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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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gespenstischen Schindmähre spähte, die da vorbeigaloppierte.
    Vorbei an der Sackgasse, wo der Lärm seiner Füße irgend etwas Kleines, Lebendiges aufschreckte und Krallen gegen die hartgestampfte Erde schlugen, als es tiefer in den Tunnel hineinfloh.
    Um die Ecke.
    Wieder die Straßenlampen. Mit brennender Lunge, unfähig zu atmen, den Kopf zurückgeworfen, einen bohrenden Schmerz in der Brust vor Anstrengung, das Band zu durchreißen, obwohl keine Menge dastand und brüllte, erreichte er Maxies Laden, taumelte und blieb stehen.
    Jesus.
    Er rang nach Luft, fürchtete sich übergeben zu müssen, rülpste laut und mußte sich doch nicht übergeben.
    Er war naß unter den Armen und zwischen den Beinen, sein Gesicht war naß. Narr. Keuchend lehnte er sich an Maxies Schaufenster, das bedrohlich knarrte, glitt an der Scheibe hinunter, bis seine Sitzbacken auf der schmalen roten Holzkante ruhten, die die Scheibe trug.
    Die Kante knirschte unter ihm. Zum Teufel damit, der weiße Anzug war ohnehin schon schmutzig.
    Er warf den Kopf zurück und schaute in den sternenlosen Himmel.
    Sie haben kein Recht, von mir Versprechen zu verlangen, sagte er. Warum bitten sie nicht Dich darum?
    Er senkte die Augen, und sein Blick fiel auf das Gebäude, das fast bis in den Himmel ragte, er sah die alten roten Ziegel. Er fühlte die unendliche Geduld der narbenreichen Fassade, mit der sie den Schmutz und Rauch der Stadt ertrug, die rings um das Haus gewachsen war, und von dem sie braun geworden war.
    Er erinnerte sich an den Augenblick, in dem er das Krankenhaus zum erstenmal erblickt hatte, erst vor wenigen Monaten, und doch schon vor tausend Jahren.

ERSTES BUCH
 
Sommer

1
 
A D AM S I L V E RS T O NE
    Die Sterne am erbleichenden Himmel hatten sich langsam in ihr Versteck gedrückt. Als der hustende Lastwagen die Überlandstraße von Massachusetts verließ und durch die menschenleeren Randbezirke ratterte, flackerte die lange Reihe von Straßenlampen den Fluß entlang zweimal auf und erstarb dann in der Finsternis. Der heiße Tag nahte, aber das Erlöschen der Lichterkette verlieh dem Tagesanbruch eine kurze trügerische Kühle und Dunkelheit.
    Er starrte durch die staubige Windschutzscheibe, als sie sich Boston näherten, jener Stadt, die seinen Vater geformt, aufgerieben und zerbrochen hatte.
    Mir werdet ihr das nicht antun, sagte er zu den vorbeiziehenden Häusern, der Skyline, dem Fluß.
    »Sieht gar nicht nach einer schwierigen Stadt aus«, sagte er. Der Fahrer sah ihn überrascht von der Seite an. Ihr Gespräch war schon vor achtzig Meilen, zwischen Hartford und Worcester, in ein ermüdendes Schweigen gemündet, als Folge einer heftigen Meinungsverschiedenheit über die John-Birch-Society. Jetzt sagte der Mann etwas Undeutliches, das im Dröhnen des Motors unterging.
    Adam schüttelte den Kopf. »Verzeihung, ich habe nicht verstanden.«
    »Was ist los, bist du taub?«
    »Ein wenig, am linken Ohr.«
    Der Mann runzelte die Stirn, weil er sich gefoppt fühlte.
    »Ich habe gefragt, wartet ein Job auf dich?« Adam nickte.
    »Und was für einer?«
    »Ich bin Chirurg.«
    Der Fahrer sah ihn angewidert an, jetzt überzeugt, daß sein Verdacht gerechtfertigt war. »Natürlich, du schäbiger Beatnik. Ich bin Astronaut.«
    Adam öffnete den Mund zu einer Erklärung, besann sich, dachte: Zum Teufel mit ihm, schloß ihn wieder und wandte seine Aufmerksamkeit der Szenerie zu. Auf der anderen Seite des Charles River vermochte er in der Dunkelheit weiße Türme zu entdecken, zweifellos Harvard. Irgendwo dort drüben war das Radcliffe College, und dort schlief Gaby Pender wie ein Kätzchen, dachte er und fragte sich, wie lange er es wohl aushielt, sie nicht anzurufen. Würde sie sich an ihn erinnern? Unwillkürlich kam ihm ein Zitat in den Sinn – etwas darüber, wie oft ein Mann eine Frau sehen muß, daß es einmal genügt, das zweitemal aber die Bestätigung bringt.
    Der kleine Computer in seinem Kopf sagte ihm, wer der Autor der Zeilen war. Wie gewöhnlich erfüllte ihn die Fähigkeit, sich an nichtmedizinische Dinge zu erinnern, mit gereizter Unzufriedenheit statt mit Stolz. Wortverschwender, hörte er seinen Vater sagen. Adamo Roberto Silverstone, du selbstgefälliges Aas, sagte er zu sich, schau, wo dein famoses Gedächtnis bleibt, wenn du mit einem Lehrsatz aus Thoreks Anatomy in Surgery oder Wangensteens Intestinal Obstruction ringst.
    Kurz darauf schlug der Mann das Lenkrad ein, der Lastwagen polterte vom Storrow Drive weg, über eine

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