Die Krieger der Königin
wollten. Einst war er der Feind dieser Leute gewesen, aber jetzt wurde ihm dafür gedankt, dass er ihr Leben gerettet hatte. Leon nickte und ging weiter, da er seinen Krieger und seine Familie sehen wollte. Er war sich nicht sicher, was dringender war.
Er entdeckte seine Frau in der Menge, und seine Frage wurde beantwortet, als er vorwärtsstürmte. »Betha!«, rief er. Sie drehte sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um, und plötzlich drängte auch sie sich nach vorn, die schreiende Ralad in den Armen. Leon traf sie an einem Ende des Raumes und umarmte sie und das Baby gleichzeitig. Betha schluchzte vor Erleichterung und drückte ihn fest an sich, während sie ihn gleichzeitig mit der Faust schlug. Sie schrie ihn an, während sie das Baby sanft hielt, aber er trat zurück, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie lang und innig.
Nali watschelte, den Daumen im Mund, heran und betrachtete ihren Vater voller Empörung. »Papa, Ril will sich nicht in ein Pony verwandeln«, beschwerte sie sich.
Leon starrte seine dreijährige Tochter an und kämpfte gegen den Drang, auch sie hochzuheben und zu küssen. »Was?«
»Ein Pony! Ich will, dass er ein Pony wird, und er tut’s nicht!«
Leon gelang ein Lächeln. Er war sich der Tränen nicht bewusst, die seit dem Moment über seine Wangen rannen, als er seine Frau erblickt hatte. Seine Familie lebte, jeder Einzelne von ihnen. »Er fühlt sich nicht gut, Nali. Du musst ihm Zeit lassen.«
»Das ist nicht fair! Er war noch nie ein Pony!«
Leon küsste seine Frau noch einmal, dann hob er Nali hoch und küsste das Kind trotz dessen Protest. Er setzte Nali wieder ab und ging zur Ecke des Raumes. Lizzy kniete mit Cara vor einer Nische, die von zwei Wänden und einem Tisch gebildet wurde. Dort saß mit angezogenen Knien Ril, der in eine Decke eingewickelt war. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe, und sein Blick war leer. Er starrte vor sich hin, zitterte und reagierte auf nichts um sich herum.
Lizzy, mit Tränen in den Augen, bemerkte ihren Vater, reagierte aber nicht auf das Blut auf seiner Kleidung. Ihre Prioritäten waren immer schon anders gelagert gewesen. »Daddy, er ist krank. Tu was!«
Leon fiel auf die Knie und streckte den Arm aus, um seinen Krieger zu schütteln. Ril lebte, war wirklich am Leben, aber der Blick, den der Sylph plötzlich auf ihn richtete, war voller Entsetzen. »Ich bin verkrüppelt«, flüsterte er. »Sie hat mich verkrüppelt zurückgelassen.«
»Aber du lebst«, erklärte Leon – und soweit es ihn anging, war das alles, was zählte.
König Alcor Baldorth saß auf dem Thron, den er seit zweiunddreißig Jahren innehatte, und starrte ins Leere. Seine Krone wog schwer auf seinem Kopf, und er umklammerte die Stuhllehnen so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Sein Magen fühlte sich an, als hätte er Nägel gegessen.
Anderam, Boradel und Flav waren tot. Und Jasar auch. Ebenso die Soldaten, die er geschickt hatte. Alle Soldaten. Und das Schlimmste war, dass es hieß, ihre Krieger wären nicht verschwunden – sondern hätten sich Leon und dem Mädchen angeschlossen. Diesem lächerlichen Mädchen, das schon vor Monaten statt seines Sohnes hätte sterben sollen.
Er packte die Lehnen fester, bis Schmerzen durch seine Arme schossen, und starrte auf den Mann hinab, der ihm die Nachricht überbracht hatte, einer aus kaum einer Handvoll, die es zurück geschafft hatten. Der Narr kroch vor ihm, weil er fürchtete, dass er für die schlechten Nachrichten bestraft werden würde. Alcor wollte ihn umbringen – hätte es getan, wenn es möglich gewesen wäre –, aber er war Tempests Meister, und Alcor konnte es sich nicht leisten, sie zu verlieren.
Sechs verlorene Krieger! Alcor holte zitternd Luft. Leon hatte ihn so endgültig verraten. Wie lang hatte der Mann das schon geplant? Wie lang hatte sich der Verräter nur deswegen in seine Gunst geschlichen, um diesen furchtbaren Schlag ausführen zu können? Der Mann arbeitete seit zwanzig Jahren für ihn, und nicht ein Mal hatte Alcor ihn auch nur verdächtigt, eine Verschwörung zu planen.
Im Schatten hinter seinem Thron lachte Thrall. Nicht laut – der Sylph konnte keinen lauten Ton von sich geben –, aber seine Schultern zuckten, und Alcor konnte hören, wie sein Atem immer wieder stockte. Noch schlimmer, seine Aura des Hasses hatte jetzt einen Beigeschmack von Freude. Alcor wollte sich umdrehen und ihn anschreien, endlich still zu sein, aber das würde die Erheiterung
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