Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
stellen.«
    Janus sah, wie sich Johannes Wohlfarth vor dem Ritter mit den Habichtsaugen aufbaute. »Ein Graf darf den anderen nicht verurteilen, das wisst Ihr genau!«
    Wilfried verschränkte seine Arme vor der Brust und lächelte überlegen. »Die Vorwürfe sind so abscheulich, dass der Graf den Fall an Bischof Immad von Paderborn übergab, der sich an den Herzog von Sachsen gewandt hat. Seine Gnaden Bernhard, Herzog des Sachsenlandes, verfügt, dass Ihr eingekerkert werdet und im Falle der Schuld liegt Euer Schicksal in der Hand des Grafen von Werl. Der Herzog verfügt ferner, dass Ihr all Eure Ländereien und Titel verwirkt habt. Alles geht über in den Besitz des Grafen von Werl.«
    Johannes legte die Hand an das Heft seines Messers. »Das darf er nicht tun! Wenn der Kaiser hiervon erfährt, dann …« Er wandte sich Janus´ Vater zu. »Siegmar, erlaube uns zu kämpfen! Denke an Janus und Konstanze!«
    Wilfried von Breyde ignorierte Johannes und trat einen Schritt auf Janus´ Vater zu. »Die Vormundschaft über Eure Kinder und das gesamte Gesinde übernimmt ebenfalls Graf von Werl«, sagte er und übergab seinem Vater eine Pergamentrolle. »Dies ist das herzogliche Siegel. Graf von Esken, ergebt Euch. Wir sind sechs gegen einen. Meine Männer und ich haben den Befehl, Euch zur Rüdenburg zu bringen, dort wird man über Euch Gericht halten.«
    Janus spürte einen Stich in der Magengrube. Diese Männer wollten seinen Vater mitnehmen. Warum zog er nicht sein Schwert? Warum erschlug er die Kerle nicht einfach? Häresie hatte der Mann mit den Habichtsaugen gesagt. Sie klagten seinen Vater an, mit den heidnischen Mächten im Bunde zu stehen. Hatte der Dorfpriester am Ende doch recht gehabt? Janus wusste nicht, wie ihm geschah, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass diese Männer nicht die Wahrheit sprachen. Er vertraute seinem Vater. Es konnte nicht sein.
    Johannes trat auf Wilfried von Breyde zu, immer noch lag seine Hand auf dem Messer. »Ihr könnt ihn ebenso gut gleich ermorden! Das hier geschieht ohne Zustimmung des Kaisers!«
    Wilfried von Breyde schaute Johannes mit kalten Augen an. Er kam Janus teuflisch vor. Der Mann war böse, sein ganzes Äußeres strahlte etwas Unheimliches aus. Janus musste etwas tun. Er lief zur Motte, holte sein Holzschwert unter der Treppenstufe hervor und tat zum ersten Mal nicht, was sein Vater ihm aufgetragen hatte, sondern stellte sich hinter ihn. Siegmar bemerkte ihn gar nicht.
    Der Ritter mit den Habichtsaugen sprach weiter. »In diesem Fall brauchen wir die Zustimmung des Kaisers nicht. Glaubt mir, wenn sich die ungeheuerlichen Vorwürfe bestätigen sollten, kann Euch nicht einmal mehr der Kaiser helfen, Graf von Esken.«
    Janus bemerkte, wie Johannes sein Messer ziehen wollte, doch Siegmar legte ihm die Hand auf den Arm. »Nein, Johannes! Ich werde mit Euch gehen und mich der Gerichtsbarkeit des Bischofs und des Werler Grafen stellen, erlaubt mir jedoch, mich zuvor noch von meinen Kindern zu verabschieden.«
    »Bist du von Sinnen? Ebenso gut könntest du dich gleich von der Brustwehr stürzen«, rief Johannes.
    »Lass es gut sein, Johannes! Ich möchte nicht, dass es hier zu Blutvergießen kommt.«
    Wilfried von Breyde blickte scheinbar gelangweilt in den Himmel und atmete tief ein. »Verabschiedet Euch von Euren Kindern, Graf von Esken.«
    In diesem Augenblick konnte Janus nicht länger still halten. Er stürzte sich, ohne zu zögern, auf den Mann und schlug ihm mit seinem Holzschwert auf den Arm. Der unverhoffte Angriff überraschte Wilfried, doch er reagierte augenblicklich und riss Janus das Schwert aus der Hand. Dann lächelte er ihn mitleidig an, zerbrach die Holzwaffe in zwei Teile und warf sie auf den Boden.
    Siegmar packte Janus und zog ihn zurück. »Janus, was machst du hier? Ich habe dir befohlen, in die Motte zu gehen!«
    Janus ballte die Hände zu Fäusten und Tränen rannen über sein Gesicht. Der Mann mit den Habichtsaugen lachte kurz auf, dann wandte er sich ab und gesellte sich zu seinen Männern.
    Janus´ Vater ging mit ihm zum Wohnhaus der Burg, öffnete die Tür und schob ihn hindurch. Janus´ Blick fiel auf seine kleine Schwester Konstanze, die friedlich im Arm der Amme Gelsa schlief. Sein Vater beugte sich hinunter, küsste Konstanze auf die Stirn und sagte zu Gelsa: »Sorge gut für sie, denn ich weiß nicht, ob ich jemals wiederkomme.«
    Bei den Worten, fühlte Janus, wie sich seine Furcht mit unbändigem Hass vereinigte. Warum wehrte sich sein Vater

Weitere Kostenlose Bücher