Die Klinge: Roman (German Edition)
Es kostet zwanzig Dollar, keinen Penny weniger.«
»Komm schon, Betty.«
»Wenn du so viel nicht hast, kannst du mich jetzt nach Hause bringen.«
»Dich nach Hause bringen? Warum sollte ich dich nach Hause bringen? Scheiße! Du kannst zu Fuß nach Hause gehen.«
»Sei nicht so ein Arschloch.«
»Steig einfach aus meinem Wagen«, sagte Albert.
»Soll das ein Witz sein?« Sie verrenkte die Arme hinter dem Rücken, um ihren BH zu schließen. »Mach dich nicht lächerlich. Fahr mich einfach nach Hause. Treib morgen das restliche Geld auf und ruf mich an.« Sie knöpfte die Bluse zu. »Dann haben wir morgen Nacht viel Spaß miteinander.«
»Scheiße«, murmelte er.
»Bleib locker. Das ist kein Weltuntergang.«
Es fühlt sich aber so an, dachte er.
Er startete den Motor und setzte so ruckartig zurück, dass Betty nach vorn geworfen wurde. »Hey!« Sie stützte sich mit einer Hand am Armaturenbrett ab. »Verdammt, beruhig dich!«
Doch Albert beruhigte sich nicht. Er raste durch die enge Straße und nahm die Kurven so schnell, dass die Reifen ächzten. Betty klammerte sich am Armaturenbrett fest.
Als er um eine Kurve schoss, tauchte das Heck eines parkenden Porsche im Scheinwerferlicht auf.
Er riss das Lenkrad herum.
Nicht schnell genug.
Mit einem metallischen Knirschen streifte er den Porsche.
»Jetzt ist es passiert«, sagte Betty.
»Er hätte nicht da parken sollen«, sagte Albert und trat das Gaspedal durch.
»Willst du nicht anhalten?«
»Warum sollte ich?«
»Mein Gott, Albert! Du musst anhalten. Das ist gegen das Gesetz.«
»Scheiß auf das Gesetz.« Er ignorierte ein Stoppschild und raste weiter.
»Okay«, schnauzte Betty. »Das reicht. Lass mich raus. Sofort!«
Albert hielt nicht an.
»Lass mich bitte raus!«
Er sah sie an und setzte ein Lächeln auf. »Nein.«
»Albert!«
Er fuhr schnell auf einen Kombi auf, zog über die doppelte gelbe Linie und sauste vorbei.
»Du bringst uns noch um!«
»Na und?«
»Verdammt!«
Er schleuderte mit quietschenden Reifen um eine Ecke und schoss eine steile Straße hinauf. Zu beiden Seiten standen Häuser mit breiten Einfahrten. Teure, zweigeschos sige Häuser.
»In welchem wohnst du?«, fragte er.
»In der Mitte der Straße. Das weiße auf der rechten Seite.«
Vor dem Haus trat er hart auf die Bremse. Er sagte nichts. Er starrte nach vorn und rührte sich nicht, bis die Tür zuschlug.
Dann beobachtete er, wie Betty die Einfahrt hinaufging. Ihr Rock war sehr kurz. Er flatterte in der Brise. Im Mondlicht wirkten ihre Beine blass.
»Schlampe«, murmelte er.
Nur eine dreckige Hure, dachte er. Nur eine dreckige Hure verlangt Geld dafür. Wahrscheinlich hätte ich mir bei ihr einen Tripper geholt oder so. Ein Glück, dass ich keine zwanzig Dollar hatte.
Aber wenn ich das Geld gehabt hätte, würde ich sie jetzt bumsen.
Er sah zu, wie sie ins Haus ging und die Tür schloss.
»Und tschüss«, sagte er.
Dann packte er mit beiden Händen fest das Steuer und warf sich nach vorn. Seine Stirn schlug gegen die Ober seite des Lenkrads. Er tat es noch einmal. Und noch einmal.
Danach saß er eine ganze Weile reglos da. Schließlich ließ er den Motor an und fuhr langsam davon. Als er die Washington Avenue erreichte, bog er nach rechts ab und steuerte auf das Geschäftsviertel zu.
Die Vorführung im North-Glen-Kino musste gerade vor bei sein. Die Schrift über dem Eingang kündigte dieselbe Doppelvorstellung an, die Albert sich letzten Abend angesehen hatte: The Texas Chainsaw Massacre und Vier im rasenden Sarg. Er nahm an, dass den meisten Leuten, die zu ihren Autos gingen, der Schreck noch in den Gliedern steckte.
Er hatte die Filme geliebt . Beide, aber besonders Chainsaw .
Letzten Abend hatte das Publikum vor Angst geschrien.
Nicht jedoch Albert.
Er hatte sich gewünscht, er wäre in den Filmen und würde diese Frauen jagen …
Plötzlich wurde Albert klar, dass er, wäre er nicht ins Kino gegangen, genug Geld für Betty gehabt hätte. Die Eintrittskarte hatte zwei fünfzig gekostet, und er hatte mindestens vier Dollar für Snacks ausgegeben.
Er stieß ein bitteres Lachen aus.
Dann bemerkte er einen Hund, der über den Bürgersteig trottete. Er schien allein unterwegs zu sein.
Albert parkte das Auto und stieg aus.
Der Oktoberwind war ungewöhnlich warm. Er fühlte sich gut an und brachte den schwachen, würzigen Geruch von verbranntem Laub mit sich.
Albert ging schnell, blickte in die schattigen Ecken und lauschte.
Er wusste, worauf er achten
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