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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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starker, trauriger …«
    »Du glaubst also«, unterbrach Helen sie mit einem herausfordernden ironischen Blick zu Ronald, »dass wir es ganz aufgeben sollten, Literatur zu unterrichten?«
    Emily Jean wirkte nur einen Augenblick lang verletzt. Mit einem seltsamen Lächeln schlenderte sie zur Hintertür.
    »Vielleicht nicht ganz«, sagte Ronald. »Aber die Lage würde sich bestimmt bessern, wenn man sich auf Lesestoff konzentrieren würde, der nicht meilenweit über den Horizont der Schüler hinausgeht.«
    »Entschuldigt mich«, sagte Ian. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zur Hintertür, schob sie auf und trat in den beleuchteten Innenhof.
    Zu seiner Linken befand sich ein Klapptisch voller Papiertüten, nasser Löffel und aufgestapelter Plastikbecher. Flaschen mit Schnaps und Mixgetränken sowie Mayonnaisegläser und Glaskrüge mit selbstgemischten Drinks standen zwischen den Tüten.
    Emily Jean kniete neben der Eistruhe auf dem Betonboden und hielt in einer Hand ihren Plastikbecher, während sie mit der anderen an dem Verschluss herumfummelte. Ian betrachtete sie, als er sein Glas auf dem Tisch abstellte. Die weiße Bluse hatte sich über dem Rücken ge spannt, sodass sich darunter die schmalen Träger des BH s und die herausstehenden Höcker ihres Rückgrats abzeich neten. Sie wirkte verdammt zerbrechlich. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Lassen Sie mich das für Sie machen«, sagte er.
    »Danke, Mr. Collins.«
    »Ist mir ein Vergnügen.« Er klappte die Truhe auf. »Wie viele Eiswürfel möchten Sie?«
    »Mit dreien wäre ich schon zufrieden.«
    Er warf drei Eiswürfel in ihren Plastikbecher, dann füllte er auch sein eigenes Glas und schloss die Truhe.
    Sie standen auf. Sie waren allein im Innenhof. »Soll ich Ihnen einen Drink mixen?«, fragte Ian.
    »Sehr aufmerksam, Mr. Collins, aber das habe ich schon erledigt.« Sie tippte mit dem Fingernagel auf den Deckel eines halbleeren Mayonnaiseglases. »Mein selbst gemach ter Martini. Er geht langsam zur Neige. Ich bin ein ungezogenes Mädchen heute Abend. Oder etwa nicht?«
    »Ach, das würde ich so nicht sagen.« Ian goss Wodka in sein Glas, während sie den Deckel aufschraubte.
    »Und ich sollte es auch nicht sagen. Ich betrachte über mäßigen Gin-Genuss als lässliche Sünde und großen Trost. Mr. Collins, das mag einem jungen Mann mit Ihrer Energie und Ihrem Talent seltsam erscheinen, aber ich unterrichte seit achtundzwanzig Jahren und habe das Gefühl, mein Leben vergeudet zu haben.«
    Sie warf Ian einen stolzen, leidvollen Blick zu, der ihn herausforderte, ihr zu widersprechen.
    »Ich hätte so viele Dinge tun können. Ich hätte auf der Bühne bleiben können. Ich hätte Bücher schreiben können. Ich hätte in die Geschäftswelt einsteigen können. So viele Dinge, so viele Möglichkeiten. Alle weggeworfen, alle verloren.«
    »Unterrichten ist nicht die erfüllendste Arbeit«, sagte Ian.
    »So banal die Analogie auch klingen mag, Mr. Collins, Unterrichten ist, als würde man sein Leben auf dem Karussell im Freizeitpark unten am Pier verbringen. Ein Lehrer steigt auf sein Pferd und fährt im Kreis, immer wieder, Jahr für Jahr. Die Dampforgel spielt hübsche Musik, aber sie wiederholt sich. Sie spielt ständig dieselben paar Melodien. Die Umgebung ändert sich nie. Die Gesichter schon. Ja, die Gesichter wechseln, leider. Das gehört ebenfalls zur Tragödie. Einige Gesichter sind so charmant, andere so voller Schmerz und Bedürftigkeit. Manche lernt man sogar zu lieben. Aber nach einiger Zeit gehen sie alle weg, man bleibt auf seinem Pferd, dreht sich weiter im Kreis, und sie sind verschwunden.«
    Sie starrte lange Zeit in ihren Becher. »All die goldenen Ringe, Mr. Collins, sind nur aus Messing. Und die Karussells sind schließlich auch nicht besonders ersprießlich.« Sie lachte traurig. »Das reimt sich, stimmt’s? Schließlich ersprießlich.«
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, vom Pferd zu steigen?«, fragte Ian.
    »Und was sollte ich dann tun?« Mit einem Mal wurde ihr Lächeln fröhlicher. »Ich habe eine Tochter. Wussten Sie das? Ich habe eine herrliche, schöne, talentierte Tochter. Sie steht auf der Bühne, wussten Sie das? Eine richtig gute Schauspielerin. May Beth Bonner? Vielleicht haben Sie gesehen, wie sie die Laura gespielt hat …«
    Laura!
    Der Name ließ sein Herz stocken, und er zuckte vor Schmerz und Verlangen zusammen.
    »… in Die Glasmenagerie am Stage Door Theater?«
    »Leider nicht«, sagte er mit einem

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