Die Koenigin der Rebellen
etwas wie ein wandelnder Lügendetektor. Es war möglich, ihm etwas zu verschweigen. Aber es war nicht möglich, ihn zu belügen. Captain Laird und der Shark waren entweder gar nicht hier, oder Bart hatte nicht vor, ihn wirklich zu ihnen zu bringen. Er ließ sich nichts von alledem anmerken, sondern folgte den Männern tiefer in die unterirdische Anlage hinein. Der erste Eindruck, den er von dem Rebellenversteck gehabt hatte, bestätigte sich: Das Labyrinth unterirdischer Gänge und Stollen war nichts anderes als die ehemalige Kanalisation einer Stadt. Kyle befragte seinen Erinnerungssektor und erfuhr, daß es gerade in diesem Teil des Planeten ausgedehnte Zerstörungen gegeben hatte. Die Eingeborenen hatten sich erbittert gegen die Kolonisation zur Wehr gesetzt, und da sie bereits über eine — wenn auch primitive — thermonukleare Waffentechnologie verfügten, hatten sie einen Großteil ihres eigenen Planeten verwüstet, ehe es den Sturmtruppen gelang, ihren Widerstand zu brechen. Es war seltsam — aber der Gedanke erfüllte ihn mit Unbehagen. Er war schon auf anderen Welten gewesen, die Spuren eines atomaren Krieges aufwiesen, und manche davon waren sehr viel mehr zerstört worden als dieser Planet. Aber niemals hatte ihn das so beeinflußt. Sonderbar. Dann stiegen sie eine rostige Leiter in einen großen Raum hinab. Der Saal diente offenbar als Aufenthaltsraum — es gab ein paar einfache Möbel und ein primitives, aber funktionstüchtiges Funkgerät, vor dem ein Rebell mit Kopfhörern und Mikrofonen saß. Neben Bart und seinen vier Begleitern erwartete sie ein weiteres halbes Dutzend Männer. Alle waren bewaffnet, und alle machten einen sehr wachen Eindruck. Kyle konnte die Gefahr geradezu riechen. Er mußte vorsichtig sein. Aus einem Grund, den er noch nicht wußte, trauten ihm die Rebellen nicht. Kyle schätzte seine Chancen, mit diesen Männern fertig zu werden, nicht einmal allzu schlecht ein, aber er war schließlich nicht unverletzbar. Und er war nicht hier, um die Rebellen unschädlich zu machen. »Setz dich.« Bart deutete auf eine zerschlissene Couch, hinter der zwei bewaffnete Rebellen standen. Der eine hatte sein Gewehr in der Armbeuge liegen, aber die Waffe war gesichert. Die Maschinenpistole des anderen deutete drohend auf Kyles Rücken. Falls es zum Kampf kam, würde er sich um diesen Mann zuerst kümmern müssen. »Wo ist Captain Laird?« fragte er. »Später«, antwortete Bart. »Zuerst wirst du uns noch ein paar Fragen beantworten. Du heißt also Kyle. Du fährst eine Shark-Maschine, du trägst Shark-Kleider, und du sprichst wie wir. Wie kommt es dann, daß ich dich nicht kenne?« »Ich bin kein Shark«, antwortete Kyle. »Ich wollte es immer werden, aber ich habe . . .« Er schwieg einen Moment und lächelte dann verlegen. »Ich habe mich nicht getraut, zu euch zu kommen«, sagte er. »Ich hatte Angst vor euch.« »Vielleicht ja zu Recht«, sagte Bart kalt. »Du hast uns bespitzelt, wie?« »Nicht bespitzelt«, verteidigte sich Kyle. »Ich habe euch beobachtet, aber nicht mehr.« Er wußte, daß er mit dieser Behauptung kein Risiko einging. Daniel hatte ihm erklärt, daß immer wieder junge Männer oder auch Frauen zu den Sharks gestoßen waren. Meistens, um zu sterben. Nur sehr wenige überlebten die Mutproben der Sharks. »Wir halten nicht viel von Schnüfflern«, sagte Bart. »Weißt du das eigentlich?« »Ja«, antwortete Kyle verärgert. »Aber wenn ich nicht geschnüffelt hätte, dann wäre ich jetzt nicht hier, um euch zu warnen. Ihr seid in Gefahr. Vor allem Laird und Skudder, aber ich denke, ihr anderen auch.« »Was ist passiert?« fragte Bart. »Ich ... war in der Nähe eurer Stadt, als die Gleiter angegriffen haben«, begann Kyle. »Ich hatte mich versteckt. Sie haben mich nicht gesehen. Aber dafür habe ich alles genau beobachtet.« Bart wurde ein wenig hellhörig. Kyle wußte, daß er nicht mehr dagewesen war, als Daniels Kampfschiffe die Stadt angegriffen hatten. »Du hast alles gesehen?« fragte er. »Wie viele von den Jungs haben sie erwischt?« »Viele«, antwortete Kyle wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich die meisten. Sie sind in die Berge geflohen, aber Daniels Drohnen haben sie aufgespürt. Vielleicht sind ein paar entkommen, aber bestimmt nicht viele. Danach haben sie die Stadt bombardiert. Ich war ganz in der Nähe, aber ich habe es nicht gewagt, mein Versteck zu verlassen.« Bart schwieg. Sein Gesicht war wie aus Stein, aber sein Herzschlag hatte
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