Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Gewissen hat. Man stelle sich nur vor, Ihr würdet Eure Mädchen in die Hand des Mannes geben, der ihre Brüder ermordet hat! Allein sein Anblick muss ihnen doch unerträglich sein. Besser, sie bleiben im Asyl, als dass sie sich gezwungen sehen, ihm die Hand zu küssen und den Anweisungen seiner Gattin Folge zu leisten. Ich weiß, Ihr werdet ebenso empfinden wie ich: Es ist unmöglich.
    Wenigstens um Euretwillen befehlt Euren Töchtern, ruhig bei Euch auf dem Land zu bleiben, falls Richard sie freilässt, oder friedlich im Asyl, falls er dies nicht tut, bis zu dem glücklichen Tag, da Elizabeth Königin an ihrem eigenen Hofe und meine geliebte Tochter wird, so wie sie die Eure ist.
    Eure treueste Freundin auf Erden, eingesperrt wie Ihr,
    Lady Margaret Stanley.
     
    Ich gehe mit dem Brief zu meiner Elizabeth und sehe ihr Lächeln beim Lesen immer breiter werden, bis sie lauthals lacht. «Oh, mein Gott, was für ein verrücktes altes Weib!», ruft sie aus.
    «Elizabeth! Sie ist bald deine Schwiegermutter!»
    «Ja, das wird ein glücklicher Tag. Warum will sie nicht, dass wir an den Hof gehen? Warum müssen wir vor Versuchungen geschützt werden?»
    Ich lese den Brief noch einmal durch. «Richard wird wissen, dass du mit Henry Tudor verlobt bist. Tudor hat es öffentlich bekannt gegeben. Richard weiß, dass sich dieRivers damit auf Tudors Seite geschlagen haben. Das Haus York folgt jetzt dir. Du bist unsere einzige Erbin. Es wäre in seinem Interesse, euch Mädchen an den Hof zu holen und innerhalb seines eigenen Familien- und Freundeskreises zu verheiraten. Auf diese Weise wäre Tudor wieder isoliert, und ihr Erbinnen des Hauses York seid mit Verbündeten verheiratet. Das Letzte, was Lady Margaret will, ist, dass du mit irgendeinem gutaussehenden Lord davontanzt und ihr Henry dasteht wie ein Narr, ohne seine Braut und ihre Unterstützer.»
    Sie zuckt die Schultern. «Wenn wir dann endlich hier herauskommen, will ich es zufrieden sein, mit dir auf dem Land zu leben, Frau Mutter.»
    «Ich weiß», sage ich. «Aber Richard will euch ältere Mädchen am Hof haben, wo die Leute sehen können, dass ihr in seiner Obhut sicher seid. Du, Cecily und Anne geht, und Bridget und Catherine bleiben bei mir. Die Leute sollen wissen, dass ich dir erlaubt habe, bei ihm zu sein, dass ich dich in seiner Obhut für sicher halte. Mir ist es lieber, du bist draußen in der Welt als zu Hause eingesperrt.»
    «Warum?», fragt sie und richtet ihren Blick auf mich. «Sag es mir. Mir gefällt das alles nicht. Du führst doch etwas im Schilde, Frau Mutter. Ich will nicht mehr im Mittelpunkt von Ränken stehen.»
    «Du bist die Erbin des Hauses York», antworte ich schlicht. «Du wirst immer im Zentrum irgendwelcher Ränke stehen.»
    «Aber wohin gehst du? Warum kommst du nicht mit uns an den Hof?»
    Ich schüttele den Kopf. «Ich könnte es nicht ertragen, dieses magere Huhn Anne Neville an meinem Platz zu sehen, in meinen Kleidern, die für sie gekürzt und enger gemacht wurden, mit meinem Schmuck um ihren dürrenHals. Ich könnte nicht vor ihr als Königin von England knicksen. Ich könnte es nicht, Elizabeth, und wenn mein Leben davon abhinge. Richard wird für mich niemals König sein. Ich habe einen wahren König gesehen und ihn geliebt. Ich war eine wahre Königin. Die beiden sind für mich nur Hochstapler – ich ertrage sie nicht.
    Ich werde der Verantwortung von John Nesfield unterstellt, der uns hier bewacht hat. Ich werde auf seinem Landgut Heytesbury leben, das wird mir sicherlich gefallen. Du kannst an den Hof gehen, und du und deine Schwestern bekommt ein wenig höfischen Schliff. Es wird Zeit, dass ihr eure Mutter verlasst und etwas von der Welt seht.»
    Sie kommt wie ein kleines Mädchen zu mir und küsst mich. «Es wird mir besser gefallen, als hier gefangen zu sein», sagt sie. «Obwohl es seltsam sein wird, ohne dich zu leben. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie von dir getrennt.» Dann unterbricht sie sich. «Aber wirst du nicht einsam sein? Wirst du uns nicht allzu sehr vermissen?»
    Ich schüttele den Kopf, ziehe sie an mich und flüstere: «Ich werde nicht einsam sein, denn ich hoffe, dass Richard nach Hause kommt. Ich hoffe, meinen Sohn wiederzusehen.»
    «Und Edward?», fragt sie.
    Ich erwidere ihren hoffnungsvollen Blick, ohne auszuweichen. «Elizabeth, ich glaube, er ist tot, denn ich wüsste einfach nicht, wer ihn weggebracht haben sollte, ohne es uns zu sagen. Ich glaube, Buckingham und Henry Tudor haben die beiden

Weitere Kostenlose Bücher