Die Krieger von Gordolon (German Edition)
geballte Faust hoch und zerschmetterte den rechten Wangenknochen des Angreifers. Allein die Wucht des Schlages riss ihn von den Beinen und der Aufständige plumpste wie ein nasser Sack in den Schnee, gezogen von einer düsteren Macht, die plötzlich nach ihm griff. Ein letztes Ächzen entrang sich seiner Kehle, dann hob der schwarzgewandete sein blankpoliertes Schwert und rammte es dem Gefallen genau zwischen die Schulterblätter. Der Mann war sofort tot. Heißes Blut mischte sich auf groteske Weise mit dem gefrorenen Wasser und völlige Bewegungslosigkeit trat ein. Lebenssaft versickerte rosige Spuren hinterlassend im Boden.
Der Reiter zog sanft und bedächtig die Waffe aus dem Rücken des Toten, während sein Blick durch den Wald irrte. Alles war weiß und jeder Busch war von Schnee bedeckt, die hohen Stämme der Bäume ragten schwarz aus kreidigen Hügeln heraus und endeten in völliger Leere, blattlos, nur von einem sanften Puderhauch überzogen. Der Wind pfiff zwischen des Waldlabyrinth hindurch und fast abgebrochene Äste wurden gegen Bäume geschlagen, sodass es ein pochendes Geräusch ergab, dass dem eines Spechtes im Sommer ähnelte. Es einfach ruhte eine geisterhafte Atmosphäre über allem.
Er wandte sich ab und stapfte hinüber zu seinem Pferd, das sich nun nicht mehr regte. Die großen, nussbraunen Augen starrten einfach nur in die Leere, ohne etwas bestimmtes zu suchen. Der Dunkle - ein weißhaariger Kerl mit Zopf und Befehlsgewalt - beugte sich hinab und strich dem Gaul noch einmal durch die Mähne, während sich ihm Tränen in den Augen sammelten. Dennoch weinte er nicht. Seine Ehre und sein Stolz erlaubten es nicht und hätte er es getan, hätte er sich dafür sicher gehasst. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er sich ein Reittier aus den Stallungen besorgen könnte, bevor sie das Feuer legten. Es war besser alle Spuren zu beseitigen, bevor der König davon mitbekam, dass er eine Vergewaltigung zugelassen hatte.
So wurde er erzogen. Hart, stählern. Ohne Reue. Ohne Liebe.
Er diente einzig seinem Land. Nun, da er den Flüchtling erledigt hatte, kehrte er zu den anderen zurück, und sie ritten davon, während die Flammen wie rotglühende Teufelsgestalten an den Gebäuden leckten. Das Holz und das Stroh brannten selbst im dichtesten Schnee wie Zunder, und die Rufe der kleinen Kinder, die im Feuer vergingen, brannten sich tief in sein Gedächtnis ein...
Bald würde ein weiterer Auftrag rufen. Vor wenigen Tagen hatte man ihm eine Botschaft zugeschickt, die sein ganzes Können und die gesamte Truppe erforderte, und er würde tun, was von ihm verlangt wurde, auch wenn es an seine Grenzen ging. Das Geld war überlebensnotwendig, mehr nach als Ruhe und Frieden...
Sie ritten mehrer Tage lang, doch endlich erblickten sie - als das Schneetreiben nachgelassen hatte - unter klarem Himmel eine Burg, die sich vor einem mächtigen Gebirge erhob. Und sie kamen näher, um ihre weiteren Befehle auszuführen, die Gewissheit im Rücken, dass es der Tod war, der sie ewig verfolgte. Und wer weiß, vielleicht ging es diesmal um mehr, als nur einfach Aufständige.
Es hallten die Hufen auf den rauen Pflastersteinen, als die kleine Gruppe durch das Tor von Krakenstein geritten kam. Insgesamt waren es acht, allesamt in dunkle Mäntel und Umhänge gehüllt. Nach dem Torgang folgte eine Brücke, die sie durch ein zweites Tor schließlich in den großen Burghof führten. Mit einem erst quietschenden und dann krachenden Geräusch schlossen sich die Tore hinter ihnen und das Fallgitter wurde heruntergelassen.
Burg Krakenstein war eine Feste, eine monströse Burg, die direkt in den Berg und die alten Mienen dahinter hineingebaut war. So war sie für immer mit dem Berg und somit auch mit dessen Geister verknüpft. Die Burg selbst wurde von einem großen Wall umschlossen, der an dem einen Auslauf des Berges begann und an einem anderen endete. Aus Granit gesetzte Wehrgänge und Zinnen hoben sich imposant neben mächtigen Türmen, deren Dächer schwarze Schindeln hatten und überhaupt wirkte alles sehr klobig, eindrucksvoll und uneinnehmbar. Die Zeit hatte hier und da an den Steinen gekratzt und Reste von Schnee beschwerten die Mauern und den Hof, aber selbst dies konnte der Burg nichts von ihrer Unüberwindbarkeit abhaben. Vor der Burg waren eine ganze Viertelmeile lang zertrampelter, matschiger Boden, bis sich grasbewachsene Ebene bis zu den Wäldern erstreckte, Wälder aus Fichten, Tannen und Weiden. Nebel hing im
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