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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gelöst, und die Wirkung war schrecklich. Die Konkordanz hatte dagegen nur Bailisten, deren Munition so gut wie verbraucht war.
    »Zurück zu den Linien!«, rief Gesteris. »Ich schicke Euch die Reserve. Schaltet mir diese Katapulte aus.«
    Er war zutiefst erschrocken. Unten an der Front befahlen die Zenturionen einen massiven Vorstoß. Die Legionen gruppierten sich neu und ermunterten ihre Kameraden mit Gebrüll. In dichten Schlauern flogen die Pfeile.
    »Wie, bei Gott, haben sie das geschafft?«, fragte Gesteris.
    »Es spielt keine Rolle«, erwiderte Kell, die es auch selbst gern gewusst hätte. Sie half Nunan wieder auf ihr Pferd. »Schickt die Reserve, General. Den Rest erledige ich.«
    Sie salutierte, zog ihr Pferd herum und galoppierte hinter den Linien davon, während die Triarii die Kämpfer vor ihnen mit ermunternden Rufen anspornten. Als sie sich der linken Flanke näherten, kamen wieder Steine in hohem Bogen geflogen. Die Flugbahn war stark gekrümmt, und die Soldaten sahen die Geschosse früh genug kommen. Allerdings hatten die Legionen nicht genug Platz, um auszuweichen. So hoben sie nur die Schilde, was aber eher eine Geste der Verzweiflung war. Die Steine trafen die hilflosen Soldaten, drückten einige zu Boden und warfen andere zur Seite wie Kegel. Aus der Nähe waren die Geräusche der Einschläge widerlich. Ein dumpfer Knall, dann das Splittern von Schild, Rüstung und Knochen.
    Nunan rutschte von ihrem Pferd herunter und rannte mitten ins zunehmende Chaos hinein. Rufend stellte er die Ordnung wieder her und ermahnte die Kämpfer, sich an die erprobten Manöver zu halten. Er hatte Mühe, sich überhaupt Gehör zu verschaffen. Kell folgte seinem Beispiel und galoppierte zur Front der defensiven Kavallerie hinunter, wo die Reiter mit den widerspenstigen Pferden rangen. Bisher hatte die Artillerie nur auf die Fußsoldaten gezielt, aber das Kreischen war schon schlimm genug.
    »Stellung halten!«, rief sie. »Haltet Ordnung, geht weiter vor. Vergesst nicht, dass wir immer noch siegen können.«
    Die Ballisten reagierten und schossen ihre Bolzen auf die tsardonischen Reserven hinter der Frontlinie ab. Die Konkordanz nahm den Kampf wieder auf. An der Front reagierten die Hauptleute der Kavallerie mit ihrem typischen Mut und stießen energisch vor. Die erste Abteilung der Kataphrakten war schon in ein hitziges Gefecht verwickelt, auf der linken Seite unterstützten sie Schwertkämpfer, und die Bogenschützen standen hinter ihnen.
    Die Tsardonier waren inzwischen wieder gut aufgestellt und verteidigten ihre Infanterie wirkungsvoll, auch wenn sie immer noch einem starken Druck ausgesetzt waren. Weiter links, zum Fluss hin, banden tsardonische Reserven konkordantische Einheiten und die zweite Kataphrakt-Einheit an deren Spitze. Noch hatte der Kampf dort nicht ernstlich begonnen, noch suchte jeder die günstigste taktische Position.
    Sie nagte an der Unterlippe. Sie musste einen Punkt für den Durchbruch finden und die Geschütze ausschalten. Ihre Flaggenmänner warteten.
    »Signalisiert den Reservebogenschützen und den Schwertkämpfern, ganz links außen anzugreifen. Ich übernehme die Führung.«
    »Ja, Meisterin Kell.«
    Wieder einmal ließ Kell ihr Pferd die Hacken spüren, und das Tier sprang los. In scharfem Tempo ritt sie über den schlammigen Boden. Die Reserve hatte die Befehle bereits erhalten und verließ ihre Position außerhalb der Reichweite der Geschütze, um sich in ihre Richtung zu bewegen. Sie hob einen Arm und winkte parallel zum Fluss nach vorn.
    Der Rausch der Schlacht erfasste sie. Achtzig Kavalleristen rasten auf sie zu, die Hufe schienen in ihrem Kopf zu dröhnen. Ringsherum flog der Schlamm hoch und spritzte auf ihr Gesicht und ihre Rüstung. Sie wischte ihn sich aus den Augen und trieb ihr Pferd weiter, um die beiden Einheiten in den Kampf zu führen. Der Hauptmann der zweiten Kataphrakt-Einheit sah sie kommen. Er ließ seine vierzig schwer gepanzerten Pferde und Reiter kehrtmachen, Lanzen aufpflanzen und angreifen, weil er wusste, dass sie ihm Rückendeckung geben würde.
    Kell zog das Schwert und hob es über den Kopf. Die schlanke Klinge funkelte in der Sonne. Der Schweiß lief ihr übers Gesicht, und ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust. Links von ihr donnerten abermals die tsardonischen Onager. Dieses Mal konnte sie die Geschütze sogar sehen, und sofort fluchte sie und spuckte aus. Die Apparate standen auf Unterbauten, die wie räderlose Wagen aussahen, und die mächtigen

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