Die Krone von Camelot
mir unzusammenhängend, was los war, und befahl mir, zu kommen und zu helfen. Ich ging hinaus in die Dämmerung und fand den Hof voller bewaffneter Männer auf großen Pferden, die aus dem Nebel herausragten. Ihre Speere sahen aus wie ein Wald im Winter. Ich sah meinen Vater in der Mitte des Hofes und eilte zu ihm hinüber. Er redete mit einem hochgewachsenen blondhaarigen Mann, der aufblickte, als ich herüberkam. Seine Augen hatten die Farbe des Nebels. »Ach, da bist du ja«, sagte mein Vater. Er klang ruhig, aber ich wußte, daß er sehr aufgeregt war. »Dies ist meine Tochter Gwynhwyfar, mein Fürst. Sie ist ein vernünftiges Mädchen. Du kannst ihr die Verantwortung für die Verwundeten übertragen.« Und mir sagte er in gedämpftem Ton: »Das ist der Kaiser, mein Mädchen. Er hat gerade Fflamddwyn besiegt. Meinst du, wir könnten die Verwundeten in den Kuhstall bringen? Im Haus ist für alle kein Platz.«
Ich hatte angenommen, daß Artus im mittleren Alter wäre. Ich hatte ihn mir als einen grauen, hageren alten Krieger vorgestellt, der den kaiserlichen Purpur so ungeschickt trägt wie die Krähe in der Fabel die gestohlenen Pfauenfedern. Aber er war kaum dreißig, sein Haar und Bart hatten die Farbe des Weizens vor der Ernte, und seine Augen sahen aus, als ob sie die Sonne hinter sich hätten. Als ich herausstammelte, daß wir für die Verwundeten nur einen Kuhstall hätten, da lächelte er und sagte: »Das ist genug«, und dann rief er verschiedene Männer aus dem Nebel wie ein Zauberer, der sie aus der Luft ruft, und sagte mir, ich sollte ihnen auftragen, was sie zu tun hätten. Natürlich sagten mir die Männer letzten Endes, was ich zu tun hatte, und Artus schritt herein, als es halb getan war und als die meisten Verwundeten versorgt waren, um nachzusehen, daß es ihnen gutging. Er hatte sich schon um die anderen gekümmert.
Ich hatte schon früher Verwundete gesehen, in solchen Zeiten. Aber ich hatte noch nie so viele gesehen, die so frisch aus der Schlacht kamen. Ich war verwirrt, entsetzt, ich schaffte es kaum, Artus’ Chirurgen zu sagen, wo die Verbandsstoffe waren, oder den Dienern vernünftige Befehle zu erteilen. Die Welt außerhalb unseres Gehöftes, der Rest des Imperiums meiner Träume, war über uns hereingebrochen wie ein Sturm.
Artus blieb nicht lange. Er war eifrig darauf aus, seine Kampagne gegen die Sachsen fortzuführen, ehe der Winter die Straßen unpassierbar machte. Aber er ließ seine Verwundeten bei uns und bat darum, unser Gehöft zu einem seiner Stützpunkte machen zu dürfen, und er versprach mit einem Glänzen trockenen Humors, sich selbst zu versorgen und nicht von uns zu borgen. Das war wichtig. Wie willkommen er uns auch war - sein Heerbann, die >Familie< des Pendragon, zählte fast siebenhundert ausgebildete Krieger, und dazu kamen noch Arzte, Pferdeknechte, Waffenmeister und ein paar Dienstboten und mehr als zweimal diese Zahl an Pferden. Man brauchte ein Königreich oder zwei, um sie alle zu versorgen, und die meisten Königreiche von Britannien waren berüchtigt dafür, daß sie zum Unterhalt des Heeres nur sehr zögernd beitrugen. Zum Ergebnis neigte die >Familie< dazu, sich zwar hauptsächlich vom Plündern der Sachsen zu ernähren, aber auch Vorräte von da zu nehmen, wo sie sie finden konnte. Die meisten Männer in der Stellung meines Vaters hätten ihr Äußerstes getan, den Kaiser dazu zu überreden, seine >Familie< anderswo hinzuführen - denn man kann sich einem Kaiser nicht direkt verweigern. Aber mein Vater zögerte nur einen Augenblick, ehe er Artus’ Vorschlag, einen Stützpunkt zu bilden, zustimmte. Es war offensichtlich, daß Artus diese Zustimmung überraschte, und er war mehr als nur ein bißchen erfreut.
Während des nächsten Jahres war der Kaiser mit größeren Unterbrechungen immer wieder auf unserem Besitz und führte seinen Feldzug gegen die nördlichen sächsischen Königreiche fort. Er konnte den Feldzug nicht beschleunigen, denn seine Streitmacht war viel kleiner als die Heere, die die sächsischen Könige aufbieten konnten. Also wagte er es nicht, sich den Sachsen in der offenen Schlacht zu stellen. Statt dessen versuchte er, sie durch Raubzüge zu ermüden, und tauchte immer plötzlich auf, wenn sie glaubten, er sei hundert Meilen weit entfernt, und den größten Teil ihrer Armeen nach Hause geschickt hatten. Wenn Artus glaubte, die Zeit sei reif, dann würde er seine britischen Unterkönige darum bitten, ihre Armeen zusammenzurufen und
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