Die Läuferin von Pern
zu heiß gemacht, oder?«
Cesila schniefte verneinend als Antwort, während sie das Päckchen fein säuberlich und straff an seinem Fuß festzog.
»Und ist dies dein Mädchen, das zu einem Lauf mitgenommen werden soll?« fragte er, und sein Gesicht, das er zu einer Grimasse verzogen hatte, als der Umschlag aufgelegt worden war, entspannte sich wieder. »Die hübscheste der Bande.« Und er grinste Tenna an.
»Schön ist, wer Schönes tut«, sagte Cesila. »Aussehen ist schön und gut, aber lange Beine sind besser. Ihr Name ist Tenna.«
»Kann nicht schaden, hübsch zu sein, und es ist nicht zu übersehen, daß deine Tochter nach dir kommt.«
Cesila schniefte wieder, aber Tenna konnte sehen, daß Cesila keinen Anstoß an Mallums Worten nahm. Und Cesila war eine schöne Frau: noch rank und schlank, mit anmutigen Händen und Füßen. Tenna wünschte sich, sie wäre mehr wie ihre Mutter.
»Hübsche lange Beine«, fuhr Mallum anerkennend fort. Er winkte Tenna näher zu sich und begutachtete die kräftigen Muskeln, dann bat er sie, ihm die bloßen Füße zu zeigen. Läufer hatten die Angewohnheit, oft barfuß zu gehen. Manche liefen sogar barfuß. »Gute Knochen. Hmm. Netter, schlanker Körper.
Hmm. An dir ist kein Fleisch, Mädchen. Ich hoffe, damit kannst du im Winter warm genug bleiben.« Das war ein Läuferspruch mit langem Bart, aber Mallums Fröhlichkeit war ermutigend, und Tenna war froh, daß er ihr Prüfer war. Er war bei seinen kurzen Aufenthalten in Station 97 immer freundlich. »Wir laufen morgen ein kurzes Stück, wenn es meinem Fuß bessergeht.«
Weitere Läufer trafen ein, daher waren Cesila und Tenna beschäftigt, nahmen Nachrichten entgegen, sortierten Päckchen für den Wechsel, servierten Essen, machten Wasser für Bäder warm und versorgten zerkratzte Beine. Es war der Frühling des Jahres, und die meisten Läufer trugen nur in den kältesten Monaten lange Hosen.
Es blieben genug über Nacht, daher gab es Stoff zum Plaudern und Klatschen. Was Tenna davon abhielt, sich Gedanken zu machen, ob sie ihren Prüfer am Morgen zufriedenstellen würde.
Eine Läuferin auf dem Weg nach Norden war spät in der Nacht mit Nachrichten eingetroffen, die auf einer östlichen Route weitergegeben werden mußten. Da die Schwellung seiner Ferse weitgehend zurückgegangen war, dachte Mallum, daß er sie mitnehmen konnte.
»Es ist eine gute Teststrecke«, sagte er und gab Tenna ein Zeichen, daß sie den Kurierbeutel an ihrem Gürtel befestigen sollte. »Ich reise unbeschwert, Mädchen.« Sein Grinsen war spöttisch, denn der Beutel wog kaum mehr als die Wherhaut, aus der er gemacht war. »Laß mich zuerst sehen, was du an den Füßen trägst.«
Sie zeigte ihm ihre Schuhe, den wichtigsten Teil der Ausrüstung einer Läuferin. Sie hatte das spezielle Öl ihrer Familie benutzt, um die Wherhaut geschmeidig zu machen, und sie dann an dem Leisten geformt, den ihr Onkel, der für ihre Familie die Schuhe anfertigte, nach ihren Füßen geschnitzt hatte. Ihre Stiche waren ordentlich, aber nicht so exakt wie die von Mallum.
Sie hatte vor, noch besser zu werden. Aber dieses Paar war keine schlechte Arbeit und paßte wie angegossen an ihre Füße. Die Spikes waren mittellang, den momentanen trockenen Bedingungen der Wege angemessen. Die meisten Langstreckenläufer hatten ein zusätzliches Paar mit kürzeren Spikes für härteren Boden dabei, besonders im Frühling und Sommer. Sie arbeitete gerade an ihrer Winterfußbekleidung und hoffte, sie würde sie auch brauchen, denn diese Schuhe reichten bis halb an die Wade und machten viel mehr Arbeit. Aber sie waren viel leichter als die Schuhe, die normale Bürger trugen. Aber die meisten Bürger gingen auch recht schwerfällig, und das dickere Leder war so angemessen für ihre Ansprüche, wie es das feine, weiche Leder für die Füße der Läufer war.
Mallum nickte anerkennend, als er ihr die Schuhe zurückgab Dann überprüfte er den Sitz ihres Gürtels und vergewisserte sich, daß er fest genug war und nicht an ihrem Rücken reiben würde, wenn sie lief, und er vergewisserte sich, daß ihre kurzen Hosen nicht an den Beinen scheuerten und ihre ärmellose Bluse den Rücken bis weit unter der Taille bedeckte, damit sie sich die Nieren nicht unterkühlte. Wenn man häufig Pausen machen mußte, um sich zu erleichtern, ruinierte das den Rhythmus eines Laufes.
»Wir gehen jetzt«, sagte Mallum, nachdem er sich vergewissert hatte, daß sie bestens gerüstet war.
Cesila stand an der
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