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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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würde man nicht brauchen.
    Im Büro des Oberarztes döste Adam Silverstone, den Kopf auf die über der harten Schreibtischplatte gekreuzten Arme gelegt, und träumte. Er lag wieder auf einem Bett aus dürren, gekräuselten Blättern, einem Haufen angesammelter Reste vieler vergangener Herbstzeiten, auf dem er einst als Junge gelegen war, den Blick versonnen in den stillen Tümpel eines Waldbachs verloren. Es war im Spätfrühling seines vierzehnten Lebensjahres gewesen, eine schlimme Zeit, in der sich sein Vater angewöhnt hatte, auf die empörten italienischen Flüche seiner Großmutter mit betrunkenen jiddischen Beschimpfungen eigener Erfindung zu antworten. Um Myron Silberstein und der vecchia zu entfliehen, hatte sich Adam eines Samstagmorgens einfach zur Überlandstraße begeben und war drei Stunden lang per Anhalter dahingefahren, ohne bestimmtes Ziel, er wollte nur einfach weg, von dem Rauch und dem grobkörnigen Staub Pittsburghs, weg von all dem, was es für ihn bedeutete, bis ihn ein Kraftfahrer schließlich auf einem durch Wälder führenden Straßenabschnitt absetzte. Später hatte Adam ein halbes dutzendmal versucht, die Stelle wiederzufinden, konnte sich jedoch nicht genau erinnern, wo sie eigentlich war. Vielleicht aber war auch der Wald zu der Zeit, als Adam ihn wieder suchte, längst von einem Bulldozer vergewaltigt worden und hatte Häuser ausgebrütet. Nicht daß die Stelle etwas Besonderes gewesen wäre; alle diese Wälder waren spärlich und schütter, weil man zu viele Bäumen gefällt hatte, das Rinnsal des Baches hatte nie eine Forelle beherbergt, der Tümpel war nichts als eine tiefe klare Pfütze. Aber das Wasser war kalt, und Sonnenflecken spielten darüber hin. Er hatte, bäuchlings auf den Blättern ausgestreckt, den Geruch des kühlen Waldmoders eingesogen. In seinem Magen begann der Hunger zu rumoren, aber es kümmerte ihn nicht, als er so dalag und zusah, wie kleine Insekten über das Wasser wanderten. Was hatte er in der halben Stunde, in der er dort lag, erlebt – bevor die hartnäckige Frühlingsfeuchtigkeit durch die trockenen Blätter heraufkroch und ihn bewog, sich fröstelnd loszureißen –, was ließ ihn für den Rest seines Lebens von dem kleinen Tümpel träumen? Friede, entschied er Jahre später.
    Dieser Friede wurde jetzt durch das Klingeln des Telephons zerschlagen, dessen Hörer er, noch halb im Schlaf, abhob.
    »Adam? Hier Spurgeon.«
    »Ja«, sagte er gähnend.
    »Freundchen, wir haben vielleicht einen Nierenspender.« Seine Schläfrigkeit wich etwas. »Ja?«
    »Ich habe soeben einen Patienten hereingebracht. Komplizierte eingedrückte Schädelfraktur mit schweren Gehirnschäden. Meomartino assistiert Harold Poole. Er läßt Ihnen sagen, daß das EEG keinerlei elektrische Aktivität mehr zeigt.«
    Jetzt war Adam hellwach.
    »Welche Blutgruppe hat der Patient?« fragte er.
    »AB.«
    »Susan Garland hat AB. Das heißt also, daß diese Niere Susan Garland gehört.«
    »Ah – Meomartino meint, ich soll Ihnen auch sagen, daß die Mutter des Patienten im Wartezimmer sitzt. Sie heißt Connors.«
    »Gott verdammt.« Die Aufgabe, die legale Erlaubnis für eine Transplantation zu sichern, fiel dem Oberarzt und dem Fellow der Chirurgie zu. Meomartino, der Fellow, hatte regelmäßig andere dringende Pflichten, wenn es an der Zeit war, mit den engsten Angehörigen zu sprechen.
    »Ich bin sofort unten«, sagte er.
    Mrs. Connors saß neben ihrem Pfarrer und schien nur wenig durch die Tatsache getröstet, daß ihr Sohn die Letzte Ölung erhalten hatte. Sie war eine vom Leben verbrauchte Frau mit einer Begabung für Ungläubigkeit.
    »Ah, erzählen Sie mir nicht so etwas«, sagte sie mit Tränen in den Augen und einem zitternden Lächeln, als sei sie imstande, ihm das Ganze auszureden. »Er nicht«, sagte sie beharrlich. »Er liegt nicht im Sterben. Nicht mein Paulie.«
    Formal hat sie recht, dachte Adam. In diesem Augenblick war ihr Junge schon tot. Nur die Boston Edison Company ließ ihn noch atmen. Sowie der elektrische Respirator abgedreht war, würde er in zwanzig Minuten völlig weg sein.
    Adam konnte ihnen nie sein Beileid ausdrücken; es war so unzulänglich. Sie begann bitterlich zu weinen.
    Er wartete lange, bis sie sich etwas gefaßt hatte, und erklärte ihr dann so schonend wie möglich die Sache mit Susan Garland.
    »Verstehen Sie das mit dem kleinen Mädchen? Auch sie wird sterben, wenn wir ihr keine andere Niere schenken.«
    »Armes Lämmchen«, sagte sie.
    »Dann

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