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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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blickte starr vor sich hin. »Wir müssen ganz sicher gehen. Wilfried von Breyde, bisher wart Ihr nicht besonders erfolgreich. Siegmar von Esken wird zu gefährlich. Ich schlage vor, dass Ihr das Problem endgültig beseitigt.«
    Herzog Bernhard und die anderen Männer nickten.
    Wilfried verbeugte sich. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.«
    Hermann versuchte, so gut wie möglich seinen Schrecken zu verbergen. Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte. Er blickte zu Rheinfelden, der ihm ein überlegenes Lächeln schenkte. Wenn er sich jetzt für Siegmar einsetzte, würde er sich das Misstrauen der Bruderschaft zuziehen und seinen Einfluss einbüßen. Rudolf würde das gegen ihn zu nutzen wissen. Was also konnte er tun?
    Wie jeder in der Mauritiusbruderschaft, hatte er einen Eid auf den Heiligen Mauritius geleistet, niemals von der Existenz der Bruderschaft zu berichten. Den Schwur hatte er für seinen Freund Siegmar ohnedies schon gebrochen und Gott immer wieder dafür um Verzeihung gebeten. Er hatte zwar nicht alles erzählt, doch Siegmar von Esken war klug. Er würde sich alles weitere zusammenreimen können. Hermann blieb nur zu hoffen, dass sein Freund Vernunft annehmen würde und das Reich verließ, zumindest für einige Monate. Das war die einzige Möglichkeit, sein Leben zu retten. Hermann würde ihm eine Botschaft und Geld schicken und schweigen. Allerdings hegte er Zweifel, ob die Nachricht Siegmar rechtzeitig erreichen würde.

III
    Es roch nach Herbst an dem Septembermorgen, als sie Janus´ Vater abholten. Ungefähr dreißig Waffenknechte warteten vor dem Tor der inneren Wallbegrenzung und ihr Anführer, ein Ritter, forderte lautstark Einlass. Siegmar stand hinter der Brustwehr und schaute hinab. Er verfügte gerade einmal über zehn Männer, die im Falle eines Angriffs die Motte verteidigen sollten.
    Janus war noch zu klein, um über die hölzernen Palisaden nach unten zu sehen, und stand hinter seinem Vater, der die Hand an das Heft seines Schwertes legte. Er krallte sich an Siegmars Tunika fest und spürte die Gefahr. Sein Vater drehte sich um und Janus sah die Trauer in seinem Gesicht. Seit Mutters Tod war es die gleiche Qual, die er dort fand, doch nun kam noch etwas anderes hinzu. Furcht. Janus grub seine Hände noch fester in Siegmars Gewand und spürte dessen Hand, die sanft über seinen Kopf strich.
    »Lass sie nicht hinein, Vater, sie sind böse«, flüsterte er.
    Siegmar schenkte ihm ein verzweifeltes Lächeln und gab den Wachen ein Zeichen, das Tor zu öffnen.
    Janus verstand nicht, denn er dachte immer, die Eskeburg sei stark genug, jedem Angriff standzuhalten. Warum ließ sein Vater einfach das Tor öffnen?
    Die wenigen Waffenknechte schauten beklommen auf die Truppe der Berittenen im Burghof. Janus blickte seinen Vater an, der ihm zunickte. »Geh in die Motte, mein Sohn, und bleibe da, bis ich dich rufe!« Dann verließ Siegmar die Brustwehr und ging zu den Männern im Hof. Janus stand wie versteinert da und sah hinab. Sein Blick fiel auf Johannes, der in den Burghof lief. Der Stallmeister und einige Waffenknechte stellten sich neben seinen Vater.
    »Siegmar, wir stehen alle treu hinter dir«, sagte Johannes. »Ein Wort von dir und wir werden kämpfen.« Doch Siegmar hob beschwichtigend die Hand. »Lasst uns zunächst hören, was sie wollen.«
    Janus kam es vor, als wisse sein Vater schon, was die Soldaten herführte, denn er legte Johannes die Hand auf die Schulter, schaute ihm in die Augen und sprach: »Johannes, mein treuer Freund, gehe zur Abtei Werden und benachrichtige Ulrich. Dann schicke einen Boten zum Kaiser. Er soll von den Vorgängen hier erfahren. Sorge dafür, dass Konstanze und Janus kein Leid geschieht. Bitte Ulrich, sich um alles zu kümmern, er wird wissen, was zu tun ist.«
    Wer war Ulrich? Und was hatte das alles zu bedeuten? Was wollten die Männer von seinem Vater? Die Gedanken kreisten wild in Janus´ Kopf. Sein Vater wandte sich dem Ritter und Anführer der Waffenknechte zu, einem mittelgroßen Mann mit stechenden Habichtsaugen, die leicht schielten. Er stellte sich als Wilfried von Breyde vor. Der Mann saß von seinem Pferd ab und trat vor Janus´ Vater, dann sprach er mit lauter und fester Stimme.
    »Graf Siegmar von Esken, Ihr seid der Häresie beschuldigt worden. Man klagt Euch an, heidnische Götterrituale zu vollziehen. Ein Dorfpriester und der Medicus des Grafen Bernhard von Werl
    bezeugen die Anklage. Ihr müsst Euch der Gerichtsbarkeit des Grafen von Werl

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