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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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anklagen, und das ganze Land wäre auf unserer Seite. «Unter welcher Treppe?», habe ich ihn gefragt. «Wo sind die Leichen? Wer hat dir von den Morden erzählt?»
    Frau Mutter, ich besitze nicht Deine Fähigkeiten, in die dunklen Herzen von Männern zu sehen, aber irgendetwas an ihm hat mir nicht gefallen. Er mied meinen Blick und sagte, es habe keinen Sinn, er hätte selber schon daran gedacht, aber ein Priester habe die Leichen geborgen und sie in einer Truhe weggebracht, um ihnen ein christliches Begräbnis zuteilwerden zu lassen. Er habe sie im Fluss bestattet, dort, wo er am tiefsten ist, damit sie nie gefunden würden. Ich habe ihn gefragt, woher der Priester wusste, wo sie begraben lagen, und warum er sie im Fluss versenkt habe, statt sie zu Dir zu überführen. Und wenn es ein christliches Begräbnis gewesen sei, warum habe er sie dann ins Wasser geworfen? In welchen Teil des Flusses? Er hat gesagt, er wisse es nicht. Ich habe ihn gefragt, wer ihm all das gesagt habe, und er hat geantwortet, seine Mutter, Lady Margaret, und dass er ihr sein Leben anvertrauen würde. Es habe sich alles genau so abgespielt, wie sie es ihm gesagt habe, er wisse es ganz sicher.
    Ich weiß nicht, ob Du Dir darauf einen Reim machen kannst.
    Ich finde, es stinkt zum Himmel.
     
    Ich nehme Thomas’ Brief und werfe ihn in die Flammen des Feuers, das in der Halle brennt. Dann spitze ich eine Feder und antworte ihm:
     
    Ich bin ganz Deiner Meinung. Henry Tudor und seine Verbündeten müssen etwas mit dem Tod meines Sohnes zu tun haben. Woher sollte er sonst wissen, dass sie tot sind und wie es geschah? Richard will uns diesen Monat herauslassen. Verlass den Thronräuber Tudor und komm nach Hause. Richard wird Dir vergeben, und wir können zusammen sein. Wie viele Eide Henry auch in der Kirche leistet und wie viele Männer ihm auch immer ihre Ehre erweisen, nie und nimmer soll Elizabeth den Mörder ihres Bruders ehelichen. Wenn er tatsächlich der Mörder ist, dann sind sein Sohn und sein Enkel verflucht. Wenn Henry etwas mit dem Tod meines Sohnes zu tun hat, wird kein Tudorsohn das Mannesalter erreichen.
     
    Das Ende der Weihnachtszeit und die Rückkehr des Parlamentes nach London bringen mir die unwillkommene Nachricht, dass das Parlament König Richard entgegengekommen ist und beschlossen hat, meine Ehe sei ungültig gewesen, meine Kinder seien Bastarde und ich eine Hure. Richard hat das schon vorher verkündet, und niemand hat ihm widersprochen. Jetzt ist es Gesetz, die Parlamentarier haben es so gewollt.
    Ich beschwere mich nicht beim Parlament, und ich bitte auch meine Freunde nicht, für uns Einwände zu erheben. Es ist der erste Schritt aus unserem Versteck, das zu unserem Gefängnis geworden ist. Es ist der erste Schritt, das aus uns zu machen, was Elizabeth «normale Leute» nennt. Wenn das Gesetz des Landes feststellt, dass ich nichts weiter bin als die Witwe von Sir Richard Grey, ehemalige Geliebte des ehemaligen Königs und meine Kinder nur außereheliche Töchter, dann sind wir weder tot noch lebendig von besonderem Wert, inhaftiert oder frei. Dann spielt es für niemanden eine Rolle, wo wirsind oder was wir tun. Das reicht, um uns die Freiheit zu schenken.
    Doch ich denke an etwas Wichtigeres, von dem ich niemandem erzähle, nicht einmal Elizabeth: Wenn wir erst still für uns in einem privaten Haus leben, kann mein Sohn Richard vielleicht zu uns kommen. Wenn wir nicht mehr königlich sind, kann mein Sohn vielleicht wieder bei mir leben. Er ist jetzt Peter, Sohn einer armen Familie in Tournai. Er könnte Peter bleiben, ein Junge, der uns in Grafton besucht, mein Lieblingspage, mein ständiger Begleiter, mein Herz, meine Freude.

MÄRZ 1484
    Ich erhalte Nachricht von Lady Margaret. Ich hatte mich schon gefragt, wann ich wieder etwas von meiner liebsten Freundin und Verbündeten hören würde. Die von ihr geplante Erstürmung des Towers ist jämmerlich gescheitert. Ihr Sohn erzählt der ganzen Welt, meine Söhne seien tot und nur seine Mutter kenne die näheren Umstände ihres Todes und ihrer Beisetzung. Die Rebellion, die sie geplant hat, wurde niedergeschlagen. Das hat mein Misstrauen geweckt. Obwohl ihre Beteiligung an dem Aufstand durchaus kein Geheimnis ist, steht ihr Gatte immer noch hoch in König Richards Gunst. Zweifellos ist sie eine unzuverlässige Freundin und Verbündete. Sie scheint alles zu wissen, nichts zu tun und nie zur Verantwortung gezogen zu werden.
    Sie erklärt, sie habe nicht schreiben und mich

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