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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Widerwärtige kleine Rüpel. Ich kenne solche Typen, genau wie meine Schwestern. Wir wissen, wie man mit ihnen umgehen muss.
    »Muss eine Arbeitssklavin sein. Macht die etwa blau?«
    Langsam blicke ich mich um und sorge dafür, dass die Chromatophoren in meinem Gesicht den blassesten milchweißen Ton annehmen, so dass meine Miene völlig ausdruckslos wirkt und keine Emotionen verrät. »Ich bin keine Zwangsverpflichtete«, bemerke ich äußerst kühl. Und das ist, was diesen Ort und diese Zeit betrifft, keineswegs gelogen. Eine weitere von Rhea festgelegte Regel lautet: Lasst nie zu, dass eine eurer Schwestern zur Arbeitssklavin gemacht wird. Diese Regel wurde in einer früheren Epoche aufgestellt, und es hat uns viel gekostet, sie zu befolgen, aber bis heute ist keine von uns mit dem Kontrollchip eines Sklavenhalters ausgestattet. »Ich bin eine unabhängige Frau«, setze ich nach.

    Es sind drei, die sich zwischen mir und der Tür zur Spielhalle befinden: eine Bishojo-Frau, etwa so groß wie ich, und ein zusammenpassendes Paar von Zwergen – einer weiblich, der andere männlich -, das nach Chibi-Art übergroße Köpfe aufweist. Sie alle gehören zu der neuen Aristokratie und stellen, aufgeputzt in der aufwendigen Tracht, die in diesem Jahrhundert bei den Aristos Mode ist, Karikaturen unserer ausgestorbenen Schöpfer dar. Die beiden Zwerge, die stehen, während ich sitze, reichen mir nur bis zur Nase. Ohne jeden Funken Mitgefühl glotzen sie mich mit riesigen leeren Augen an, während ihre voll ausgewachsene Gebieterin auf mich herunterblickt und höhnisch bemerkt: »Dem können wir leicht abhelfen. Was für eine ekelhafte Parodie! Wer hat das Ding hier hereingelassen?« Ich halte sie für die Anführerin, denn ihr Gewand, das vor allem aus gerüschten und von Draht verstärkten Spitzen besteht und von Schleifen zusammengehalten wird, ist viel raffinierter als die Kleidung ihrer Gefährten. Sie hat ein zartes Kinn, stark ausgeprägte Wangenknochen, spitz zulaufende Ohren und eine atemberaubende Mähne aus federweichen grünlichen Strähnen.
    Die Zwergin schlägt sich die Hand, die in einem Spitzenhandschuh steckt, vor den Mund und gähnt theatralisch: »Sie verstellt uns die Aussicht, Domina.«
    Domina? Das kann nichts Gutes heißen. Die Instinkte, die ich aufgrund der Erfahrungen meiner toten Schwestern so mühsam erworben habe, verraten mir, dass ich schlimmer in der Klemme stecke, als mir bislang klar war. In mir blitzt die Erinnerung einer Schwester auf, die vor langer Zeit in einem Hutong unter der Kuppel von Lunograd ermordet wurde. Sie hat Recht: Auf die Aufmerksamkeit fieser, vom Spielen gelangweilter Aristos, die nach stärkeren Kicks Ausschau halten, kann ich gut und gern verzichten. »Ich wollte sowieso gerade gehen«, erkläre ich gelassen und setze einen Fuß auf den Boden, um aufzustehen.
    »Danke, mein Kind«, sagt die Domina zu ihrer Gefährtin, »aber ich hatte das Hindernis bereits bemerkt.« Mit einem Fuß stoße ich mich vom Rand ab und stütze mich gleichzeitig auf
eine Hand, um mich aufzurichten. Ich wende mich bereits der Glastür zu, als die Domina mit einem verächtlichen Schnauben auf ihren männlichen Gefährten hinunterblickt und ihm befiehlt: »Kümmere dich um diesen Abschaum, Stone!«
    Stone – in seiner schwarzen Tunika mit den goldenen Applikationen wirkt er wie eine den Tod darstellende Babypuppe – geht auf mich zu und legt dabei eine Hand auf die Elektrokeule an seinem Gürtel. Sein Kopf reicht mir bis an die Hüften. »Ist mir ein Vergnügen, meine Dame.«
    »Ich gehe jetzt«, sage ich. Mein Kampf-/Flucht-Modul veranlasst mich, so zu tun, als marschierte ich auf die Glastür zu, während ich mich plötzlich ducke und zur Seite abrolle. Ich rolle immer noch, als ein Hammerschlag auf die lackierten Aragonit-Intarsien der Balkoneinfassung niederfährt und abgespaltene Stücke herumfliegen. An den Stellen, wo jetzt das Fundament der Schmuckornamente freiliegt, beginnt es zu zischen und zu dampfen.
    »Graah!«, brüllt der Zwerg und hebt erneut die Keule.
    Ich befinde mich näher am Abgrund, als mir lieb sein kann, und der Angreifer blockiert mir den Zugang zur Glastür. Am besten wäre es jetzt, am Rande des Balkons entlangzuhuschen, durch eine andere Glastür in die Spielhalle zu sausen und mich zu verdünnisieren. Aber ich bin neben der Spur, denn ich koche vor Wut und fühle mich durch die beiläufig dahergesagte, brutale Anweisung der Domina gedemütigt, deswegen tue ich

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