Die Kunst, anders zu leben

Veränderungen in den Natur- oder Geisteswissenschaften oder der Kunst bewirkt haben, vorgeworfen, »unpraktisch« zu denken. Es wurde im Lauf der Jahrhunderte zum Beispiel häufig als »unpraktisch« betrachtet, zu glauben, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, dass Menschen nicht als Sklaven gehalten werden sollten, dass es besser ist, Verbrecher nicht zu bestrafen, sondern zu rehabilitieren und so weiter.
    Das Gleiche gilt vielleicht auch für die Lebensentscheidungen, die Sie treffen werden. Es geht im Leben nicht darum, immer den einfachsten Weg zu wählen (aus dem Käfig auszubrechen, kann schwieriger sein, als sich an das Verhalten der anderen Affen anzupassen); doch in der Regel haben Sie die Wahl.
    SIE KÖNNEN FÜR DIE ZUKUNFT VORSORGEN, OHNE IHR JETZIGES LEBEN »AUF SPÄTER VERSCHIEBEN« ZU MÜSSEN
    Das Konzept des Belohnungsaufschubs (also heute Opfer zu bringen, um sich etwas für die Zukunft anzusparen) kann durchaus sinnvoll sein, wenn es darum geht, Geld fürs Alter zurückzulegen. Vielen Menschen dient dieses Prinzip jedoch einfach nur als willkommene Ausrede, um ihr Leben nicht leben zu müssen. Wenn Sie immer nur an eine hypothetische Zukunft denken, können Sie das bohrende Gefühl, dass Sie eigentlich mehr aus Ihrem jetzigen Leben machen könnten, leichter beiseiteschieben.
    Es ist nichts Falsches daran, vorauszudenken, aber Ihr Leben beginnt nicht erst, wenn Sie 65 sind. Mit anderen Worten: Für morgen vorauszuplanen, ist gut, aber das muss sich nicht unbedingt auf alle Ihre heutigen Entscheidungen auswirken. Damit sind wir beim letzten Vorbereitungsschritt angelangt, ehe Sie sich mit einem Kopfsprung in die Lektüre dieses Buches stürzen: die Erinnerung daran, dass Zeit ein begrenztes Gut ist.
    Das Leben ist kurz (vergessen Sie das nicht)
    Noch ein letzter Hinweis: Scheuen Sie sich nicht, die Initiative zu ergreifen, um Ihr Leben unter Kontrolle zu bekommen. In der Regel ist es besser, etwas zu tun, als es nicht zu tun. Natürlich stimmt diese goldene Regel nicht immer (wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob Sie eine Bank ausrauben sollen, um sich ein paar Donuts kaufen zu können, wäre es vielleicht keine schlechte Idee, sich eine andere Donut-Beschaffungsstrategie zu überlegen), doch normalerweise bereuen wir später eher das, was wir versäumt haben, als das, was wir getan haben.
    Deshalb fangen die meisten Menschen auch erst dann an, darüber nachzudenken, was für ein Vermächtnis sie der Welt hinterlassen wollen, wenn sie schon so ziemlich am Ende ihres Lebens angekommen sind. Wenn Sie das Glück haben, noch nicht so weit zu sein, machen Sie sich lieber jetzt gleich Gedanken darüber, was Sie der Welt hinterlassen möchten. Und dann beginnen Sie sofort damit, Ihr Leben nach dieser Vision auszurichten.
    Falls Sie nicht wissen, wo Sie damit anfangen sollen, ist es vielleicht hilfreich, über Ihre Motive nachzudenken. Was motiviert Sie? Warum haben Sie zu diesem Buch gegriffen? Was halten Sie von dem, was Sie bisher gelesen haben? Falls diese Denkweise Ihnen noch neu sein sollte, keine Sorge – wir werden sie in diesem Buch aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten.
    Eine uralte Geschichte erzählt von einem Schamanen, der in dem Ruf stand, Schlaflosigkeit heilen zu können. Ein mitten im Berufsleben stehender Mensch, der sehr viel zu tun hat und nicht schlafen kann, sucht diesen Schamanen im Dschungel auf, und der Schamane erklärt sich bereit, ihm zu helfen. Er schickt ihm per Post Anweisungen, und zwei Wochen später erhält er Antwort von dem Karrieremenschen, der ihm erklärt, er sei jetzt tatsächlich geheilt. »Vielen herzlichen Dank! Ich habe wunderbar geschlafen!«, steht in seinem Brief. »Gern geschehen. Komm wieder, wenn du bereit bist, aufzuwachen«, schreibt der Schamane zurück.
    Denken Sie daran: In diesem Buch geht es darum, Ihre Denkweise über das Leben und die Arbeit zu verändern. Wenn Sie bisher wie ein Schlafwandler gelebt haben, ist es nun an der Zeit, aufzuwachen. Ihre Reise beginnt jetzt, in dieser Sekunde!
     
     
     
KAPITEL 2
Die Voraussetzungen für ein unkonventionelles ­Leben schaffen
    Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen und suchen sich die Umstände, die sie haben wollen, und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.
    – GEORGE BERNARD SHAW
    Nachdem Bernard Lopez acht Jahre lang im selben bequemen Job in New York gearbeitet hatte, kündigte er plötzlich, zog aus seinem neuen Appartement aus, hob alle