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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lassen. Ich hätte dich niemals zu einer Gai'schain machen dürfen. Dieser Kragen und der Gürtel sind genug Gold, damit du sicher zu deinem Mann zurückkehren kannst.«
    Ihr blieb der Mund offen stehen. Es überraschte sie, als ihre Faust seine breite Brust traf. Gai'schain durften niemals gewalttätig sein, aber der Mann grinste sie bloß an. »Ihr…!« Sie schlug ihn erneut, diesmal härter. Sie schlug auf ihn ein.
    »Ihr…! Mir fällt nicht einmal ein passendes Schimpfwort ein. Ihr habt mich glauben lassen, Ihr würdet mich den Shaido überlassen, dabei wolltet Ihr mir die ganze Zeit bei der Flucht helfen?«
    Er fing ihre Faust und hielt sie mühelos in einer Hand, die ihre völlig verschluckte. »Falls wir gehen, Faile Bashere.« Er lachte. Der Mann lachte! »Es ist noch nicht entschieden. Außerdem darf ein Mann eine Frau nicht glauben lassen, dass er zu interessiert ist.«
    Wieder überraschte sie sich, diesmal, indem sie versuchte, gleichzeitig zu lachen und zu weinen, und sie tat es so ausgelassen, dass sie sich an ihn anlehnen musste, weil sie sonst gefallen wäre. Dieser verdammte Aiel-Humor!
    »Du siehst sehr hübsch mit Blumen im Haar aus, Faile Bashere«, murmelte er und schob noch eine Blüte hinein.
    »Oder ohne. Und im Augenblick trägst du noch Weiß.«
    Beim Licht! Sie hatte den Stab, der so kühl gegen ihren Arm drückte, aber man würde ihn unmöglich Galina geben können, bevor Therava sie wieder allein umhergehen lassen würde, und man konnte unmöglich sicher sein, dass die Frau sie vorher nicht aus Verzweiflung verriet. Rolan bot ihr die Flucht an, falls sich die Mera'din zur Abreise entschieden, aber solange sie Weiß trug, würde er versuchen, sie unter seine Decke zu bekommen. Und wenn sich die Mera'din gegen die Abreise entschieden, würde einer von ihnen ihre Fluchtpläne verraten? Wenn man Rolan Glauben schenken wollte, wussten sie alle Bescheid! Hoffnung und Gefahr, beides unauflösbar miteinander verknüpft. Was für ein Durcheinander.
    Wie sich herausstellte, hatte sie mit Theravas Reaktion genau ins Schwarze getroffen. Kurz vor Mittag wurden alle Gai'schain hinausgetrieben und mussten sich bis auf die Haut ausziehen. Faile bedeckte sich so gut es ging mit den Händen und drängte sich an die anderen Frauen, die Sevannas Gürtel und Kragen trugen - die hatten sie sofort wieder anlegen müssen -, drängte sich an sie, um wenigstens einen Anflug von Sittsamkeit zu zeigen, während die Shaido die Zelte der Gai'schain durchwühlten und alles hinaus in den Schlamm warfen. Faile konnte an nichts anderes als ihr Versteck in der Stadt denken und beten. Hoffnung und Gefahr, und keine Möglichkeit, beides zu entwirren.

KAPITEL 6
 
Ein Stab und eine Rasierklinge
    Eigentlich hatte Mat nicht damit gerechnet, dass Luca Jurador nach nur einem Tag verlassen würde - die von einer Mauer umgebene Salzstadt war reich, und Luca hatte es gern, wenn ein paar Münzen in seine Tasche wanderten -, also war er nicht unbedingt enttäuscht, als ihm der Mann sagte, dass Valan Lucas Großer Wanderzirkus und Prächtige Zuschaustellung von Mysterien und Wundern mindestens noch zwei weitere Tage hier bleiben würde. Nicht unbedingt enttäuscht, aber er hatte gehofft, dass sein Glück andauern würde. Er war ein Ta'veren. Andererseits hatte ihm ta'veren zu sein niemals etwas anderes als Pech gebracht, soweit es ihn betraf.
    »Die Schlange am Eingang ist bereits so lang wie gestern zur besten Zeit«, sagte Luca mit einer überheblichen Geste. Sie befanden sich in Lucas großem bunten Wohnwagen, früh an dem Morgen nach Rennas Tod, und der große Mann saß auf dem vergoldeten Stuhl an dem schmalen Tisch - einem richtigen Tisch mit darunter geschobenen Hockern für Besucher; die meisten anderen Wohnwagen begnügten sich mit an Seilen von der Decke hängenden Behelfstischen, und die Bewohner setzten sich zum Essen aufs Bett. Luca hatte noch keinen seiner grellen Mäntel angezogen, aber er machte das mit seinen Gesten wett. Latelle, seine Frau, kochte auf einem kleinen Ziegelofen mit eisernem Aufsatz, der in eine Ecke des fensterlosen Wagens eingebaut war, den Frühstückshaferbrei, und die Luft war erfüllt von scharfen Gewürzen. Die Frau mit dem kantigen Gesicht tat in alles so viele Gewürze rein, dass es nach Mats Geschmack so gut wie ungenießbar war, aber Luca schlang alles, was sie ihm vorsetzte, herunter, als wäre es ein Festmahl. Er musste eine Zunge aus Leder haben. »Ich rechne heute mit doppelt so vielen

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