Die Kinder des Universums
konnte, dass sie mindestens vierzig oder bald fünfzig sein musste.
Sobald die Zwillinge den Raum betreten hatten, spannte sie Helen ein. „Hilf mir mit der anderen Seite des Bettbezugs, ja? Janice ist unten und Mrs Williams hat sich ausgerechnet heute wieder krank gemeldet.“ Janice und Mrs Williams bildeten die Belegschaft des Gästehauses – Frank Cheesewright nicht mitgezählt, der Gelegenheitsarbeiten erledigte und Mrs Price im Winter hin und wieder ins Kino ausführte.
Helen stopfte das Bettlaken unter die Matratze, während Fritz sich dadurch nützlich zu machen versuchte, dass er einen Papierkorb in einen zweiten leerte.
„Haben wir wirklich einen Onkel Grigorian, der uns besuchen kommt?“, fragte Helen.
„Ja, und ich hoffe bei Gott, dass er nicht übernachten möchte, weil ich bereits eine Familie unterbringen muss, die anders als erwartet mit zwei Kindern angereist ist, keine Ahnung, wie ich das machen soll.“
„Wie kommt es, dass wir noch nie von ihm gehört haben?“, fragte Fritz. „Wo wohnt er? Warum kommt er hierher?“
Mrs Price schüttelte die Kissen auf und begann mit dem zweiten Bett. „Er lebt auf einer Farm in Wales, und ich habe keine Ahnung, warum er herkommt. Er sagt, er will uns sehen.“
„Aber warum haben wir nie von ihm gehört?“
Eine hübsche junge Frau, nur ein paar Jahre älter als Helen, kam mit einer Tasse Tee in der Hand ins Zimmer. „Oh, Janice, wie lieb von dir! Genau was ich jetzt brauche“, sagte Mrs Price. Sie setzte sich auf die Bettkante und rührte in der Tasse, während die Zwillinge geduldig auf eine Erklärung bezüglich ihres mysteriösen Onkels warteten.
„Wir sind ihm nur einmal begegnet“, sagte ihre Mutter schließlich. „Bei der Beerdigung eures Vaters. Ihrerinnert euch wahrscheinlich nicht mehr daran.“ Ihre Stimme nahm einen forschen, geschäftsmäßigen Tonfall an, wie jedes Mal, wenn sie den Vater der Zwillinge erwähnte. Er war bei einem Autounfall gestorben, als sie noch sehr klein gewesen waren, und Mrs Price hatte das Gästehaus von dem Geld gekauft, das die Lebensversicherung ausgezahlt hatte.
„Euer Vater wusste nie genau, wie viele Brüder er eigentlich hatte“, fuhr sie fort. „Die Familie wurde während des Krieges über ganz Polen verstreut. Euer Vater war mehr oder weniger Waise, als er hierherkam, und er hat nie wieder etwas von seiner Familie gehört. Wie dem auch sei, als er starb, las euer Onkel Grigorian die Todesanzeige in der Zeitung und kam zur Beerdigung. Er lebte damals in Deutschland und war zufällig geschäftlich in England unterwegs gewesen.
Er war sehr nett zu mir und bot mir an, mich finanziell zu unterstützen, doch ich brauchte das Geld nicht. Nach der Beerdigung bin ich ihm nie wieder begegnet. Wie es scheint, lebt er jetzt in Großbritannien und möchte uns wiedersehen. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie er ausgesehen hat.“
Mutters Erklärung hatte, wie Fritz hinterher gegenüber seiner Schwester gestand, den unbekannten Onkel um so mysteriöser gemacht.Wie sich herausstellte, hatte er eigenartige Daumen. Es war Helen, die es zuerst bemerkte. Sie wuchsen aus einer Stelle nahe der Mitte der Handwurzel anstatt aus der Seite. Als Tubs es nach Helens Hinweis ebenfalls sah, meinte er, dass Onkel Grigorian ein Mann aus dem Weltraum sei, um sodann Fritz mit einem imaginären Strahlenblaster zu erschießen.
Abgesehen von den eigenartigen Daumen, war er genau das, was man von einem Onkel so erwartete. Er besaß einen Kinn- und Schnurrbart, hattte glitzernde Augen, er trug einen Anzug mit Weste und war ziemlich klein und rundlich.
Fritz interessierte sich mehr für sein Auto, einen roten „Triumph“. Fritz sagte, er hätte Benzineinspritzung und ginge ab wie eine Rakete.
„Frank Cheesewright sagt, ein Wagen wäre so gut wie der andere, solange er anspringt, wenn man den Zündschlüssel dreht, und der Motor erst ausgeht, wenn man ihn wieder abstellt“, meinte Helen.
„Das liegt daran, dass Frank Cheesewright nur einen gebrauchten Ford fährt und weniger über Autos weiß als du“, entgegnete Fritz. Die Zwillinge zankten jede Menge, und obwohl sie es niemals zugegeben hätten, kamen sie am besten miteinander aus, wenn Tubs in der Nähe war, den sie dann gemeinsam schikanieren konnten.
Dieser sich hier jetzt anbahnende Streit zumindest wurde durch Janice beendet, noch bevor er richtig angefangen hatte. Sie rief die Zwillinge zum Tee ins Haus. Die Familie nahm ihren Tee relativ zeitig in
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