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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gezwungenen Lächeln. »Aber ich würde sie gerne einmal auf der Bühne sehen.«
    »Das würde mich freuen. Ich wünsche mir, dass jeder sie spielen sieht. Leider war vorige Woche die letzte Vorstellung. Wenn Sie sie als Laura sehen möchten …«
    Wieder versetzte ihm der Name einen Stich ins Herz.
    In seinem Kopf tauchte ein Bild von Lauras Gesicht über seinem eigenen auf, wie sie ihn anlächelte, während ihr weiches, kastanienbraunes Haar glatt herabhing, wie ein Vorhang ihr Gesicht einrahmte und sie beide von der Welt abschloss.
    Komm darüber hinweg, sagte er sich.
    Ich schaffe es nicht. Es hat nie eine andere gegeben, und es wird auch keine geben. Man bekommt in der Liebe nur eine Chance, und das war meine.
    Nicht unbedingt, dachte er. Man kann nie wissen. Ich könnte morgen jemandem begegnen …
    Aber niemandem wie Laura.
    Hör auf damit.
    Emily Jean öffnete ihre Handtasche, holte ihr Portemonnaie hervor und blätterte durch mehrere mattierte Plastikhüllen mit Fotos. »Ist sie nicht reizend?«
    Ian betrachtete den Schnappschuss. Darauf war eine schlanke, attraktive Rothaarige Anfang zwanzig zu sehen. »Sie ist wunderschön«, sagte er. »Sie sieht Ihnen sehr ähnlich.«
    Emily Jean kicherte leise. »Oh, Mr. Collins. Wer sagt denn, es gäbe keine Galanterie mehr? Allerdings muss ich zugeben, dass ich tatsächlich fast genau wie May Beth aussah, als ich noch jung war. Wir hätten Zwillinge sein können. Aber das ist lang her.«
    »Also, Sie sind beide bemerkenswerte Frauen.«
    »Auf May Beth trifft das sicher zu, in jeder Hinsicht. Dieses Foto wird ihr natürlich nicht gerecht. Glauben Sie nicht, dass sie auf der Kinoleinwand fantastisch aussehen würde?«
    »Allerdings.«
    »Eines Tages werde ich sie auf der Leinwand sehen. Wir alle werden sie sehen.«
    »Hat sie irgendwelche Filmprojekte in Aussicht?«
    »Ach, nicht dass ich wüsste. Ich glaube, es ist schreck lich schwierig, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Schreck lich schwierig.«
    »Das habe ich auch gehört«, sagte Ian.
    »Aber eines Tages wird sie es schaffen. Das weiß ich.«
    »Bestimmt.«
    »Und ich sollte sehr stolz sein, oder? Meinen Sie nicht?«
    »Doch, sehr.« Er blickte nachdenklich auf seinen Drink.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich … überlege nur. Ich kenne ein paar Leute im Filmgeschäft. Wenn Sie mir May Beths Telefonnummer geben würden …«
    Lächelnd griff Emily Jean nach seinem Arm und drückte ihn. »Aber, Mr. Collins! Sie müssen doch keine Ausflüchte machen. Ich fände es absolut wundervoll, wenn Sie May Beth anrufen würden.«
    »Mit Ausflüchten stehe ich auf Kriegsfuß«, sagte er.
    »Ha! Ich verachte Verlogenheit ebenfalls.«
    »Ich kenne wirklich einige Leute, die Ihrer Tochter hel fen könnten, ins Filmgeschäft einzusteigen. Mal sehen, was ich tun kann. Vielleicht sind meine Bemühungen umsonst, aber …« Er zuckte die Achseln.
    »Ich weiß jegliche Bemühungen in dieser Hinsicht zu schätzen, Mr. Collins.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte er und zog einen Notizblock und einen Stift aus der Hemdtasche. »Wissen Sie ihre Telefonnummer?«, fragte er.
    »Aber ja, natürlich. Sie wohnt zu Hause bei mir. Und meine eigene Telefonnummer werde ich wohl wissen.« Sie gluckste leise. »Es sei denn, meine Sinne sind vom Teufel Gin zu sehr vernebelt.«
    Sie diktierte ihm die Nummer.
    »Und ihr Name ist May Beth Bonner?«, fragte er.
    »So ist es. Sollen wir einen Toast auf ihren Erfolg ausbringen?«
    »Einverstanden«, sagte Ian.
    Sie hoben die Gläser.
    »Auf May Beth«, sagte Emily Jean. »Möge sie ein echter Kinostar werden.«
    »Auf May Beth«, sagte Ian.
    Sie stießen mit ihren Plastikbechern an und tranken.

7   NACHTEINSATZ
    Albert wünschte, er könnte das Auto seines Vaters benutzen, doch es in der Garage anzulassen würde zu viel Lärm verursachen. Stattdessen nahm er sein Fahrrad, schob es aus der Garage, stieg auf und rollte die Zufahrt hinunter.
    Zuerst war ihm kalt ohne seine Jacke. Der Rollkragen bot wenig Schutz gegen den kühlen Nachtwind. Doch seine einzige Jacke war knallgelb. Die Farbe war für eine Nachtoperation völlig ungeeignet.
    Schon bald störte ihn die Kälte nicht mehr. Der Wind fühlte sich angenehm im Gesicht an. Er roch frisch und sauber wie Bettys Haar.
    »Ich habe zwanzig Dollar für dich«, hatte er ihr am Nachmittag am Telefon gesagt.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher. Sonst würde ich es nicht sagen.«
    »Ich meine ja nur, ich mache es nicht auf Kredit. Falls du an

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