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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geweiht zu werden, war zerschlagen.« »Und sie hat sich an dir gerächt, indem sie dir deine Kinder nahm«, sagte Charity. Lydia nickte. In ihren Augen schimmerten Tränen, aber ihr Gesicht blieb starr. »Ja. Sie wollte mich umbringen, damals. Aber dann ... fiel ihr eine bessere Rache ein.« Charity schwieg betroffen. Sie akzeptierte den Mord an Angelika noch immer nicht, aber sie verstand jetzt wenigstens, warum Lydia es getan hatte. Vielleicht hätte sie nicht anders gehandelt, an ihrer Stelle. Abermals streckte sie die Hand aus, löste die Kette aus Lydias Fingern und hängte sie sich vorsichtig um. Das Metall fühlte sich sonderbar an — es war weder warm noch kalt, sondern schien überhaupt keine Temperatur zu besitzen. Und es stammte nicht von dieser Welt. Charity fühlte sich fast sofort unbehaglich, kaum daß der Edelstein ihre Haut berührt hatte. Es war wie damals im Sternenschiff, wie immer, wenn sie etwas berührte, das von Moron kam — etwas in ihr schien sich unter der Berührung zu krümmen, als hätte sie glühendes Eisen gestreift. »Das funktioniert niemals!« behauptete Kent. »Angellicas Verschwinden wird auffallen. Und sie werden merken, daß wir nicht die sind, für die wir uns ausgeben.« »Niemand wird etwas merken«, widersprach Lydia. »Es gibt Hunderte von Shait-Priesterinnen. Sie kommen von weither, um die Auserwählten zu bringen. Und manchmal unternehmen sie lange Reisen, um nach Kindern zu suchen. Angelika war manchmal wochenlang fort.« »Und die Leute, die vorhin hier waren?« schnappte Kent. »Schluß jetzt«, bestimmte Charity scharf. »Wir reden später darüber. Jetzt sollten wir erst einmal von hier verschwinden.« Sie wandte sich an Lydia. »Wir müssen die Leiche verstecken. Kennst du einen Ort, an dem man sie nicht so schnell findet?« Lydia deutete mit einer Kopfbewegung nach oben. »Alles, was über dem fünften Stockwerk liegt, ist zerstört. Niemand wohnt dort. Niemand kommt je dorthin.« »Gut«, sagte Charity. »Dann verstecken wir sie dort und hoffen, daß du recht hast und wirklich niemand nach ihr sucht. Und danach holen wir die Kleider deiner Schwester und was wir sonst noch brauchen, und gehen zurück in Kents Versteck.« »Ich kann euch sofort ins Shaitaan bringen«, sagte Lydia. »Wir brauchen nur die Kette und ein paar Zeremonienmäntel.« »Nein«, sagte Charity. »Das Risiko ist zu groß. Außerdem brauchen wir noch ein paar Dinge aus dem Versteck.« Sie schlug mit der flachen Hand auf die kleine Maschinenpistole in ihrem Gürtel. »Ich fühle mich nicht besonders sicher, nur mit diesem Spielzeug bewaffnet. Und wir können auch Net und Bart nicht einfach zurücklassen.« Kent fuhr auf. »So eine Chance bekommen wir nie wieder!« »Das kann schon sein«, antwortete er Charity ruhig. »Aber die haben wir auch morgen noch.« 
    Und genau in diesem Punkt sollte sie sich täuschen. Sie hatten sie nicht einmal in diesem Moment.

Kapitel 7
    Der Eingang war so perfekt getarnt, daß vermutlich nicht einmal Kyle ihn entdeckt hätte. Er war sogar auf dem Weg hierher daran vorbeigekommen, und mit ziemlicher Sicherheit war er von einem halben Dutzend Überwachungs- und Ortungsgeräten erfaßt worden, ohne es auch nur zu bemerken. Die Erkenntnis beunruhigte Kyle — nicht, weil er die Technik der Rebellen fürchtete, sondern weil sie ein weiteres Indiz war, daß seine Fähigkeiten rapide abnahmen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Die Entwicklung war noch lange nicht bedrohlich, aber er mußte sie im Auge behalten. »Du wartest hier.« Der Mann, der sich ihm als Arson vorgestellt hatte, deutete auf eine niedrige Tür. Sie war nur angelehnt, so daß Kyle erkennen konnte, daß sie äußerst massiv war — fünf Zentimeter dick und aus altem, verrostetem Eisen. Selbst seine Kräfte würden nicht ausreichen, sie gewaltsam zu öffnen. Der Raum dahinter war winzig: eine nackte Betonkammer, kaum hoch genug, um aufrecht darin zu stehen, und knapp fünf mal fünf Schritte groß. Aus den Wänden ragten abgeschnittene Rohre und Kabelenden. Kyle vermochte nicht zu erkennen, welchem Zweck diese Kammer einmal gedient hatte. Jetzt war sie eindeutig ein Gefängnis. Auf dem Boden lag eine zerschlissene Matratze, daneben ein primitiver, offenbar mit Flüssiggas zu betreibender Heizofen. Der Raum stank. Kyle trat widerspruchslos durch die Tür und wandte sich wieder zu Arson um. Der bärtige Rebell musterte ihn auf eine Art, die Kyle nicht gefiel. Sein Herz schlug

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