Die Krieger von Gordolon (German Edition)
ihnen wie auf Murmeln auszurutschen.
Die große Sturmseule schob sich weiter voran und sog alles in sich hinein und Warrket s Glieder schmerzten, da dies gerade seine erste Pause seit Wochen gewesen war. Verbissen kämpfte er sich weiter, bis er einen kleinen, schmalen Pfad erblickte, der sich in einem einigermaßen windgeschützten Gebiet fortpflanzte. Ohne zu zögern nahm er ihn und schon ließ der Sog etwas nach, da die spitzen Felsen, die sich wie die Zähne eines Drachen in der kühlen Luft wandten, den Windschleier etwas zerrissen und fast so etwas wie eine Kuppel über ihm bildeten.
Gott sei Dank zerfiel der hetzende Sturm nach einigen Metern wieder hinter ihm, wie es die Stürme meistens in diesem Gebiet taten, sie kamen und gingen.
Immer noch keuchend setzte er seinen Weg fort, vertrieb aber diesmal den Gedanken an Schlaf, da ihm immer noch nicht so recht wohl dabei war, ein weiteres Mal seinen Vorfahren zu sehen, er wusste auch so gut genug, was seine Aufgabe war und so scherte er sich jetzt nicht weiter drum und marschierte einfach ungezwungen weiter die steilen, grauen Hänge hinab und die beiden Mondsicheln begannen ebenfalls schon ihren Weg, diesmal etwas wolkenloser, fortzusetzen.
Schatten lagen hier überall hinter rauen Steinblöcken und hohen Felsen, die das Gelände ziemlich unübersichtlich machten, doch den jungen Hexer störte dies nicht, ihm war es egal, wie dunkel so ein Pfad war, Hauptsache, er war hier sicher und geschützt vor den Stürmen die oft aufbrausten.
So setzte er also dann seinen schon lange vorbestimmten Weg fort und war sich nicht bewusst, dass ihn jemand heimlich beobachtete.
Und verfolgt wurde er bis Trishol, die Stadt, die in seinen Träumen versunken war und er sah sie, noch ehe er angekommen war. Bereits wusste er, was mit ihr geschehen würde und es grämte ihn. Der Schatten hatte es ihm gezeigt, sein Vater hatte es ihm gesagt und nun war er gekommen, um es zu sehen...
Der Morgen graute, tauchte das Land in gedämpftes Licht und die Sonne brach durch die kalten Schatten der Wälder, während sie die Stämme und Äste der Tannen und Lerchen golden schimmern ließen, die noch Feucht von dem nächtlichen Nieseln des Regens waren, der in der tiefen Dunkelheit der Nacht wie ein silberner Schleier umhergegangen war, das Land mit Reichtum beschenkt hatte. Nebel hing nun in dicken Schwaden über den feuchten Hügelwiesen der Argonebenen und spielte sein Geisterhaftes Schauspiel, indem er sich teilte und lichtete, nur um sich dann sofort wieder zu Schließen. Der Feuerball am Himmel drang wie durch einen Vorhang aus Rauch und Dunst ein, war einzig ein verschwommenes Gleißen am grauen Himmel. Es war einer jener Tage, wie es sie oft im Süden des tiefen Waldlandes gab, voller Frische und unangenehmen Eises über den Wassern, Schnee hatte sich hier und dort im Geäst eines Baumes verfangen, und lange Eisnasen hingen von den schwarzen Schindeldächern, weiße Blumen schmückten Fensterscheiben, und das Wetter war wolkenverhangen und regnerisch, nur manchmal glitten die feinen Flocken herab, um das Land zu bedecken. Es war aber auch eine schlimme Zeit für die Bauern und Viehzüchter, denn die Erde war hart und steif geworden, zu fest um mit Schaufel oder Harke bearbeitet werden zu können, und die Tiere scheuten, wenn sie zu dieser Jahreszeit auf die Weide getrieben werden sollten. Die Flicken in Hauswänden rissen jetzt manchmal und dann trieb der Wind eisiges Puder oder feines Wasser hinein. Viele bekamen Lungenentzündungen und starben, während ihre Kinder mit klammen Fingern an den Gräbern standen, während der Mantel des Vaters oder der Mutter sie wärmte. Es war eine teuflische Zeit, und die Vorräte gingen immer schneller zu neige. Und wenn nicht auch noch diese verdammten Aufstände wären, die von jenen angetrieben wurden, die sich für die Gleichberechtigung der Rassen einsetzten, würde man auch wieder Handel zwischen den Burgen betreiben können. Aber die Bewegung - so nannte sich die Organisation - war stärker, als man vermutet hätte. Sie verschanzten sich in Höfen und nahmen Frauen und Kinder als Geiseln, während sie plünderten, vergewaltigten und brandmarkten. Es war ein ständiger Kampf ums Überleben und der Tod wartete in den Schatten.
Allein die Freitruppe, zusammengesetzt aus Veteranen und freiberuflichen Kriegern, Bauern und Adlige, die nicht mehr mit ansehen konnten was dort geschah, war da, um die Wälder von diesem Elend zu befreien.
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