Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
»Ich habe Rhiale bei den anderen gelassen, weil ich Angst hatte, dass dich ein besoffener Narr ins Zelt gezerrt hat.« Sie schaute sich so finster um, als würde sie nach einem besoffenen Narren Ausschau halten, der das erledigen konnte.
    »Niemand ist mir zu nahe getreten, Weise Frau«, sagte Faile schnell. Das war in den letzten Wochen ein paar Mal passiert, einige waren betrunken gewesen, einige auch nicht, aber Rolan war immer im letzten Augenblick aufgetaucht. Der riesige Mera'din hatte zweimal kämpfen müssen, um sie zu retten, und einmal hatte er den anderen Mann getötet. Sie hatte deswegen mit allen möglichen Schwierigkeiten gerechnet, aber die Weisen Frauen hatten es zu einem fairen Kampf erklärt, und Rolan hatte gesagt, dass ihr Name nicht einmal erwähnt worden war. So entschieden Bain und Chiad auch darauf bestanden, dass es gegen alle Bräuche verstieß, schwebten hier alle Gai'schain-Frauen in der ständigen Gefahr, vergewaltigt zu werden. Sie war davon überzeugt, dass Alliandre das passiert war, bevor sie und Maighdin ebenfalls Mera'din als Schatten bekommen hatten. Rolan hatte abgestritten, sie zu bitten, ihren Leuten zu helfen. Er hatte gesagt, sie seien einfach gelangweilt und suchten nur eine Beschäftigung. »Es tut mir sehr Leid, dass ich langsam war.«
    »Du brauchst nicht zusammenzuzucken. Ich bin nicht Therava. Ich werde dich nicht aus Vergnügen schlagen.« Worte in einem Tonfall gesagt, der hart genug für einen Scharfrichter gewesen wäre. Meira mochte vielleicht keinen zum Vergnügen schlagen, aber Faile wusste genau, dass sie einen starken Arm hatte, der den Stock zu schwingen wusste. »Jetzt erzähl mir, was Sevanna gesagt und getan hat. Dieses Wasser, das vom Himmel fällt, mag ja eine wunderbare Sache sein, aber es ist unerfreulich, darin herumzuspazieren.«
    Diesen Befehl zu erfüllen war leicht. Sevanna war während der Nacht nicht aufgewacht, und nachdem sie aufgestanden war, hatten sich ihre Gespräche nur darum gedreht, welche Kleider und welchen Schmuck sie tragen sollte, vor allem welchen Schmuck. Ihr Schmuckkasten war ursprünglich für Kleidung gewesen, und er war bis zum Rand mit mehr Edelsteinen gefüllt, als die meisten Königinnen besaßen. Bevor sie überhaupt ein Kleidungsstück anzog, verbrachte sie einige Zeit damit, verschiedene Kombinationen aus Halsketten und Ringen anzulegen und sich in dem vergoldeten Standspiegel zu betrachten. Es war sehr peinlich gewesen. Für Faile.
    Sie war gerade bei Theravas Ankunft mit Galina angelangt, als alles vor ihren Augen Wellen schlug. Sie selbst schlug Wellen! Es war keine Einbildung. Meira riss die blauen Augen auf, so weit das ging; auch sie hatte es gefühlt. Wieder wogte alles, sie selbst eingeschlossen, härter als zuvor. Entsetzt richtete sich Faile zu ihrer vollen Größe auf und ließ das Gewand los. Die Welt schlug ein drittes Mal Wellen, dieses Mal noch härter, und als es sie durchdrang, fühlte sie sich, als könnte eine Brise sie fortwehen oder sie sich einfach in Nebel auflösen.
    Mit hektischen Atemzügen wartete sie auf das vierte Wogen, das, von dem sie wusste, dass es sie und alles andere vernichten würde. Als es nicht kam, stieß sie vor Erleichterung jedes Quäntchen Luft aus ihren Lungen aus. »Was ist soeben geschehen, Weise Frau? Was war das?«
    Meira berührte ihren Arm und sah leicht überrascht aus, dass die Hand nicht durch Fleisch und Knochen glitt. »Ich… ich weiß es nicht«, sagte sie langsam. Sie schüttelte sich und fügte hinzu: »Kümmere dich um deine Aufgaben, Mädchen.« Sie schürzte die Röcke und ging an Faile vorbei, fast schon im Laufschritt, spritzte dabei Schlamm in alle Richtungen.
    Die Kinder waren von den Straßen verschwunden, aber Faile konnte sie in den Zelten weinen hören. Verlassene Hunde zitterten und winselten mit zwischen die Beine geklemmten Schwänzen. Leute auf der Straße berührten sich und andere, Shaido und Gai'schain. Faile faltete die Hände. Natürlich war sie vorhanden. Es hatte sich nur so angefühlt, als würde sie sich in Nebel verwandeln. Natürlich. Sie hob das Gewand an, um jede unnötige Wäsche zu vermeiden, und setzte sich wieder in Bewegung. Sie ging, und dann rannte sie, und es war ihr egal, wie viel Schlamm sie auf sich oder andere spritzte. Sie wusste, dass man vor keiner weiteren Welle würde fortlaufen können. Aber sie rannte trotzdem, so schnell ihre Beine sie trugen.
    Die Zelte der Gai'schain bildeten einen breiten Ring um Maldens hohe

Weitere Kostenlose Bücher