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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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auslief. Sie war stolz und genoss ihre hoheitliche Ausstrahlung.
    »Nun ist mir aber zu Ohren gekommen, dass Jhered Estorr in denkbar schlechter Laune verließ.«
    Herine beäugte sie. »Vielleicht war er gereizt, weil seine Pflichten ihn davon abhalten, sich am Schwertkampf um das Goldene Laub zu beteiligen.«
    »Das mag sein. Andererseits hörte ich, dies sei die Folge einer Diskussion mit Euch gewesen, in der er seine Kritik an den Spielen zum Ausdruck brachte. Demnach war es eher ein Ausschluss als eine Notwendigkeit, die von seinen Pflichten diktiert wurde.« Herine schwieg dazu, doch Koroyan ließ nicht locker. »Auch reiste er in eigenartiger Gesellschaft, wie ich erfuhr. Harkov von der Palastwache und D’Allinnius, Euer leitender Wissenschaftler, waren bei ihm. Wäre Letzterer nicht eher hier von Nutzen!«
    »Schatzkanzler Jhered bat um diese Begleiter für seine Reise, und ich willigte ein«, erwiderte Herine.
    »Trotzdem … das ist eine eigenartige Truppe, um Steuern einzunehmen. Gibt es denn Schwierigkeiten in Caraduk? Man trug mir zu, dass er dorthin wollte.«
    »Euch wird eine Menge zugetragen, Felice. Darunter auch einige Dinge, die Euch nichts angehen. Haben Eure Sprecher in Caraduk über irgendwelche Schwierigkeiten berichtet?«
    »Das haben sie nicht.«
    »Da habt Ihr Eure Antwort«, sagte Herine.
    »Caraduk macht mir freilich schon lange Sorgen. Es ist schwer, an Informationen aus einigen entlegenen Winkeln zu kommen. Fast, als wollte man verhindern, dass ich erfahre, was dort vor sich geht.«
    Herine lachte, aber es klang wenig überzeugend. »Was könnte Euch in einem so treuen Land wie Caraduk Sorgen machen?«
    »Das frage ich mich auch.«
    Die Blicke der beiden Frauen trafen sich. In der Arena hatte unter den Jubelrufen der Menge das Viertelfinale beim Wagenrennen begonnen. Herine wandte sich ab und sah zu. Koroyan dagegen starrte sie unverwandt an.

 
28

     
    848. Zyklus Gottes, 1. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    R ittmeisterin Kell beobachtete, wie die berittenen Bogenschützen der Neunten Ala, die Starken Speere aus Atreska, sofort nachsetzten, nachdem die zweite Abteilung der Kataphrakten, die zur Zweiten Legion gehörte, eine Bresche in die feindlichen Linien geschlagen hatte. Die Bärenkrallen aus Estorr deckten die Steppenkavallerie mit Pfeilen ein. Die Gegner kamen vorübergehend aus dem Tritt und versuchten, sich für den Rückzug zu sammeln und sich neu zu formieren.
    »Gib der ersten schweren Kavallerie ein Signal!«, rief sie ihrem Flaggenmann zu. »Wir müssen die Bresche vergrößern.«
    Drei Flaggen wirbelten und wurden gesenkt. Die Beobachter der Kavallerie gaben die Informationen an die ersten Kataphrakten weiter, die aus der Vierunddreißigsten Ala mit dem Kampfnamen Tundarranischer Donner rekrutiert worden waren. Sie formierten sich und preschten in vollem Galopp zur Flankenverteidigung der Infanterie los. Gleichzeitig nahmen die Bogenschützen der Starken Speere ihre Pferde herum und galoppierten, von den Krallen gefolgt, wieder zurück, ehe sie zu tief in die Reihen der Steppenkavallerie hineingezogen wurden.
    Der Feind durfte keine Atempause bekommen. Die ersten Kataphrakten donnerten in die teilweise zusammengebrochene Linie hinein und trieben die Gegner weiter zurück. In ihrem Rücken griffen die Bogenschützen erneut an, um den Reitern zuzusetzen und vor allem die Pferde zu verletzen. Es war ein Angriff wie aus dem Lehrbuch, und die Tsardonier zeigten Schwäche.
    Hinter der Infanterie schickte Gesteris Manipel der Principes zur Verstärkung auf die linke Seite und zwang die Tsardonier zum Rückzug. Rechts fanden Scharmützel statt, und dort bewegte sich nicht viel, doch an der linken Flanke machten sie eindeutig Fortschritte. Dina Kell fühlte sich lebendig wie schon lange nicht mehr. Die Sonne hatte den Zenit überschritten, brannte aber immer noch heiß herab und nahm denen die Kraft, deren Moral sowieso schon angeschlagen war.
    Sie wusste, dass die Legionäre der Konkordanz in ihren schweren Rüstungen brieten, aber zum Beweis ihrer Überlegenheit würden sie den Tag durchstehen. Gesteris hatte seine Hastati so gut es ging reihum ausgewechselt, und diese Taktik zahlte sich allmählich aus. Die Phalangen hielten mühelos stand. Auf beiden Seiten gab es nur wenige Todesfälle. Doch in den tsardonischen Reihen griff allmählich die Angst um sich. Die Kunde über den Vorstoß machte langsam die Runde. Wenn die Flanke unter dem Druck

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