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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Einschlag zu Ende.
    Aus der Stille des Marktplatzes erhoben sich erneut die Stimmen. Sie klagten und jammerten. Jeder wusste, dass die Abkehr von Gott ein schlimmes Nachspiel haben würde. In der Offenbarung des Johannes stand es geschrieben:
    Der Teufel wird in der Nacht des fallenden Sterns auf die Erde kommen, um die Söhne der Dunkelheit um sich zu scharen und sie in die letzte große Schlacht gegen die Söhne des Lichts zu führen. Gut gegen Böse, die Gottgefälligen gegen die Teufelsanbeter.
    Kathis Gedanken überschlugen sich. Um Himmels willen, wie würde sie nur ihr Brüderchen vor diesem Wahnsinn schützen können?

[zur Inhaltsübersicht]
    1
    Der Tross der Verdammten zog unter ihrem Fenster vorbei.
    Kathi erkannte an der Spitze des Zugs den Kruzifixträger – einen alten, klapprigen Mann, der ein schmuckloses Kreuz vor sich hertrug. Gesicht und Hände waren mit Lumpen umwickelt gegen den bissig kalten Wind. Den Körper schützte ein aus Dutzenden von Fetzen notdürftig zusammengeflickter Umhang.
    Der Mann humpelte. Den linken Fuß setzte er seltsam verrenkt auf, einer Gehstütze gleich, während er den rechten eilig nachzog. Vermutlich hatte er sich den Fuß gebrochen und war, wie durch ein Wunder, nicht daran gestorben.
    Diese augenscheinliche Missbildung konnte dem Alten noch gefährlich werden, dachte Kathi. So wie seinem Vorgänger, einem eitlen und gewissenlosen Geck, der erst vor kurzem auf dem Scheiterhaufen gelandet war. Sein Hochmut war ihm zum Verhängnis geworden, als er einem bettelnden Mädchen das Almosen verweigert hatte. Bei nächster Gelegenheit wollte sie ihn verkehrt herum auf einem Ziegenbock gesehen haben, im Galopp geradewegs hinauf zum Schalksberg, wo Hexen und Teufel Sabbat feierten.
    Gleich hinter dem Kruzifixträger folgte zu Pferd der Hexenkommissar Faltermayer. Ein schwarzer Mantel hüllte ihn und den Rücken des Pferdes vollkommen ein. Sein ungeschütztes Gesicht wirkte fahl und leblos. Auch die Verschlagenheit und Strenge, die Kathi einst gefürchtet hatte, waren ihm genommen. Statt ihrer hatte sich Müdigkeit breitgemacht. Die besten Tage dieses gefürchteten Hexenjägers waren lange vorbei.
    Neben ihm lief der Malefizschreiber, die Todesurteile fest unter den Arm geklemmt. Er sah aus, als ob er sich an ihnen festhalten würde, um nicht vom Wind fortgetragen zu werden.
    Es folgte eine Handvoll bewaffneter Stadtknechte und schließlich vier Karren, auf denen die Verurteilten zur Hinrichtungsstätte am Sanderanger gebracht wurden. Sie kauerten in blutig verschmutzten Büßerhemden auf den Ladeflächen dicht beieinander, die Köpfe gesenkt, im Schnellverfahren abgeurteilt und nun auf einen schnellen Tod hoffend. An den nackten Füßen und Händen trugen sie Ketten, als fürchtete Faltermayer, seine Beute könnte auf dem Weg zum Scheiterhaufen noch flüchten.
    Bilder ihrer eigenen Folter kamen Kathi in den Sinn.
    Auf geschundenen Knien harrte sie aus, vornübergebeugt, Faltermayers Stockschläge auf Rücken und Kopf.
    «Ist sie eine Hexe?»
    Ihre frühere Verbündete Grit hatte es bejaht, aus tiefstem Herzen, als Strafe und Genugtuung für den Bruch ihres Bündnisses. Nachdem ihr Schwindel vom Hexenflug aufgeflogen war, war sie geflüchtet. Niemand wusste, wohin.
    Auch Anna, das seltsam verstörte Mädchen aus dem Kinderhaus, hatte ohne Skrupel das Todesurteil über sie gesprochen.
    «Ja, sie ist eine Hexe.»
    Anna hatte sich daraufhin das Leben genommen. Kathi hoffte, dass sie im Himmel endlich das Zuhause gefunden hat, das sie sich auf Erden vergeblich gewünscht hatte.
    Und dann waren Lene und Lotti, des Apothekers hübsche, aber missratene Zwillingstöchter, vor ihr gestanden.
    «Ist sie eine Hexe?»
    Natürlich war sie eine Hexe, nichts anderes hatte sie von den beiden erwartet. Doch wie hatte sie sich in ihnen getäuscht.
    Ihre größten Widersacherinnen, die ihr das Leben zur Hölle gemacht hatten, traten als Einzige für sie ein.
    «Nein, sie ist keine Hexe. Lasst sie frei.»
    Abgrundtiefer Hass auf ihren Vater und Rache für die erschlagene Mutter hatten sie alles wagen lassen. Sie sprachen Kathi frei und den Vater schuldig. Es half Kathi nicht. Lene und Lotti wurden kurzerhand als Töchter eines Teufelsanbeters angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
    Doch dazu war es nicht gekommen. Volkhardt und die Schwarzen Banden hatten sie gerettet. Danach verschwanden sie. Niemand wusste, wo sie sich versteckt hielten, ob sie tot oder lebendig waren.
    Und

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