Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Tsardonier allmählich auf. Die Konkordanz hatte sie zerschmettert, die Geschosse der Onager hatten gleichermaßen tsardonische Verteidiger und Angreifer erledigt, und sie wollten nicht hilflos herumstehen und auf die nächsten Einschläge warten.
Immer mehr Feinde rannten um die Palisade herum nach vorn, um den Vorstoß der Konkordanz abzufangen. Die Hastati wiederum, seine müden außerordentlichen Hastati, verstärkten den Druck sogar noch. Hinter dem Wall ertönten Hornsignale. Keine tsardonischen Signale, sondern die der Konkordanz. Die noch lebenden Leviumkrieger sammelten sich vor Davarov im Rücken des Feindes. Wieder schien sich das Schlachtglück zu wenden. Die Palisade war von Rauch und Flammen eingehüllt, aber im Innern standen sicherlich noch genügend ausgeruhte und kampfbereite Soldaten.
Hinter Davarov kippte ein Abschnitt der Palisade nach draußen um und bedeckte den Schlamm und die Toten. Gesteris’ Legionen stürmten hervor und schwärmten aus, um Cartoganev zu unterstützen und Davarov Flankenschutz zu geben. Robertos Herz tat einen Freudensprung. Der Feind wurde unsicher und schwankte.
»Nachsetzen, Konkordanz«, brüllte er und galoppierte hinter seinen Linien entlang. »Gleich haben wir sie.«
Hörner. Überall ertönten Hörner. Bei den Ingenieuren, den Principes, den Triarii, und, Gott umfange sie, auch bei den Ärzten. Roberto begriff sofort, was es zu bedeuten hatte. Er drehte sich im Sattel um und starrte zu den Gawbergen hinauf. Das große goldene und weiße Banner flatterte am Mast, strahlend über dem Feuer.
Estorr war gerettet.
Alle konkordantischen Kehlen jubelten und nahmen Davarovs Lied auf. Neue Kräfte belebten die schmerzenden Muskeln. Schneller und härter als je zuvor ließen sie die Schwerter herabsausen. Die überrumpelten Feinde hatten dem nichts entgegenzusetzen, zogen sich zurück und rannten durch die Tore hinaus. Erneut entbrannten Kämpfe am Torhaus.
»Wir haben es geschafft«, sagte Roberto, als er das Lied hörte. Die Tränen standen ihm in den Augen. »Wir haben gewonnen. Ich kann es nicht glauben, wir haben gesiegt.«
Jhered dirigierte den Korsaren zum Liegeplatz der Einnehmer. Auf der Mole drängten sich Estoreaner, die ihre siegreiche Flotte begrüßen wollten. In ihrer Mitte zeigte sich die Advokatin den jubelnden Bürgern und winkte. Sie applaudierte jedem Schiff, das von den Hörnern am Hafeneingang angekündigt wurde.
Dank dieses Aufruhrs konnte Jhered beinahe unbemerkt den Liegeplatz am Rand des Hafenbeckens anlaufen. Aber nur beinahe, denn einige Leute rannten auf der Mole hinüber. Leute, die sich eigentlich viel würdevoller bewegen sollten. Er hatte keine Ahnung warum, aber die Autorität war in Estorr und kam, um ihre geliebten Kinder zu begrüßen. Die Kinder, die die Konkordanz vor der Zerstörung bewahrt hatten.
Jhered trug Arducius auf beiden Armen. Der Junge war kaum noch bei Bewusstsein, und seine Schmerzen trübten auch Ossacers Wahrnehmung, der ihm eine Hand aufgelegt hatte und seine Qualen linderte. Mirron hielt sich bereit, um einzuspringen. Sie war müde, konnte aber ihre Aufregung kaum verhehlen, als sie sah, wer sich ihnen näherte. Der Korsar legte an, die Marinesoldaten sprangen hinaus, um ihn festzumachen.
»Danke, Kommandant«, sagte Jhered. »Ihr habt uns einen Dienst erwiesen, der größer ist, als Ihr je ermessen könnt.«
Iliev nickte nur und beobachtete mit seiner Mannschaft die Aufgestiegenen und Jhered, als sie das Boot verließen. Hinter sich hörte Jhered Gebete.
Die Autoritäten nahmen sie in die Mitte. Tränen, Lachen und Freudenausbrüche umfingen sie alle. Er hielt sie von Arducius zurück und wollte den Jungen nicht loslassen. Wenn nötig, würde er den Jungen bis in den Palast tragen. Er hatte genug erlebt und musste jetzt ausruhen. Gott umfange ihn, sie brauchten alle Ruhe.
Viel zu rasch legte sich die Aufregung wieder. Zwei fehlende Jungen hinterließen eine Leere, die das Lachen unterdrückte und die Feierstimmung dämpfte. Trotz des Durcheinanders im Hafen fühlte Jhered sich inmitten eines schweigenden Abgrundes schrecklich allein. Begleitet von einer Wache kam Vasselis den Weg zu ihnen herunter. Die Autoritäten machten ihm Platz. Mirron sprach mit Meera, Gorians Mutter, die viel zu erschrocken war, um zu weinen. Jhered fragte sich, was Mirron ihr erzählte.
Doch die schwierigsten Fragen standen ihm noch bevor. Bisher hatte er ausweichend geantwortet, das Schlimmste zurückgehalten und nur
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