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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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auch nicht persönlich aufsuchen können, weil Lord Stanley, ihr Gatte, Richards treuer Freund, der ihm vor kurzem bei der Niederschlagung des Aufstands zur Seite gestanden hat, sie unbarmherzig gefangenhalte. Es stellt sich jetzt heraus, dass Stanleys Sohn, Lord Strange, eine kleine Armee aufgestellt hat, um König Richard zu unterstützen. Das Getuschel, er wolle zu Henry Tudors Verstärkung marschieren, war ein Missverständnis. Seine Loyalität stand nie in Zweifel. Doch zahlreiche Männer konntenbezeugen, dass Lady Margarets Abgesandte wiederholt in die Bretagne gereist sind und ihren Sohn, Henry Tudor, aufgefordert haben, Anspruch auf den Thron zu erheben. Spione konnten bestätigen, dass ihr großer Berater und Freund Bischof Morton den Duke of Buckingham überredet hat, sich gegen Lord Richard zu stellen. Und es gab sogar Männer, die schwören konnten, sie habe einen Pakt mit mir geschlossen, dass meine Tochter ihren Sohn heiraten solle. Zum Beweis führen sie den ersten Weihnachtsfeiertag in Rennes an, an dem Henry Tudor erklärte, er werde Elizabeth ehelichen, und schwor, er werde König von England werden, und seine ganze Entourage, darunter mein Sohn Thomas Grey, niederkniete und ihm als König von England ihre Treue schwor.
    Ich kann mir vorstellen, dass Margaret Beauforts Gatte, Lord Stanley, sehr überzeugend argumentieren musste, um seinen argwöhnischen Monarchen davon zu überzeugen, dass er persönlich – auch wenn seine Gattin eine Rebellin und Verschwörerin ist – keinen Augenblick an die Vorteile gedacht hat, die ihm aus einer Thronbesteigung seines Stiefsohnes erwachsen würden. Das scheint ihm gelungen zu sein. Stanley
«Sans Changer»
steht immer noch in der Gunst des Usurpators, und Margaret, seine Gattin, steht unter Hausarrest, ihre vertrauten Dienstboten hat man ersetzt, sie darf nicht korrespondieren – vor allem nicht mit ihrem Sohn – und wurde ihrer Ländereien, ihres Wohlstands und ihres Erbes beraubt. All das wurde ihrem Gatten übertragen unter der Bedingung, dass er sie beaufsichtigt.
    Als mächtige Frau scheint sie nicht besonders entmutigt dadurch, dass ihr Gatte ihr ganzes Vermögen und ihre Ländereien an sich genommen und sie in ihrem Haus eingesperrt hat. Und dass sie schwören musste, nie wiedereinen Brief zu schreiben und Ränke zu schmieden. Sie hat sicherlich recht, nicht zu entmutigt zu sein, denn sie hält sich nicht an sein Verbot, sie schreibt mir und schmiedet wieder Pläne. Daraus kann ich wohl schließen, dass Stanley
«Sans Changer»
zuverlässig und loyal seine eigenen Interessen verfolgt, was er womöglich immer schon getan hat – dem König auf der einen Seite Treue schwört und seine Frau auf der anderen Seite mit den Rebellen Ränke schmieden lässt.
    Euer Gnaden, liebe Schwester – denn so will ich Euch nennen, die Ihr Mutter des Mädchens seid, das meine Tochter wird, und Mutter meines Sohnes sein werdet
, so beginnt sie. Sie hat einen blumigen Stil und ist sehr gefühlvoll. Der Brief ist befleckt, als sei sie bei dem Gedanken an die Hochzeit unserer Kinder vor Freude in Tränen ausgebrochen. Ich betrachte die Flecken mit Abscheu. Selbst wenn ich sie nicht des schändlichsten Verrats verdächtigen würde, könnte ich mich nicht für sie erwärmen.
     
    Es besorgt mich sehr, von meinem Sohn zu hören, dass Euer Sohn Thomas Grey erwog, den Hof zu verlassen, und überredet werden musste, zu ihm zurückzukehren. Euer Gnaden, liebe Schwester, was mag Euren Sohn dazu bewogen haben? Versichert ihm doch bitte, dass die Interessen Eurer und meiner Familie dieselben sind und dass er meinem Sohn Henry ein geschätzter Gefährte ist! Bitte, ich flehe Euch an, gebietet ihm als liebende Mutter, das Ungemach des Exils zu erdulden, um sich die Belohnung zu sichern, wenn sie triumphieren. Sollte er etwas gehört haben oder fürchten, so soll er mit meinem Sohn Henry Tudor sprechen, der ihn beruhigen kann. Die Welt ist voller Klatsch und Tratsch, und Thomas sollte jetzt lieber nicht als Verräter oder Feigling erscheinen.
    Ich höre nichts, ich bin eingesperrt, doch ich weiß, dass
der Tyrann Richard vorhat, Eure älteren Töchter an seinen Hof zu holen. Ich bitte Euch nachdrücklich, dies nicht zu gestatten. Henry möchte sicher nicht, dass sich seine Verlobte am Hof seines Feindes aufhält, allen Versuchungen ausgesetzt, und ich weiß, dass Ihr es als Mutter verabscheuen würdet, wären Eure Töchter in den Händen des Mannes, der Eure beiden Söhne auf dem

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