Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Granitmauern, und sie waren genauso kunterbunt zusammengewürfelt wie die Zelte an der Außenseite des Lagers, auch wenn die meisten klein waren. Ihr eigenes Spitzzelt hätte kaum zwei Leuten Platz zum Übernachten geboten; es beherbergte sie und drei andere, Alliandre, Maighdin und eine ehemalige cairhienische Adlige namens Dairaine, eine von denen, die sich bei Sevanna einschmeicheln wollte, indem sie ihr Geschichten über andere Gai'schain andiente. Das komplizierte alles, aber es ließ sich nicht ändern, es sei denn, sie hätten die Frau umgebracht, und Faile würde so etwas nicht unterstützen. Nicht, bevor Dairaine zu einer echten Bedrohung wurde. Sie schliefen notgedrungen dicht aneinander gedrängt wie Hundewelpen, in den kalten Nächten froh über die geteilte Körperwärme.
    Das Innere des niedrigen Zeltes war dunkel, als sie sich hineinduckte. Lampenöl und Kerzen waren Mangelware und wurden nicht für Gai'schain verschwendet. Nur Alliandre war da. Sie lag lediglich mit dem goldenen Kragen bekleidet auf dem Bauch auf ihren Decken, mit einem feuchten, in Kräutersud getauchtem Tuch auf ihrem misshandelten Hinterteil. Immerhin waren die Weisen Frauen bereit, ihre Heilkräuter gleichermaßen an Gai'schain wie an Shaido zu verteilen. Alliandre hatte nichts Falsches getan, war aber als eine der fünf ausgewählt worden, die Sevanna am Vortag am wenigsten erfreut hatten. Im Gegensatz zu anderen hatte sie ihre Strafe tapfer ertragen - Doirmanes hatte zu schluchzen angefangen, bevor man ihn über die Truhe beugte -, aber sie schien zu jenen zu gehören, die alle drei oder vier Tage an die Reihe kamen. Königin zu sein schien einem nicht beizubringen, wie man eine Königin zu bedienen hatte. Andererseits wurde Maighdin fast genauso oft ausgesucht, und sie war die Zofe einer Dame, wenn auch keine besonders gute. Faile war nur einmal ausgewählt worden.
    Es war ein deutliches Anzeichen dafür, wie sehr Alliandres Lebensgeister gesunken waren, dass sie keine Anstalten machte, sich zu bedecken, sondern sich nur auf die Ellbogen stemmte. Wenigstens hatte sie ihr langes Haar gekämmt. Wenn sie das einmal nicht mehr machte, würde Faile wissen, dass die Frau den Tiefpunkt erreicht hatte. »Ist Euch eben etwas .. . Seltsames… passiert, meine Lady?«, fragte sie mit unsicherer Stimme, aus der deutlich Furcht hervorklang.
    »Das ist es«, sagte Faile gebückt unter dem Querbalken.
    »Ich weiß nicht, was es war. Meira weiß nicht, was es war. Ich bezweifle, dass es andere Weise Frauen wissen. Aber es hat uns nicht geschadet.« Natürlich hatte es ihnen nicht geschadet. Natürlich nicht. »Und es ändert nichts an unseren Plänen.« Gähnend hakte sie den breiten goldenen Gürtel auf und ließ ihn auf ihre Decken fallen, dann packte sie das Obergewand, um es sich über den Kopf zu ziehen.
    Alliandre barg den Kopf in den Händen und fing an, leise zu weinen. »Wir werden niemals entkommen. Ich werde heute Abend wieder geschlagen. Ich weiß es. Ich werde für den Rest meines Lebens jeden Tag geschlagen werden.«
    Mit einem Seufzen ließ Faile das Gewand, wo es war, und kniete nieder, um ihrer Lehnsfrau das Haar zu streicheln. Es gab genauso viel Verantwortung nach unten wie nach oben.
    »Mich plagen manchmal die gleichen Ängste«, gab sie leise zu. »Aber ich weigere mich, mich von ihnen entmutigen zu lassen. Ich werde entkommen. Wir werden entkommen. Ihr dürft Euren Mut nicht verlieren, Alliandre. Ich weiß, dass Ihr tapfer seid. Ich weiß, dass Ihr Euch Masema entgegengestellt und Euren Mut nicht verloren habt. Das könnt Ihr jetzt auch, wenn Ihr es versucht.«
    Aravine steckte den Kopf durch den Zelteingang. Sie war eine unscheinbare, pummelige Frau - Faile war davon überzeugt, dass sie eine Adlige war, auch wenn sie es nie behauptet hatte -, und Faile konnte trotz des Dämmerlichts sehen, dass sie strahlte. Auch sie trug Sevannas Gürtel und Kragen.
    »Meine Lady, Alvon und sein Sohn haben etwas für Euch.«
    »Es wird ein paar Minuten warten müssen«, sagte Faile. Alliandre hatte aufgehört zu schluchzen, aber sie lag stumm und reglos da.
    »Meine Lady, darauf werdet Ihr nicht warten wollen.«
    Faile stockte der Atem. Konnte es möglich sein? Es schien beinahe vermessen zu sein, darauf zu hoffen.
    »Ich werde den Mut nicht verlieren«, sagte Alliandre und hob den Kopf, um Aravine anzusehen. »Wenn Alvon das hat, was ich hoffe, werde ich meinen Mut auch dann nicht verlieren, sollte mich Sevanna der Befragung

Weitere Kostenlose Bücher