Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Die Organisation einer römischen Legion
Die Hauptprotagonisten von Die Brüder des Adlers sind Zenturio Macro und Zenturio Cato. Für Leser, die mit dem Aufbau der römischen Legionen nicht vertraut sind, sei hier die Rangordnungsstruktur der römischen Armee, soweit zum Verständnis erforderlich, dargestellt. Die Zweite Legion, Macros und Catos »Heimat«, umfasste etwa fünfeinhalbtausend Mann. Die Basiseinheit war die achtzig Mann starke Zenturie, die von einem Zenturio befehligt wurde, als dessen Stellvertreter der Optio fungierte. Die Zenturie war in acht Mann starke Unterabteilungen gegliedert, die sich im Lager eine Baracke beziehungsweise im Feld ein Zelt teilten. Sechs Zenturien bildeten eine Kohorte, und zehn Kohorten bildeten eine Legion; die erste Kohorte hatte jeweils doppelte Größe. Jede Legion wurde von einer hundertzwanzig Mann starken Kavallerieeinheit begleitet, unterteilt in vier Schwadronen, die als Kundschafter und Boten Verwendung fanden. Die Ränge in absteigender Folge lauteten folgendermaßen:
Der Legat war ein Mann aristokratischer Herkunft. Im Allgemeinen Mitte dreißig, befehligte der Legat die Legion bis zu fünf Jahre lang und hoffte darauf, sich einen Namen zu machen, um dergestalt seine darauf folgende Politikerkarriere voranzubringen.
Beim Lagerpräfekt handelte es sich zumeist um einen angegrauten Kriegsveteran, der zuvor eine Zenturie befehligt und die Spitze der einem Berufssoldaten offen stehenden Karriereleiter erklommen hatte. Er verfügte über große Erfahrung und Integrität und übernahm das Kommando über die Legion, wenn der Legat abwesend oder im Kampf gefallen war.
Sechs Tribunen dienten als Stabsoffiziere. Dies waren Männer Anfang zwanzig, die zum ersten Mal in der Armee dienten, um administrative Erfahrung zu erwerben, bevor sie untergeordnete Posten in der Verwaltung übernahmen. Anders verhielt es sich mit dem Obertribun. Er entstammte einer Senatorenfamilie und war nach einer Zeit als Legionskommandant für ein hohes politisches Amt vorgesehen.
Die sechzig Zenturionen sorgten in der Legion für Disziplin und kümmerten sich um die Ausbildung der Soldaten. Sie waren aufgrund ihrer Führungsqualitäten und ihres Todesmuts handverlesen. Demzufolge war bei ihnen die Sterblichkeitsrate weit höher als bei den anderen Rängen. Der oberste Zenturio befehligte die erste Zenturie der ersten Kohorte, war hoch dekoriert und genoss großes Ansehen.
Die vier Dekurionen der Legion befehligten die Kavallerie-Schwadronen und hofften darauf, zum Befehlshaber der Kavallerie-Hilfseinheiten befördert zu werden.
Jedem Zenturio stand ein Optio zur Seite, der die Aufgabe eines Ordonnanzoffiziers wahrnahm. Ein Optio wartete für gewöhnlich auf einen freien Platz im Zenturionat.
Unter dem Optio standen die Legionäre , Männer, die sich für fünfundzwanzig Jahre verpflichtet hatten. Theoretisch durften nur römische Bürger in der Armee dienen, doch wurden zunehmend auch Einwohner der römischen Provinzen angeworben, denen beim Eintritt in die Legion die römische Staatsbürgerschaft verliehen wurde.
Nach den Legionären kamen die Männer der Hilfskohorten . Diese wurden in den Provinzen rekrutiert und stellten die Reiterei sowie die leichte Infanterie des römischen Reiches und nahmen andere Spezialaufgaben wahr. Nach fünfundzwanzigjährigem Armeedienst wurde ihnen die römische Staatsbürgerschaft verliehen.
1
»Halt!«, rief der Legat und hob den Arm.
Seine Eskorte zügelte die Pferde und Vespasian lauschte angestrengt nach dem Geräusch, das er einen Moment zuvor gehört hatte. Jetzt, als der dumpfe Hufschlag auf dem primitiven, von Einheimischen angelegten Weg das Geräusch nicht länger verdeckte, drang aus der Richtung des einige Meilen entfernten Calleva leise der Ruf britischer Kriegshörner herüber. Das Städtchen mit seinen verwinkelten Gassen war die Hauptstadt der Atrebates, eines der wenigen mit Rom verbündeten Stämme, und einen Moment lang fragte sich der Legat, ob der feindliche Kommandant Caratacus etwa einen kühnen Vorstoß gegen die rückwärtige Front der römischen Kräfte gemacht hatte. Sollte Calleva angegriffen sein …
»Los, weiter!«
Vespasian trieb sein Pferd mit den Stiefelabsätzen an, beugte sich vor und preschte den Hang hinauf. Seine Eskorte, ein Dutzend Kundschafter der Zweiten Legion, galoppierte hinter ihm her. Es war ihre heilige Pflicht, den Kommandanten zu beschützen.
Der Weg führte einen lang gezogenen, steilen Hügel
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