Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Jedes Mal, wenn ein König sie brauchte, wurde sie geholt und sie bekämpften das Pack. Sie waren reitende Söldner, und mutige Kämpfer. Doch ihre Herzen waren von Trauer und Sehnsucht zerfressen, denn jeder hatte seine Familie aufgeben müssen, sofern er eine hatte. Und einer dieser Soldaten war legendär. Sein Name war Josias Kajetan, Truppführer der reitenden Retter. Er war ein überdurchschnittlich großer Mann mit breiten Schultern und Haaren, die weiß wie der Schnee waren, und hinten in einem langen Zopf endeten. Er war in den besten Jahren und seine bleiche Haut von der Kälte gerötet, während seine Auge hungernd durch die Gegend starrten. Er war ein Reiter, ein Schwertkämpfer, ein Krieger, geboren für den Kampf und ein Meister in der Schlacht. Und während er in den Krieg zog, verbarg er seine tiefsten Sehnsüchte und Empfindungen in sich selbst, um fähig genug zu sein, einem anderen Menschen die Kehle durchzuschneiden.
Es schneite bereits, als die Reiter aus dem Dunkel des tiefen Waldes heraus traten. Ihre Körper waren in allesamt in pechschwarze Gewänder gehüllt, eng mit Gürteln und Lederriemen umwickelt, damit ihnen die Kälte nichts anhaben konnte. Und dort, wo ihre Gesichter sein sollten, war nichts als undurchdringliche Düsternis. Der fallende Schnee verdampfte auf den heißen Leibern der Pferde. Der Vorderste näherte sich dem Gehöft, das von einem Koppelzaun umbunden war. Der Boden war überzogen mit einer dicken Schicht aus Weiß, und nur an mancher Ort konnte man die Schatten von langen Gräsern sehen, die sich aus der winterlichen Wüste erhoben. Der Fuchs schnaufte und bewegte seine dampfende Schnauze. Wiehernd trat er einige weitere Schritte heran, sein Reiter war leicht im Sattel nach vorn geneigt, mit den behandschuhten Händen hielt er die Zügel fest, Pelz, raues Leder und blitzendes Silber schimmerten unter dem wollenen Kapuzenmantel. Josias Kajetan, ein kaltblütiger Krieger.
Die Bäuerin erschrak innerlich, ließ ihren Tragekorb mit den Früchten aus der Vorratskammer jedoch nicht fallen. Stattdessen wandte sie den Blick ab, biss die Lippen aufeinander und ging weiter. Der Schnee knirschte unter ihren dünnen Sohlen, und als sie die Knie hob, spürte sie den vor Kälte steif gewordenen Rock. Bevor sie die Tür eines der einfachen Hütten öffnete, fischte sein eine Strähne ihres langen, schwarzen Haares aus dem Gesicht, dass sie zum größten Teil unter ihrer Haube versteckt hielt. Sie betrachtete erst stumm das steinerne, mit Flachs und Stroh bedeckte Haus, und warf dann einen weiteren, heimlichen Blick zu den unheimlichen Fremden. Sie sah den großen, dunklen Mann zu Pferde auf sich zukommen, und schloss unweigerlich die Augen, wandte den Blick sofort ab. Ihre Finger legten sich vorsichtig um den kalten Stahl des Türknaufes. Die Gestalt rückte stetig näher.
Beinahe ohne Hast drückte sie die Klinke herunter, schob die aus Nadelhölzern gezimmerte Tür auf, und trat hindurch. Eine erschwingliche Wärme fuhr ihr ins Gesicht und die Gewissheit, dass sie die Tür verriegeln konnte, ließ sie aufatmen. Und eher beiläufig schweiften ihre Blicke zu ihren Kindern hinüber, während ihr der Duft des getrockneten Obstes süß in die Nase stieg, und erstarrte. Die Kerze in der Mitte des Raumes flackerte. „Wer...?“, ihre Stimme war brüchig, und in ihrem gehetzten Blick leuchtete Angst. Eine schwere, grobe Hand legte sich von hinten um sie.
Der Mann, der die ganze Zeit mit verschlagenem Blick bei ihren beiden vierjährigen Kindern gesessen und mit ihnen gespielt hatte, erhob sich lässig, während er eines der Kleinen an der Schulter hielt. Er war jung und sein glatter Körper steckte in abgerissen Kleidern aus Flachs und gegerbtem Leder. Seine Züge waren hochnäsig und überheblich, in den Augen leuchtete eine nie zu stillende Lust und sein dunkelbraunes Haar war nach hinten gekämmt und einige Strähnen waren zu kleinen Zöpfen geflochten. „Gute Frau,“, begann er mit gespielter Freundlichkeit. „Setzt Euch doch zu uns und genießt den Abend!“ Er wies mit der Hand auf das einfache Feldbett.
Die junge Bäuerin versuchte Atem zu holen, doch der baumdicke, stark behaarte Arm hielt sie wie in einem Schraubstock und sie roch geradezu den Gestank des ungewaschenen Mannes, der sie mit sanfter Gewalt gepackt hatte. Ihre Finger glitten an ihr Hoch, um den Arm von sich zu reißen, aber ein warnendes Knurren dicht an ihrem Ohr ließ ihr klar werden, dass die Männer sie
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