichen kann oft auf die Spur einer bedeutenden Entdeckung führen.
    Ehe man das Innere der Flasche untersuchte, prüfte man das Aeußere derselben. Sie hatte einen engen Hals, an dessen starker Mündung sich noch das Ende eines verrosteten Eisendrathes befand; ihre starken Wände, welche den Druck einiger Atmosphären auszuhalten fähig waren, wiesen klar auf einen Ursprung aus der Champagne hin. Mit solchen Flaschen schlagen die Winzer zu Aï und Epernay Stuhlbeine entzwei, ohne daß sich nur eine Spur von Sprung zeigte. Diese hatte also unverletzt die Zufälligkeiten einer langen Reise aushalten können.
    »Eine Flasche aus dem Hause Cliquot«, sagte einfach der Major.
    Und da er sachverständig sein mußte, so wurde seine Behauptung ohne Widerspruch angenommen.
    »Mein lieber Major, erwiderte Helena, es kommt wenig darauf an, was es für eine Flasche ist, wenn wir nur wissen, woher sie kommt.
    – Das wird sich zeigen, liebe Helena, sagte Lord Edward, und bereits kann man versichern, daß sie weit her kommt. Sehen Sie die versteinerten Stoffe, womit sie bedeckt ist, diese Substanzen, die unter der Einwirkung des Meerwassers so zu sagen mineralisirt

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