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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Fleck aus Sternenlicht aufgeflammt. »Ist das nicht toll?!« Flüchtig drückt sie mich an sich.
    Ich schließe die Augen. Geduld. »Ich mache mir nicht viel aus Reisen.« Das ist die taktvollste Lüge, die mir gerade in den Sinn kommt. »Kannst du mich bis zu unserer Ankunft in Tiefschlaf versetzen?«

    »Bist du dir auch sicher?«, fragt sie skeptisch. Offenbar ist ihr völlig unbegreiflich, wie jemand etwas dagegen haben kann, hilflos und bis auf die Gesellschaft einer geistlosen Schlampe gänzlich allein zwischen den Sternen zu treiben.
    »Ja, bin ich, Lindy.« Ich zögere kurz. »Hast du vielleicht noch irgendwelche anderen Persönlichkeitsmodule?«, setze ich entnervt nach.
    »Nein, tut mir leid«, erwidert sie fröhlich. »Ich bin nun mal so, wie ich bin. Das sind wir alle. Bei der Kapsel vom Typ 42 für Kurzstreckenflüge, die das Umfeld ganz auf den jeweiligen Passagier abstimmt, bekommst du genau das, was du siehst. Und ich möchte dir sagen, wie sehr ich es genieße , dich in mir zu haben. Aber wenn du dir sicher bist, dass du schlafen möchtest …«
    »Ja, völlig sicher«, sage ich nachdrücklich, schließe die Augen und hoffe nur, dass ich nicht träumen werde.
    »Oh. Also gut. Dann schlaf schön!«
    Die Welt ringsum verschwindet.

    Leider ist es eine traurige Wahrheit – eine Wahrheit, die heute allgemein anerkannt wird, wenn meine Einzig Wahre Liebe sie sich seltsamerweise auch niemals eingestand -, dass Raumreisen scheiße sind. ( Scheiße verwende ich hier als allgemeinen Platzhalter für eine widerliche, unangenehme Substanz ohne jede gewinnende Eigenschaft. Da ich in einer bestimmten Epoche und mit bestimmten Merkmalen erschaffen wurde, verfüge ich nicht über unmittelbare Erfahrungen mit Exkrementen. Wir mussten uns bei unseren Übungen mit braun eingefärbtem Kieselgur begnügen. Aber ich schweife ab …)
    Bist du wohlhabend, kannst du auf einem mit Magnetsegel oder Nuklear-Elektro-Antrieb ausgestatteten Gebilde – es hängt davon ab, in welche Richtung du fliegen möchtest – eine Kabine in den riesigen Frachträumen einer großen fremdartigen Intelligenz buchen. Und dann darfst du dich wochen-, monate- oder
jahrelang mit Dutzenden von Mitreisenden treffen, Intrigen spinnen, hinterhältig über sie klatschen und tratschen oder dich mit ihnen langweilen. Und das alles auf einem Raum, der nicht viel größer ist als mein gemietetes Kabuff in der Wolkenstadt oberhalb der Venus. Bandbreite ist kostspielig und rar: Irgendjemand muss eine Übertragungsantenne auf das Hirn des Gastgebers richten und es mit Kilowatt füttern, damit du dein unnützes Geschwätz loswerden kannst, während die Sterne und Planeten unendlich langsam vorbeiziehen.
    Aber noch viel schlimmer ist es, wenn du arm bist.
    Bist du arm, wickeln sie dich in einen albernen Kokon und befestigen dich an der Außenhülle des Schiffs. Entweder ist es dort sehr kalt oder sehr heiß, und die Strahlungsverbrennungen halten die Knochenmarksproduktion während der Selbstheilung auf Hochtouren. Falls du Pech hast, trifft dich mit der Kraft eines ferngelenkten Geschosses irgendein Sandkorn und zerreißt dir alle Glieder. Gäbe es nicht die stimulierende Gesellschaft des eigenen Kokons oder Gespräche mit anderen Passagieren in ähnlicher Lage, würdest du aufgrund des Reizentzuges wahnsinnig werden.
    Natürlich kannst du auch den Modus wählen, bei dem alle Betriebsfunktionen auf ein Minimum reduziert sind, doch das bringt ganz eigene Probleme mit sich: Fährt das System im Kälteschlaf völlig herunter, kann es passieren, dass du im Transit stirbst und nie wieder aufwachst. Das war’s dann. Es können Monate oder auch Jahre bis dahin vergehen.
    Möchtet ihr wissen, wie es ist, wenn man ins System des Saturn auswandert? Malt euch sechs Jahre in einer Zwangsjacke aus, festgebunden an der Außenwand eines Wolkenkratzers – und das in der armseligen Gesellschaft von zwei Dutzend ähnlich Verrückter. Selbst im heruntergefahrenen Modus wird es euch wie eine monatelange Tortur vorkommen. Ihr tragt eine Augenbinde, und das ist auch wohl besser so, denn um ein wenig Abwechslung in euer Leben zu bringen, feuert irgendein kosmischer Heckenschütze, der nicht sonderlich gut zielen kann, einen Schuss ins Blaue auf das Gebäude ab.

    Und nach all dem fragt ihr euch noch, warum wir Schwestern so wenig herumkommen?!
    (Natürlich ist das noch gar nichts, gemessen an interstellaren Reisen: Bei solchen Reisen frieren sie dich ein und schneiden dir die

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