Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
Britannien gegen die Sachsen zu verteidigen. Aber einmal gab es ein Reich, das über die ganze Welt verbreitet war, und alle Provinzen von Britannien zusammen bedeuteten nur seine westliche Grenze. Und der östliche Teil des Reiches ist noch stark, und er wird von Konstantinopel beherrscht, das liegt so weit weg, daß ein Schiff von jetzt bis zum Michaelistag segeln könnte und es doch noch nicht erreicht hätte.«
    »Warum regiert dieser Kaiser dann nicht auch noch Britannien? Und was ist mit all den Menschen an der Mauer passiert?«
    »Er hat früher nicht von Konstantinopel aus regiert; er regierte von Rom aus. Die Menschen an der Mauer, Gwynhwyfar, haben die Mauer und Britannien verlassen und sind ausgezogen, um Rom zu verteidigen. Aber sie haben versagt. Und weil  sie  versagten, gibt es in Rom keinen Kaiser mehr, nur noch einen in Konstantinopel und einen in Camlann.« Und mein Vater erklärte mir alles, was mit dem Fall von Rom zu tun hat. Ich war jung: Ich hatte diese Geschichte noch nie gehört. Aber mein Vater war ein gelehrter Mann und besaß Bücher der Geschichte und Philosophie, aus denen er einiges über die Zeitspanne und die Welt außerhalb der kleinen Gegenwart wußte, in der wir jetzt lebten. Ich war beeindruckt. Ich hatte gelernt zu lesen, zusammen mit meinen Vettern, denn wir waren von Adel und römischer Herkunft. Mein Vater bestand darauf, daß wir lesen lernten, aber bis dahin war meine Kenntnis des Geschriebenen auf einfache Botschaften und auf Rechnungen beschränkt gewesen, zusammen mit der Fähigkeit, stotternd ein Evangelium zu lesen, das zwischen Nachrichten und Rechnungen steckte. Die Geschichte von Rom traf mich wie eine Vision. Ich konnte die Mauer oder die Fliesen um die Feuerstelle oder meine Sammlung von Kleinigkeiten aus den Ruinen nicht mehr ansehen, ohne daß das riesige Imperium vor meinen inneren Augen aufstieg wie die Welt, die sich beim Aufleuchten eines Blitzes enthüllt. Mit der Hilfe meines Vaters fing ich an, mich durch die engbeschriebenen Seiten seiner Bücher zu kämpfen, bis mir die Augen schmerzten.
    Ich glaube, daß dies die wichtigste Erinnerung an zu Hause ist: das Zimmer meines Vaters mit seinem Teppich aus Wolfsfell und seiner kupfernen Lampe, ich selbst neben meinem Vater sitzend, sein Arm um mich, und wir beide gebeugt über irgendein Buch, das offen vor uns auf dem Tisch liegt, während wir mit komplizierten lateinischen Abkürzungen kämpfen und uns gegenseitig über unsere Fehler auslachen. Mein Vater war ein einsamer Mann gewesen, bis ich ein Interesse an seinen Büchern zeigte. In einem sanfteren Zeitalter hätte er vielleicht ein Gelehrter sein können. Und wäre er ein unwichtiges Mitglied der Sippe gewesen, dann hätte er sie vielleicht verlassen und Mönch werden können. Aber sein Vater hatte ihn dazu bestimmt, die Fürstenwürde nach ihm zu übernehmen, und die Sippe hatte ihn bestätigt. So konnte er nur sein Bestes geben, um der schweren Verantwortung nachzukommen und sich dabei nicht schuldig zu fühlen, wenn er Zeit mit seinen Büchern verbrachte. Er hatte niemanden außer mir, mit dem er darüber reden konnte. Meine männlichen Verwandten waren nicht sonderlich am Lesen interessiert, abgesehen von dem, was offensichtlich nützlich war. Das war eigentlich auch nicht überraschend. Wir waren von Adel, und das bedeutete, daß sie immer damit beschäftigt waren, die Kunst des Krieges zu lernen, während sie gleichzeitig die Aufgabe meistern mußten, sich um unsere Ländereien zu kümmern. Gelegentlich ritten die Älteren davon und kämpften für unseren König Caradoc von Ebrauc, und dann kamen sie zurück und gaben an mit ihren Leistungen und erweckten in den Jüngeren den Neid. Was meine weiblichen Verwandten anbetraf, so mußten sie spinnen und weben und nähen lernen und schlachten und kochen und das Vieh gegen viele verschiedene gewöhnliche Krankheiten zu heilen und Käse und Met zu machen und Bienen zu halten und hauszuhalten und die Dienstboten zu beaufsichtigen und sich um die Kontobücher des Gehöftes zu kümmern. Ich mußte die gleichen Dinge lernen, aber ich rannte immer schamlos weg, besonders vor dem Kochen und Haushalten (es machte mir Spaß, buchzuführen und
    - Gott helfe mir - die Dienstboten zu beaufsichtigen), und mein Vater strafte mich nie dafür, obwohl er das vielleicht hätte tun sollen. Manchmal sagte er zögernd: »Gwynhwyfar, du solltest eigentlich beim Geflügel helfen«, und dann antwortete ich: »Natürlich,

Weitere Kostenlose Bücher